Heute ist Freitag und somit der letzte Tag vor dem Wochenende. Normalerweise verbringen Sof und ich unsere Wochenenden seit sie hier ist zusammen, doch dieses Wochenende bin ich allein. Mom ist geschäftlich unterwegs, auf irgendeiner Blumenmesse.
Ich merke, dass ich weiter in meine Trauer versinke und mir das Lächeln schwerer fällt, als noch letzte Woche. Ich gebe aber bestes, dass es niemandem auffällt, vor allem nicht Sof.
Ich mache mich für die Schule fertig und überspringe das Frühstück für heute.
Sof lächelt mich wie immer an, als ich zu ihr ins Auto steige, ich tue es ihr gleich. Lass dir bloß nichts anmerken, denke ich. Lächle hier und da und es wird niemand etwas merken. So wie immer.
"Ich hab eine Überraschung für dich", beginnt Sofia ein Gespräch, als wir bereits ein Stück gefahren sind. "Ich erzähle dir nach der Schule mehr. Es wird dir mit Sicherheit gefallen." "Wenn du das sagst", gebe ich mit einem Lächeln von mir. Sof guckt kurz komisch. Meine Stimme verunsichert sie wohl etwas, sie sagt aber nichts. Wir hören Musik, bis wir an der Schule sind und gehen dann gemeinsam zu Spanisch.Es gibt eine spontane Leistungskontrolle.
"Jeder nimmt sich bitte einen leeren Zettel aus seinem Block und beantwortet die Fragen, die ihr gleich an der Tafel sehen werdet."
Sie dreht die Tafelseite um, nachdem alle ihre Spanischhefter wieder eingepackt haben und nur noch die uFedertasche nd einen leeren Zettel auf ihren Plätzen zu liegen haben.
Die Fragen sind nicht weiter schwer, wenn man sich den Stoff der letzten Stunde noch einmal durchgelesen hat. Ich rechne fest mit einer 1, denn trotz meiner gedrückten Stimmung werde ich mir nicht meine Noten versauen. Die Schule ist mir weiterhin wichtig. Egal, dass ich sie nicht beende.
Der weitere Spanischunterricht verläuft unspektakulär. Sof und ich reden zwischendurch ein wenig. Ich antworte, um mir nichts anmerken zu lassen. In der Frühstückspause isst Sof ihr Brot, ich sage ihr, dass ich meines Zuhause liegen lassen habe und mir eh nicht nach Essen ist und ich etwas essen werde, wenn ich wieder Zuhause bin. Irgendwas musste ich ihr ja erzählen, dass sie sich keine Sorgen macht. Ob ich es nun mache oder nicht, ist dann immerhin meine Sache. So denkt sie, dass ich auf mich achte und muss sich keine unnötigen Sorgen um mich machen. Das ist das letzte, was ich will.
Diese Woche haben wir die restlichen Stunden getrennt von einander. Sie hat Deutsch, während ich in Englisch Vorträgen von Mitschülern lausche. Meiner ist erst zu nächster Woche fällig, aber bereits fertig, falls was dazwischen kommt.
In den letzten Stunden für heute, haben wir Sport. Ich bin im Volleyball-Kurs, während Sofia sich in Leichtathletik eingetragen hat, daher haben wir auch diese Stunden nicht zusammen. In Volleyball spielen wir heute auf Note. Ich kann zum Glück eine Sportjacke tragen, ohne dass es verdächtig wirkt. Ich bin mit meinen Gedanken nicht ganz anwesend, was dafür sorgt, dass ich lediglich eine 2 für mein Spielverhalten bekomme. Bin ich zufrieden mit.Sof wartet bereits am Auto auf mich und schließt mich in eine Umarmung, als ich ankomme. Ich lächle ihr entgegnen. Alles in Ordnung, alles in Ordnung, wiederhole ich immer wieder, bis ich es selbst wirklich anfange zu glauben.
Wir setzen uns ins Auto. "Was genau hast du denn für eine Überraschung, wenn du mehr als nur ein paar Minuten um mir davon zu erzählen?", frage ich schließlich, als ich mich an ihre Aussage von heute morgen erinnere.
Sie fährt um eine Kurve.
"Du darfst nur nicht sauer werden, dass ich das ohne dich entschieden habe. Ich hoffe nämlich, dass du dich freust", beginnt sie. "Ich werd dir schon nicht den Kopf abreißen", knüpfe ich mit einem leichten, glaubhaften Lachen an.
"Nagut. Ich hab hier in der Nähe eine Ballettschule gefunden, die ab circa Ende des Monats einen neuen Kurs gibt und habe uns angemeldet." Stille. Dann quietsche ich los. "Das hast du wirklich für mich gemacht?" Ich freue mich. Es bedeutet mir sehr viel. Ich habe das Ballett geliebt und gehasst es aufgegeben zu haben, auch wenn es sein musste. "Naja, ich habe uns beide angemeldet. Ich hab auch mal Ballett getanzt. Nicht so lange, wie du, aber immer hin und ich dachte, dann hätten wir etwas nach der Schule, was wir zusammen machen können und was uns Spaß macht." Zum ersten Mal seit dieser Woche ist mein Lachen echt, denn ich freue mich wirklich. "Wirklich?", frage ich ungläubig. "Das ist ja wunderbar, dann habe ich wenigstens jemanden der mich fahren kann und ich bin nicht auf die Öffentlichen angewiesen", gebe ich von mir. Sofia lacht nur. Die restliche Fahrt schweigen wir und lauschen der Musik.
Bei mir zuhause angekommen, wünscht sie mir ein schönes Wochenende und hofft, dass ich etwas finde um mich zu beschäftigen.
Ich schaue ihrem weg fahrenden Auto hinterher, bevor ich ins Haus gehe. Mom ist bereits abgereist und kommt erst Sonntag Abend wieder.
Als ich die Tür hinter mir schließe sacke ich hinter der Haustür zusammen und breche in Tränen aus.
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Wäre es nicht deutlich einfacher zu gehen? (Wird Überarbeitet)
Teen FictionZu lange schon lebt sie in dieser undankbaren Welt, in der es scheint, als würde sich alles gegen sie wenden. Alles, was sie anfängt, wird vom Leben zunichte gemacht. Zumindest denkt sie das. Die Wahrheit ist oft das, was eine Person selbst nicht w...