forever
Nach der Woche bei meinen Eltern, bin ich zurück in meine Wohnung gefahren. Auch Kai und Julie mussten wieder arbeiten, bevor ich allerdings meinen Heimweg antreten konnte, musst ich allen versprechen, bald wieder zu kommen und das noch vor Weihnachten.
Camille und ich hielten Kontakt, wir schrieben nun fast den ganzen Tag. Julie meinten ich sei vollkommen von ihr 'verzaubert', obwohl ich anfangs vehement gegen diese Aussage protestierte, war ich zu dem Schluss gekommen, dass sie vielleicht gar nicht so unrecht hatte. Ich mochte es in Camilles Nähe zu sein, ich mochte es ihr Lachen zu hören, ihre Lippen auf meiner Wange zu spüren. Ich mochte sie. Sehr sogar.
Nach mehreren Anläufen hatte ich es geschafft, sie nach einem Treffen zu fragen; ganz oldschool; auf einen Kaffee. Camille hatte sich gefreut und sofort zugesagt, was mir ein Lächeln ins Gesicht zauberte.
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Nervös wartete ich vor ihrer Einfahrt, in einem stetigen Rhythmus trommelten meine Finger auf dem Lenkrad herum. Wir hatten uns darauf geeinigt, dass ich sie abholen und wir dann gemeinsam ins Café fahren würden. Mein Blick fiel auf die Uhr im Auto - ich war etwas zu früh und stand schon fünf Minuten da. Die Zeit schien förmlich still zu stehen, ich öffnete meine Handyinnenkamera, um mein Make-Up zu überprüfen. Danach schaute ich wieder zu Eddas Haus, im Untergeschoss brannte Licht.
Seufzend lehnte ich mich wieder in meinem Sitz zurück und drehte die Anlage auf, nach zwei weiteren Minuten, die sich wie ein zäher Kaugummi in die Länge zogen, öffnete sich die Haustür endlich und Camille trat heraus. Sie trug einen schwarzen Mantel, der jeder Kurve ihres Körpers perfekt zur Geltung brachte, ihre roten Haare trug sie hochgesteckt, nur ein paar Strähnen hingen ihr ins Gesicht.
Sie kam mit einem Lächeln auf ihren Lippen auf mein Auto zu, wenige Sekunden später saß sie neben mir. Ihr Parfüm verteilte sich sofort im Wageninneren und hüllte mich von allen Seiten ein. Ich schwebte quasi auf Wolke 7.
"Hi.", sie hauchte einen Kuss auf meine Wange und schnallte sich an. Es kam mir fast schon wie das normalste auf der Welt vor - sie neben mir sitzend. Dabei kannte ich sie erst ein paar Wochen und das hier war unser drittes Treffen, wenn man die Trauerfeier mitzählt.
"H-heii.", stotterte ich und startete den Wagen, ihre Nähe machte mich immer ganz nervös und versetzte mich zurück in meine Jugend. Ich erinnerte mich an mein aller erstes Date zurück mit Paul, einem Jungen aus meiner damaligen Klasse. Es war eine Katastrophe. Den Gedanken schob ich allerdings ganz schnell in die hinterste Ecke meines Gehirns, ich wollte mich auf das hier und jetzt konzentrieren. Auf Camille.
Die Fahrt dauerte nicht lange, wir unterhielten uns über Kleinigkeiten und lauschten der Musik im Radio. Es war angenehm und ich konnte meine Nerven davon überzeugen, sich zu beruhigen.
Das Café lag mitten in der Altstadt und war nicht sonderlich groß, kennt ihr diese Geheimtipps -Ort, die von außen vielleicht nicht super einladend aussahen und deshalb vom Großteil der Mehrheit gemieden werden, aber wie sagt man so schön; man sollte nie ein Buch nach dem Einband bewerten.
Wir betraten das Café und suchten uns eine ruhige Ecke, es war nicht viel los: vereinzelt saßen ein paar Leute an den Tischen und unterhielten sich. Im Hintergrund dudelte leise Musik, allerdings kannte ich den Song nicht. Die Möbel waren aller kunterbunt gemischt, es sah ein wenig so aus als hätten die Besitzer ein ganzes Antiquariat ausgeraubt - oder mehrere. An den Wänden hingen unzählige Bilder und überall standen Kleinigkeiten. Ich mochte diesen alten Stil, es hatte etwas verruchtes und nostalgisches, der Ort erzählte Geschichten.
Leider war der 'Ort' damit lauter als wir beide, denn Camille schwieg und ich versteckte mich hinter der Speisekarte. Das war das erste Mal, dass wir allein waren. Bisher waren immer Menschen dabei wenn wir uns trafen, die als Puffer dienten. Doch jetzt gab es nur uns zwei und die Stille, welche quasi als unsichtbarer Begleiter, mit uns am Tisch saß.
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Amor Est Vitae Essentia
Romance"Ich mochte es in Camilles Nähe zu sein, ich mochte es ihr Lachen zu hören, ihre Lippen auf meiner Wange zu spüren. Ich mochte sie. Sehr sogar." Manchmal kommt alles anders; man begegnet bestimmten Menschen und auch wenn es auf den ersten Blick komp...