Dhà

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Point of View
Jamie

ⁿᵒʷ

Es war grausam nichts mehr hören zu können. Nicht dass ich keine Musik mehr hören konnte. Nicht dass ich nicht mehr sprechen konnte, da ich mich selber nicht mehr hörte. Nicht dass ich andere nicht mehr hörte. Das alles war nicht so schlimm, alles nebensächlich. Das schlimmste daran nichts mehr hören zu können, war dass ich keinen Wecker benutzen konnte. Wie sollte ich auch einen nutzen, ich würde ihn sowieso nicht hören. Nein, das Wecken übernahm meine Schwester. Auch heute. Und wieder mal fragte ich mich, wer auf die Schnapsidee kam gerade ihr diese Aufgabe zu übertragen.

Denn wieder mal landete ein Kissen in meinem Gesicht und riss mich aus meinem Tiefschlaf. Kurz darauf schmiss sich Jenny auch schon auf mich. Schmerzerfüllt stöhnte ich auf, eine der wenigen Laute die ich noch machen konnte. Ich öffnete meine Augen und sah meine Schwester, wie sie ihr Gesicht in meiner Brust vergrub. Ihr Oberkörper bebte und ich spürte wie mein Brustkorb vibrierte. Mal wieder lachte sie sich schlapp. Ja, es war wirklich toll so geweckt zu werden. Ich schob Jenny von mir runter und richtete mich auf, ehe ich sie mit einem Kissen abwarf. Sie sah zu mir und grinste immer noch blöd vor sich hin. "Irgendwann bringst du mich noch um." Sie verdrehte grinsend die Augen. "Das wird schon nicht passieren." Wie immer waren ihre Handbewegungen fließend und wie jedes mal wenn sie mit mir 'sprach' sprach sie die Worte mit.

"Na los mach dich fertig, wir müssen in einer halben Stunde los.", sagte sie. Seufzend ließ ich den Kopf hängen, ehe ich mit einem 'ok' antwortete. Meine Motivation hielt sich wirklich in Grenzen. Eine neue Schule und dennoch dieselben alten Fragen. Es nervte nicht nur mich, sondern auch Jenny da sie als Dolmetscher fungieren durfte. Schwerfällig richtete ich mich auf und schloss die Tür zu. Ich wusste nie ob jemand rein stürmte, ich würde es auch nicht hören wenn ja, deshalb schloss ich die Tür immer ab wenn ich mich umzog. Nachdem ich mich umgezogen und mir mein Handy geschnappt hatte, schloss ich die Tür wieder auf und lief ins Badezimmer.

Ein wenig verzweifelt fuhr ich durch meinen kupferroten Lockenkopf. Nie bekam ich ihn gestylt, deshalb ließ ich es immer ganz bleiben. Meine Locken waren ein Fluch, wenigstens ging es meiner Mutter genauso. Ich war das Abbild meiner Mutter; ich hatte ihre Haare, ihre hohen Wangenknochen und die athletische Statur kam auch von ihr. Genauso wie die hellbraunen Augen mit den kupferroten Sprenkeln. Die Größe war das einzige was ich von meinem Vater hatte. Bei Jenny war es anders herum. Das Abbild unseres Vaters mit der Größe von Mom. 

Schnell putzte ich mir die Zähne und kämmte mir durch die Haare. So ungepflegt musste ich ja auch nicht in die neue Schule gehen. Ich war bei weitem nicht der schönste doch ich war der Meinung, man konnte mich als hübsch bezeichnen. Mein Vater sagte immer meine roten Locken hätten eine unwiderstehliche Wirkung und Jenny meinte, dass jeder warme Augen wie meine liebte. Sie sagte immer: 'die Beziehung unserer Eltern ist doch der perfekte Beweis! Moms rote Locken und ihre warmen Augen haben Dad um den Finger gewickelt.' Irgendwo hatte sie ja recht. Doch anders herum war es genauso. Jenny hatte schöne schwarze und glatte Haare und wunderschöne dunkelbraune Augen, ganz wie unser Vater. Das trug wohl auch dazu bei, dass unsere Eltern sich ineinander verliebten.

Ich warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel und befand, dass ich so in die Schule gehen konnte. Als ich jedoch auf meine Kleiderwahl achtete, wurde ich ein wenig skeptisch. Für ein T-Shirt war es im März wohl noch ein bisschen zu kalt. Der schottische Frühling war nicht warm, er war kalt. Erst recht in den nördlichen Regionen, aber auch in Edinburgh war es nicht gerade warm. Ich lief wieder in mein Zimmer und zog mein Shirt aus, ehe ich es zusammen legte und wieder im Schrank verstaute. Mein Blick glitt zu dem Spiegel an der Innenseite der Schranktür. Meine Figur war schlank und athletisch, leichte Brustmuskeln und ganz leicht angedeutete Bauchmuskeln. Man konnte sagen, ich war gut in Form. Ich griff in meinen Schrank und zog einen schwarzen Hoodie heraus, den ich mir daraufhin über den Kopf zog. Er war warm, weich und gemütlich, perfekt für schottische Winter und Frühlinge.

𝕋𝕒𝕝𝕜𝕚𝕟𝕘 𝕀𝕟 𝕃𝕠𝕧𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt