Kapitel 57

1.4K 69 27
                                    

"Malia, geht es dir gut?", leicht schüttelte ich sie durch.

Seit wir abgehauen waren, war sie nicht mehr ansprechbar gewesen und hatte die gesamte Zeit mit einem tiefen Nickerchen verbracht.

Wir alle wollten sie nicht wecken, darum hatten wir sie schlafen lassen. Trotzdem hatte ich alle zehn Minuten meinen Finger unter ihre Nase gehalten, um auch wirklich sicher zu gehen, dass sie noch bei uns war.

Jetzt aber war es Zeit, auch sie in unser Vorgehen einzuweihen.

Sie stöhnte auf: "Lass mich schlafen."

Gut, sie lebte noch.

"Das würde ich ja gern, aber es wäre besser, wenn du jetzt aufstehst und dir das mal anhörst", meinte Davina nun, die mit verschränkten Armen sich am Auto anlehnte.

Malia schaute zuerst mürrisch in meine Augen, dann rieb sie sie kurz und versuchte aufzustehen.

Ihr ganzer Körper musste völlig verkrampft sein. Vor allem ihr Rücken, die Rückbank war nähmlich steinhart.

Wie sie stundenlang darauf schlafen konnte, war mir ein Rätsel.

Ich half ihr beim Aufstehen, denn es schien so, als würde sie immer noch von Schmerzen begleitet werden.

Dann gingen wir zusammen zu den anderen, die es sich währenddessen an einem Tisch gemütlich gemacht hatten.

Wir hatten uns auf einer kleinen Raststätte niedergelassen und versucht über alles zu reflektieren.
Es hatte zum Glück ein paar Bänke und Tische aus Stein, auf denen wir uns hinsetzen konnten.

Mühsam hiefte sich Maila auf die Steinbank und liess dabei einen kleinen Stöhner raus.

Bevor sie zu sprechen begann, probierte sie sich zu strecken, doch verzog ein wenig das Gesicht, also liess sie es sein: "Was ist passiert, als ihr Lilian wieder zum Leben erwecken wolltet?"

Malia scheute sich gar nicht direkt zu sein...
Vielleicht war das ja auch besser so.

Trotzdem konnte man förmlich spüren, wie die Stimmung den Bach runter raste.

Niemand versuchte die Situation irgendwie zu erklären, obwohl wir vorher schon im Auto darüber gesprochen hatten.

Bis ich mich dann dazu zwang: "Am Anfang schien für uns alles normal, aber dann habe ich gemerkt, wie ich immer schwächer wurde und wie irgendwie meine ganze Magie in diese Frau hinein floss und-"

"Wie genau hast du das gemerkt? Wie hat es sich angefühlt? Und geht es dir jetzt gut? Ist deine Magie wieder zurück? Oder muss sie sich noch regenerieren?", Malias Fragefluss unterbrach mich überraschend.

"Alles nach dem Anderen", ich lächelte kurz, es war eine Abwechslung mit ihr. Sonst war da immer diese bedrückende Stimmung gewesen, als ich mich mit den anderen unterhalten hatte.

Mit Malia war das immer anders, sie war immer so neugierig.

Kurz liess ich meinen steifen Rücken knacken, dann fuhr ich fort: "Zuerst habe ich mich nur müde und schwach gefühlt..."

"Es war so, als hätte jemand einem die Ohrimpal Kette angelegt", lenkte sich Davina ein, als ich nach Worten suchte.

"Genau, die Kette mit dem schwarzen Stein. Hattest du sie auch schon einmal an?", fragend blickte ich sie an.

Malia nickte und schüttelte sich dann.

"Genau so hat es sich angefühlt", gab ich eine Bestätigung zu ihren Vorstellungen.

"Danach hat mit mir so eine Stimme anfangen zu sprechen, die ich noch nie zuvor gehört habe. Sie hat mit mir, nein mit uns, wirres Zeug geredet. Sie wollte das wir unsere helle Kraft in Lillian hineinbeförderten, so das die dunkle nur noch über uns herrste.
Wir alle haben diese Stimme gehört und wir sind vorhin zum Schluss gekommen, dass das unsere schwarze Magie war. Unsere andere Hälfte. Denn wir haben alle nebst dieser Stimme eine zweite Stimme gehört, die deutlich heller war und die immer schwächer wirkte, je länger wir–"

Die AuserwählteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt