𝐗 | realizations

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tw: homophobie/panikattacken

"Wirst du mir irgendwann erzählen, was los ist?"

Es war das erste Wochenende des 5. Schuljahrs. Ganz Hogwarts schien die Sonne auszunutzen und am schwarzen See zu sitzen, deshalb taten Aedan und Albus das Gegenteil und hatten sich in der Bibliothek verschanzt. Hier liefen sie nicht Gefahr, Gruppen an Sechstklässlern über den Weg zu laufen, die es irgendwie geschafft hatten, literweise Feuerwhiskey einzuschleusen. Es war allgemein bekannt, dass das sechste das beste Jahr in Hogwarts war, um Spaß zu haben; weder ZAGs noch UTZs warteten am Ende des Schuljahrs auf einen, und man war bereits beinahe volljährig. 

"Was?", fragte Albus verwirrt. 

"Du und Blondie.", erwiderte Aedan unbeeindruckt und wandte sich wieder seinem Aufsatz zu. 

"Ich und- Was?"

"Der Typ, der mit uns im Schlafsaal schläft, wie heißt der nochmal."

"Scorpius.", sagte Albus. Blondie? Aedan war wirklich von allen guten Geistern verlassen. 

"Genau.", erwiderte der Dunkelhaarige und setzte einen sehr aggressiven Punkt hinter einen seiner Sätze. Das tat er immer, und Albus wunderte sich Tag für Tag, wieso seine Feder noch nicht durchgebrochen war.

"Was soll mit uns sein?", fragte Al in einer Tonlage, die, wie er hoffte, nüchtern und distanziert klang. 

"Als ich euch kennengelernt habe, wart ihr doch voll die Besties. Habt ihr euch gestritten oder so?" Albus war wieder einmal davon beeindruckt, wie monoton Aedans Stimme zu jeder Zeit klang. Entweder, er interessierte sich einfach nur für nichts und niemanden, oder er war gut darin, so zu tun. 

"Nein."

"Und wieso hängst du dann mit mir ab und nicht mit ihm?"

Albus zuckte mit den Schultern. Genau, wieso hängst du mit Aedan ab und nicht mit Scorpius? 

Er brauchte jetzt wirklich keine Diskussion mit sich selbst und blockierte sein Unterbewusstsein für's erste erfolgreich. 

"Weil... ich dich mag?" Diese Antwort schien Aedan nicht besonders zu gefallen. Er sah von seinem Aufsatz hoch und blickte ihn Albus ein paar Sekunden geschockt an. Dann begann er, zu lachen. 

"Was denn?", fragte Albus. Er war sich nicht sicher, ob er Aedan je Lachen gesehen hatte. 

"Okay, Fakten auf den Tisch. Ich bin nicht dumm, Albus, auch wenn du das vielleicht denkst."

"Ich denke nicht-", begann Albus zu protestieren, wurde aber von seinem Gegenüber unterbrochen. 

"Shh. Ich rede. Also, wenn ihr euch nicht gestritten habt, wieso macht ihr dann nichts mehr zusammen? Ich merk doch, dass du ihn immer noch ganz gut leiden kannst, also was ist das Problem?"

Ich. Ich bin das Problem. Ich und meine verdammte, grundlose Eifersucht. 

"Ich weiß es nicht, okay? Das geht jetzt ein Jahr lang so. Wenn ich wüsste, woran es liegt, hätte ich doch schon längst was unternommen! Menschen entfreunden sich halt manchmal, das passiert."

Aedan sah nicht überzeugt aus. Aber konnte man an seinem Gesichtsausdruck je irgendetwas ablesen? "Normalerweise, wenn sich Menschen auseinanderleben, ist es so, dass es für beide okay ist. Aber bei euch ist das Gegenteil der Fall.", erklärte er nüchtern. 

"Jetzt tu nicht so, als wüsstest du, ob das für Scorpius okay ist, vor fünf Minuten kanntest du noch nicht mal seinen Namen.", zischte Albus zurück, allmählich genervt davon. Konnte Aedan nicht einfach damit fortfahren, still und ausdruckslos dazusitzen und in die Luft zu starren, anstatt zu versuchen, ein Gespräch mit Albus aufzubauen, das eindeutig in die falsche Richtung ging?

𝗹𝗼𝘃𝗲𝘀𝘁𝗿𝘂𝗰𝗸; 𝗌𝖼𝗈𝗋𝖻𝗎𝗌Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt