10┃Komm'näher

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come a little closer

Seit meiner Kündigung und dem Nachmittag mit Camille waren einige Tage vergangen - Tage, die ich bei meinen Eltern verbracht hatte. Sie waren froh mich zu sehen - auch meine Kündigung schien sie nicht weiter zu stören, ganz im Gegenteil. 

Selbst mein Bruder Kai kam für ein paar Tage vorbei. Er war damals für sein Psychologie-Studium nach Köln gezogen und wohnte seitdem auch dort. Er hat eine Freundin und war glücklich mit ihr. Ich freute mich wirklich ihn zu sehen. 

Auch Julie kam oft vorbei - es war fast wie früher, nur mit dem Unterschied, dass wir alle älter geworden waren. 

-

"Was lächelst du denn so?", neckte Julie mich.

"Ich lächle gar nicht.", schnell drehte ich mein Handybildschirm um, leider zu schnell und erweckte damit auch Kais Interesse. 

"Uhh hat unsere Kleine etwa was am laufen?", Kai stand vom Sofa auf und setze sich mit zu uns an den Tisch. Unsere Eltern waren bei irgendeiner Nachbarschaftsfeier - wir wollten nicht mir und blieben daher zu Hause.

"Nein, hab ich nicht. Keine Ahnung wovon ihr redet.", schon wieder vibrierte mein Handy, leider war ich zu neugierig und las die Nachricht, sie war von Camille - wir hatten Nummern ausgetauscht und seitdem schrieben wir ab und zu. Erneut schlich sich ein leichtes Lächeln auf meine Lippen, allerdings blieb das nicht unbemerkt.

"Da - siehst du? Sie tut es schon wieder!", rief meine Schwester Kai zu.

"Du kannst uns nichts vor machen Lieke, ich kenne dieses Lächeln! Sag schon wer ist er? Ein Tindermatch?", nun beugte sich Kai zu mir rüber, um auf meinen Bildschirm blicken zu können.

Schnell zog ich mein Handy weg. "Nein, das ist eh niemand..", doch bevor ich meinen Satz beenden konnte, sprang Kai auf und zog mir mein Handy weg. Ich wollte aufspringen, doch Julie blockierte den Weg.

"Eyy, gib das wieder her!", doch meine Versuche waren erfolglos. Schon begann Kai zu lesen.

"Wer ist denn Camille?", fragte er - auch Julie schaute verwirrt zu mir. Ich hingegen starrte die Wand an, in der Hoffnung sie könnte mich retten.

"Eine Freundin.", antwortet ich, was keine Lüge war. Leider wurde ich rot und versuchte erfolglos meine Gesicht hinter meinen Haaren zu verbergen. 

"Ahaa.", Julie wackelte mit ihren Augenbrauen.

"Eine Freundin, die dich ganz rot werden lässt. So so.", fügte Kai hinzu.

Ich wusste nicht, was ich daraufhin sagen sollte und ließ mich auf einem Stuhl nieder. Auch Kai und Julie setzten sich wieder.

"Ich brauche Details!", sagte Julie. 

"Es gibt keine. Camille ist eine Freundin, mehr nicht!", antwortete ich energisch.

"Aber du willst mehr, oder?", fragte daraufhin Kai mit einem anzüglichen Lächeln.

"Ja - ich meine Nein, keine Ahnung.", ich stütze meinen Kopf in meine Handinnenflächen und seufzte.

"Wie habt ihr euch denn kennengelernt?", wollte Julie wissen.

Ich zögerte kurz, aber beschloss dann mich ihnen anzuvertrauen, es nütz ja alles nichts - ich musste mit jemandem reden, sonst würde ich bald durchdrehen. 

"Auf einer Beerdigung.", sagte ich leise und schielte durch meine Finger, um ihre Reaktionen sehen zu können.

Sie sahen überrascht aus. "Das nennen ich mal in schwarze getroffen!", lachte Kai. Julie boxte ihn daraufhin und warf ihm einen warnend Blick zu. 

Amor Est Vitae EssentiaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt