Das kleine Haus am Stadtrand

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Draco saß auf einem dunklen Stuhl neben dem alten Klavier seiner Mutter. Er konnte seine Eltern im Raum nebenan reden hören, er konnte jetzt immer alles hören was sie sagten, denn das neue Haus war sehr klein. Die Malfoys mussten umziehen, denn ihre frühere Residenz wurde abgefackelt. Sie bekamen Geldprobleme, da niemand sie mehr einstellen wollte. Wer wollte auch mit einem ehemaligen Todesser zusammen arbeiten? Sie konnten alles tun, um ihr Image aufzupolieren, doch niemand wollte ihnen glauben. Dabei stimmte es doch, Lucius und Narzissa waren nettere Menschen geworden. Sie waren nicht mehr so kalt und bösartig, sie waren nun gesittet und freundlich. Doch das wollte leider keiner für wahr haben. Das einzige Glück was sie hatten war, dass Lucius nicht nochmal nach Askaban musste, auch wenn er zu der Zeit auf Voldemorts Seite stand. Der Minister war sehr nachgiebig, als so gut wie alle Todesser und Komplizen Voldemorts, große Reue gezeigt haben.

"Draco, mein Schatz?" Seine Mutter kam herein und tritt auf die knarzenden, alten Bodendielen. Er schaute zu ihr auf, doch verzog keine Miene. "Es ist eine Eule für dich gekommen, in dem Brief stand du könntest dein siebtes Jahr nochmal machen. Wär das nicht eine große Chance? Was hälst du davon?" Narzissa guckte ihn wohlwollend an. Draco jedoch räusperte sich nur und dachte nach. Warum sollte er noch ein Jahr auf dieser ätzenden Schule verbringen? Seine Eltern wollten doch einen Laden aufmachen, in der Winkelgasse, konnte er da nicht arbeiten? Pansy, Crabbe und Goyle und alle anderen der Slytherins würden da bestimmt nicht nochmal hingehen. Sollte er als einziger wiederkommen? Doch ein Gedanke kam ihm, der ihn doch etwas zu Hogwarts zog. Er sah vielleicht Harry wieder. Komisch, darüber hätte er früher niemals nachgedacht, sich zu freuen Potter wiederzusehen. Er wollte natürlich nicht sein bester Freund werden oder so, aber doch sehnte es ihn danach Harry Danke zu sagen. Obwohl seit Voldemorts Tod, Dracos Familie kaum noch Geld hatte, war es doch ein großer Befreiungsschlag vorallem für ihn selber. Er wollte nie wirklich ein Todesser werden, er war oft sauer auf seinen Vater, dass er seine Familie Voldemort so unterwarf. Draco lebte nur mit Angst und Schrecken und tat somit viele Sachen, die er nicht hatte tun wollen. Er musste den Bösen in der Schule spielen und damit prahlen, dass er ein reinblütiger Malfoy sei, doch insgeheim wollte er dieses Leben nicht. Diese schreckliche Zeit war nun vorbei, dank Harry. Jetzt konnte er wieder durchatmen, keine Angst mehr haben, ein normales Leben führen. Er war Harry so dankbar, er konnte es kaum in Worte fassen.

"Draco..?" Er fing sich wieder und bemerkte, dass seine Mutter schon die ganze Zeit auf eine Antwort wartete. Ohne ein weiteres Überlegen entschied er sich dann. "Ja, ich werde hingehen." Und war im Endeffekt froh über seine Antwort. Seine Mutter ging gut gelaunt aus dem Raum und sie ließ auf der Türschwelle noch ein "Ich schicke eine Eule zurück" zu hören, dann verschwand sie mit federndem Schritt aus dem Türrahmen.

Jetzt hatte er noch den ganzen Winter Zeit, rein gar nichts zu tun.

Er ließ seinen Blick über die Flaschen auf dem Klavier schweifen und richtete sich auf. Langsam fuhr er sich mit den leicht zittrigen Fingern durch die grellblonden Haare und ging vorsichtig durch den Raum, der trotzdem knarzte. Einen Meter vor ihm war ein großes,braunes, verwinkeltes Fenster, so sahen die alle an dem kleinen Backsteinhäuschen aus. Dracos Blick schweifte über die Landschaft. Nur aus diesem Fenster konnte man aus dem Haus einen wirklich schönen Ausblick erhalten. Aus den meisten anderen Fenstern konnte man nur andere, mehr heruntergekommene Häuser sehen. Das neue Haus der Malfoys lag am Rand eines Vorortes, der aber nichts mit den üblichen Vororten gemeinsam hatte. Hier sah kein Haus wie das andere aus, die Hecken waren nicht akkorat geschnitten und hier hatte auch niemand einen Rasensprenger. Obwohl Draco diese Art von Wohnorten überhaupt nicht mochte, weil dort immer so viele Muggel wohnten, war es dort doch besser als hier. Das Haus von ihnen selbst war noch am schönsten von allen aus der Gegend. Hier wohnten viele Zauberer, hauptsächlich welche die nicht oft zuhause waren, darum sahen ihre Häuser auch nicht sehr gepflegt aus. Muggel gab es hier wenige, aber dennoch hatte Draco schon vereintelt welche zu Gesicht bekommen. Sie waren furchtbar, fand er, so ahnungslos und langweilig.

Plötzlich musste er wieder an Harry denken. Warum nur? Was, wenn er nichts von ihm wissen will? Draco wollte versuchen, etwas netter zu ihm zu sein wenn sie sich wieder sehen würden. Doch vielleicht will er davon ja gar nichts wissen? Das beschwerte Dracos Herz. Er hätte nicht so fies zu ihnen allen sein sollen. Leider konnte er sich bei Ron nicht mehr entschuldigen.

Cold Hearts | drarryWo Geschichten leben. Entdecke jetzt