I'm holding on to you, holding on to me
Angestrengt massierte ich meine Schläfen, die letzte Nacht hatte ich kaum ein Auge zu bekommen - zu sehr beschäftigte mich die Sache mit Camille. Doch das war keine Entschuldigung, nicht zu meiner Vorlesung zu erscheinen, immerhin war ich keine Studentin mehr, sondern die Dozentin.
Seufzend ließ ich meinen Blick durch die Reihen gleiten, heute leitete ich ein praktisches Seminar - die Studenten saßen in kleinen Gruppen verteilt und erarbeiteten Aufgaben zur Baugeschichte aus verschiedenen Epochen.
Camille hatte sich nicht noch mal bei mir gemeldet, einerseits war ich ihr dankbar dafür, denn so konnte ich in Ruhe über alles nachdenken, andererseits hatte ich fest damit gerechnet, dass sie mir nochmal schreiben würde.
Versunken in meine Gedanken, merkte ich nicht, wie eine meiner Studentinnen mir eine Frage stellte, was - durch das Ausbleiben einer Antwort meinerseits, die Aufmerksamkeit der anderen auf sich zog. Erst nachdem sie sich wiederholt räusperte - schreckte ich auf und sah die ganzen Augenpaare, die mich mittlerweile fokussierten.
"Sorry, was haben Sie gesagt?", leicht errötend schaute ich in die Gruppe.
"Alles okay bei Ihnen, sie wirken so abwesend?", fragte die junge Frau.
Überrascht hob ich eine Augenbraue, ich dachte, ich wäre subtiler und nicht so leicht zu lesen.
"Meine Probleme gehören nicht hier her.", sagte ich und versuchte, die ganze Situation zu überspielen. "Wobei kann ich Ihnen denn helfen?", mit einem ruck, schob ich meinen Stuhl zurück und erhob mich.
Plötzlich schaltete sich ein junger Mann aus einer anderen Gruppe dazu;
"Sicher? Wir können bestimmt helfen.", durch starkes Nicken, versuchte er dem gesagten Ausdruck zu verleihen.
Überraschenderweise ließen immer mehr Studenten ihre Stifte fallen und boten ihre Hilfe an. Mit großen Augen sahen sie zu mir, doch ich wusste nicht so recht, wie ich damit umgehen sollte und schwieg - zum einen hätte ich nicht damit gerechnet, dass sie sich so für mein Leben interessierten und zum anderen gehörten meine Probleme wirklich nicht hier in diesen Raum.
Seufzend verschränkte ich meine Arme vor der Brust und sah aus dem Fenster. Der Himmel war grau und es sah so aus, als ob es jederzeit zu regnen anfangen würde - vereinzelt flogen Vögel durch die Luft, auf der Suche nach Schutz. Die Ruhe vor dem Sturm.
"Okay.", ich ließ meine Hände sinken und ergriff ein Stück Kreide.
Ganz traute ich der Situation nicht, weswegen ich nicht zu sehr ins Detail gehen wollte.
"Angenommen Sie bekommen einen Auftrag für ein Bauprojekt, ehm alle Bedingungen scheinen zu stimmen - sowohl die Bezahlung als auch der Rest. Nach mehreren Gesprächen fühlen Sie sich gut und wollen den Auftrag annehmen. Sie sind berauscht, alles läuft glatt, denken Sie. Doch dann, kurz bevor Sie den Vertrag unterschreiben, erfahren Sie, dass das Projekt schon jemand anderem gehört."
Mit ein paar Skizzen versuchte ich, dass Gesagte irgendwie zu verdeutlichen - auch wenn das sinnlos erschien, es lenkte mich jedoch von meinem rasenden Herzen ab; "Was machen Sie?", erwartungsvoll schaute ich in die Runde.
Die junge Frau von vorhin meldete sich, mit eine Nicken gab ich ihr zu verstehen, dass Sie reden durfte; "Das Gespräch suchen?"
"Genau. Sie suchen das Gespräch. Es stellt sich jedoch raus, dass Sie von Anfang an belogen wurden. Die andere Partei hatte eh den Vertrag schon sicher - bevor Sie überhaupt ins Rennen gekommen sind."
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Amor Est Vitae Essentia
Romance"Ich mochte es in Camilles Nähe zu sein, ich mochte es ihr Lachen zu hören, ihre Lippen auf meiner Wange zu spüren. Ich mochte sie. Sehr sogar." Manchmal kommt alles anders; man begegnet bestimmten Menschen und auch wenn es auf den ersten Blick komp...