Kapitel 7

61 1 0
                                    

Endlich war es soweit und die Weihnachtsferien standen vor der Tür. Wir saßen bereits im Slytherinabteil des Hogwartsexpress und schwiegen um die Wette. Seit Draco und meinem fast Ausrutscher war die Stimmung zwischen uns angespannt, doch keiner der anderen wusste davon, weshalb wir versuchten es zu überspielen. >Holen dich deine Eltern auch vom Bahnhof ab?<, wollte Daphne von mir wissen. >Ivy holt mich ab.<, erwiderte ich kurz und erntete dafür fragende Blicke. >Ivy ist meine Hauselfin.<, erklärte ich deshalb und schaute erneut durch die großen Fenster des Zuges. Ich saß Draco gegenüber und ertappte mich dabei, wie ich ein paar mal zu ihm rüber schielte. Als sich unsere Augen kurz trafen, wandte ich meinen Blick sofort ab. Ich wollte nicht, dass er wusste, dass ich über ihn nachdachte. Viel zu langsam verging die Zugfahrt und nach gefühlten Stunden erreichten wir endlich den Bahnhof  King's Cross in London. Wir schnappte uns unser Gepäck und verließen eilig den Zug. Ich hatte es recht eilig mich von meinen Freunden zu verabschieden, weshalb ich nur Daphne und Pansy eine kurze Umarmung schenkte und den anderen nur zuwinkte. Es kostete mich alle Kraft der Welt Draco dabei nicht anzusehen, doch ich hielt stand. Dann drehte ich mich um und ging schnellen Schrittes zu Ivy. >Sofort nach Hause.<, flüsterte ich ihr zu und sobald ich sie erreicht hatte, apparierten wir auch schon.

 Wir landeten in unserem großen Flur und ich genoss den kurzen Moment des Ankommens. >Ivy ist froh, dass Miss Ariana wieder zu Hause ist.<, unterbrach Ivy die Stille und ich konnte nicht anders, als sie anzulächeln. Ich hörte hektische Schritte hinter mir und meine Mutter kam aus der Küche gerannt. >Da ist ja meine Kleine!<, rief sie aufgeregt und schloss mich in ihre Arme. >Du erdrückst mich.<, presste ich hervor, sodass meine Mutter von mir abließ. >Wo ist Dad?<, wollte ich wissen. >Er müsste jeden Moment hier ankommen.<, rief meine Mutter und half mir mein Gepäck die Treppe hoch zu tragen. Obwohl ich schon ein paar Wochen in unserem Haus verbracht hatte, war ich jedes mal aufs Neue fasziniert von der Eleganz die wir erschaffen hatten. Als ich meine Zimmertür öffnete, lag ein Mann, Anfang zwanzig auf meinem Bett und blätterte gelangweilt in einem Buch herum. >Nimm die Schuhe von meinem Bett!<, schrie ich und rannte zu ihm, um ihn zu umarmen. >Na Schwesterchen, hast du mich?<, grinste er und stand auf. Ich wusste zwar, dass mein Bruder Liam über die Feiertage zu uns kommen wollte, doch ich hatte nicht damit gerechnet, dass er vor mir hier seien würde. >Seit wann bist du schon hier?<, fragte ich ihn und begann nebenbei meine Koffer auszupacken. >Wir sind gestern Abend angekommen.<, antwortete er etwas verlegen. Langsam drehte ich mich zu ihm um. >Wir???<, hakte ich nach und konnte mir ein freches Grinsen nicht verkneifen. Er sah zur Tür und ich tat es ihm gleich. Eine zierliche blonde junge Frau stand in der Tür und winkte mir schüchtern zu. >Hi ich bin Alyssa.<, sagte sie dann etwas leise. Ich konnte sie auf Anhieb gut leiden und freute mich gleichzeitig für meinen Bruder. >Ariana, aber du kannst mich auch Aria nennen.<, schlug ich ihr vor. Mein Bruder begann lauthals zu lachen. >Seit wann nennt dich denn jemand Aria?< Ich verdrehte die Augen. >Seit ich in Hogwarts bin und die Leute dort viel entspannter sind.<, erwiderte ich leicht gereizt. Liam hob beschwichtigend die Hände und gemeinsam mit Alyssa gingen sie zu unserer Mutter in die Küche. Ich räumte in aller Ruhe meine Klamotten in mein Ankleidezimmer. Dann ging ich mein Bad und frischte mich ein wenig auf. Anschließend ging ich ebenfalls nach unten und fand meinen Vater in der Küche beim Rest der Familie. Wir begrüßten uns mit einer Umarmung und dann wollten meine Eltern alles über Hogwarts wissen, also erzählte ich ausschweifend über meine ersten Wochen in dem schönen Schloss in Schottland. Sie hörten mir gebannt zu und Liam nutzte jede Gelegenheit einen dummen Kommentar dazuzugeben, wobei er jedes mal böse Blicke zugeworfen bekam. Die Partys und die Geschichte mit Draco ließ ich allerdings aus. Mom und Ivy bereiteten nebenbei das Abendbrot vor und ich genoss das Zusammensein mit allen. Zwischendurch unterhielt ich mich mit Alyssa und lauschte der Geschichte, wie sie und mein Bruder sich kennengelernt hatten. Viel zu schnell neigte sich der Abend dem Ende zu und ich lag alleine in meinem viel zu großen Bett.

 Ich konnte nicht einschlafen, viel zu viele Gedanken schweiften mir durch den Kopf. Ich drehte meinen Kopf zum Fenster und beobachtete den Mond, der ein helles Licht durch mein Fenster warf und den Raum mystisch erscheinen ließ. Nach ein paar weiteren Minuten der Schlaflosigkeit stand ich auf und schlich durchs Haus, bis hin zu einer schmalen Holzwendeltreppe, die bei jedem Schritt knarzte. Am Ende der Treppe war ein dunkler Gang, den ich entlang ging und irgendwann in eines der Zimmer verschwand. Es war noch leer, überall hatten sich Spinnenweben gebildet und auf den Fensterscheiben lag eine zentimeterhohe Staubschicht. Ich zog meinen Zauberstab. Ich wandte einen Reinigungszauber an und der Staub und die Spinnenweben verschwanden. Nun erkannte ich, dass sich in dem Raum auch ein Kamin befand. >Incendio!<, flüsterte ich deshalb und im Kamin bildete sich ein Feuer. Eigentlich muss man dieses Zauber nicht aussprechen, aber ich mochte ihn. Das Feuer erwärmte den Raum und aus einem unbekannten Grund beschloss ich, diesen Raum zu meinem Rückzugsort zu machen. Ich schlich durch die weiteren Räume und entdeckte eine verstaubte alte Couch. Nach einem erneuten Reinigungszauber betrachtete ich sie. Die Couch war grün und weiß mit geschwungenen Lehnen auf jeder Seite. >Locomotor.<, sagte ich und die Couch begann zu schweben. Mit meinem Zauberstab navigierte ich die Couch zu meinem neuen Rückzugsort und platzierte sie in einer Ecke des kleinen Zimmers. Zufällig vielen mir dabei die Türknäufe am Fenster auf. Bei genauerer Betrachtung konnte ich einen kleinen Balkon erkennen. Ich drehte die Türknäufe in die jeweils entgegengesetzte Richtung und die Flügeltür ließ sich öffnen. Ich stand in einigen Metern Höhe auf dem Balkon und der Wind spielte mit meinen Haaren. Für einen kurzen Moment schloss ich die Augen und wollte, dass die Zeit hier und jetzt stehen blieb. Ich schaute auf die Felder, die unser Haus umgaben, konnte aber in einiger Entfernung das nächste Anwesen erkennen. Ein paar graue Augen huschten durch meine Gedanken und ich schüttelte instinktiv meinen Kopf, als würde das wirklich etwas bewirken. Ich seufzte und wollte diesen Jungen ein für alle mal aus meinem Kopf verbannen und die Weihnachtsferien boten mir die perfekte Gelegenheit dafür. Zwei Wochen in denen ich Zeit hatte ihn mir aus dem Kopf zu schlagen, um dann nach den Ferien normal damit umgehen zu können. Der Mond verschwand hinter dem Wolkendickicht und ich beschloss meine Erkundungstour für heute zu beenden. Langsam überkam mich die Müdigkeit, also schlich ich die schmale Treppe wieder nach unten und kuschelte mich in mein Bett. 

Love AffairWo Geschichten leben. Entdecke jetzt