Naoi air fhichead

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Point of View
Jamie

Alles war schwarz. Ich sah nichts und ich hörte nichts, was sowieso nicht möglich war, doch ich spürte wieder etwas. Ich nahm wieder Reize aus meiner Umwelt wahr. Der Versuch meine Arme zu heben scheiterte. Es fühlte sich an, als wäre ich in viele Decken eingepackt, was erklären würde warum mir so warm war. Doch da war noch etwas. Eine Hand lag auf meinem Kopf und spielte mit meinen Haaren; streichelte sie, ließ einzelne Strähnen meiner Locken durch die Finger fahren und strich, vermutlich mit dem Daumen, sachte über meine Stirn. Ich wollte wissen wer das war, wo ich war und was passiert war. Ich erinnerte mich kaum noch, nur dass ich mich schrecklich gefühlt hatte und es mir egal war, ob ich starb oder nicht.

Ein kühler Windhauch streifte den Teil meiner Haut, der frei lag und meine Erinnerungen kehrten zurück. Ich hatte mich mit Jenny gestritten. Wobei sie mir eher unschöne Sachen an den Kopf geworfen hatte und ich still und stum da stand und es mir anhören durfte. Bei der Erinnerung an ihre Worte zog sich mein Herz schmerzhaft zusammen. Der Schmerz den ich verspürt hatte, und teilweise immer noch fühlte war unbeschreiblich. Ich war danach rausgegangen, ohne Jacke oder sonst etwas, und dabei hatte es draußen gestürmt wie sonst noch nie. Irgendwann wurde ich müde und hatte mich daraufhin hingesetzt. In diesem Moment war mir alles egal gewesen, auch ob ich mein Leben ließ oder nicht. Wie hatte ich so etwas nur denken können? Ohne Jack je gesagt zu haben dass ich ihn liebte einfach sterben? Das kam für mich nicht infrage. 

Jack. Er war auch dort. Ich erinnerte mich an sein panisches und verängstigtes Gesicht im Schnee und wie seine Lippen immer wieder meinen Namen formten. Und ich erinnerte mich, wie meine Lippen Wörter formten. Mir war bewusst dass ich sowas konnte, ich hatte lange genug mit Gehör gelebt und hatte lange Zeit um zu lernen und Menschen zu beobachten. Was mich wunderte, war dass ich es in solch einer Situation geschafft hatte. So weggetreten und schwach wie ich war, hätte ich es eigentlich nicht schaffen können.

Doch das was jetzt am meisten zählte war, Jack war dort. Also war ich vermutlich bei ihm, wenn nicht im Krankenhaus oder zuhause. Ob es so war oder doch nicht, konnte ich aber erst sagen, wenn ich meine Augen öffnete. Jedoch schaffte ich es nicht, meine Augenlider waren schwer wie Blei. Ich wollte meine Augen öffnen. Ich wollte Jack wieder sehen. Wollte ihm sagen, dass alles gut sei. Und vor allem wollte ich zu Jenny. Sie hatte wahrscheinlich schlimme Schuldgefühle, die sie von innen her auffraßen. Ich wollte nicht, dass Jenny all die Schuld auf sich lud. Sie war schuld, doch ich war ihr nicht böse.

Ich musste es schaffen meine Augen zu öffnen. Anders war es nicht möglich, die Dinge zu tun, die ich jetzt unbedingt tun musste. Ich hatte ein wenig damit zu kämpfen die Augen auf zu machen, doch es gelang mir letztendlich. Weiß sprengte mein Sichtfeld, doch dieses mal war es kein Schnee sondern eine Zimmerdecke. Aus dem Augenwinkel sah ich, dass das warme, gelbe Licht von einer kleinen Schreibtischlampe kam. Und diese stand auf Jacks Schreibtisch. Also war ich wirklich bei ihm.

Weiter konnte ich gar nicht denken, denn eine Hand legte sich auf meine Wange und drehte mein Gesicht nach links, wo meine Augen direkt auf die von Jack trafen. Auf die wunderschönen dunkelblauen Augen meines Geliebten. Auf die wunderschönen Augen, die sich mit Tränen füllten, die auch kurz darauf über seine Wangen liefen. Verwirrt und besorgt sah ich ihn an, doch bevor ich ihn irgendwie hätte fragen können, nahm er mich in den Arm. Er schob seine Arme unter die vielen Decken und schloss sie um meinen Oberkörper, drückte mich an sich und versteckte sein Gesicht in meiner Halsbeuge.

Mehr als besorgt und verwirrt lag ich da und befreite meine Arme aus den Decken um die Umarmung zu erwidern. Ich merkte wie meine Halsbeuge nass wurde, wie hektisch Jack schniefte, wie unregelmäßig er atmete und sah wie seine Oberkörper zitterte und bebte. Noch besorgter drückte ich den älteren fester an mich und strich ihm beruhigend durch die rabenschwarzen Haare. Ich wusste dass ich vermutlich dem Tod von der Schippe gesprungen war, aber dass es so schlimm war hatte ich nicht erwartet.

𝕋𝕒𝕝𝕜𝕚𝕟𝕘 𝕀𝕟 𝕃𝕠𝕧𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt