𝕋𝕒𝕝𝕜𝕚𝕟𝕘 𝕀𝕟 𝕃𝕠𝕧𝕖

Seachd-deug

Point of View
Jamie

Sanfte Sonnenstrahlen kitzelten meine Wange und erwärmten mein Gesicht. Als ich jedoch meine Augen öffnen wollte, scheiterte ich wegen der Helligkeit im Raum. Reflexartig kniff ich meine Augen wieder zu und drehte mich von der Seite auf den Rücken, bevor ich mich ausgiebig streckte. Schon bei dieser Kleinigkeit fiel mir auf, dass etwas anders war. Alleine dass Jenny mich nicht weckte, war schon seltsam, doch da war noch etwas. Ich richtete mich auf und sah mich im Raum um, doch es war alles wie immer. Es war mein Zimmer, alles stand, hing oder lag an seinem Platz wie immer. Mein Aussehen hatte sich auch nicht schlagartig geändert, was mir ein Blick in den Spiegel verriet.

Schultern zuckend zog ich mich um, machte mich fertig und packte meine Sachen, ging in die Küche doch niemand war dort. Dieser Tag wurde immer seltsamer. Ich richtete meinen Blick auf die Uhr, doch zu spät dran war ich auch nicht. Meine Familie war auch nicht in ihren Zimmern, was mich wirklich stutzig werden ließ. Da ich nicht mehr viel Zeit hatte, beschloss ich schon einmal vor zu gehen, es würde schon nichts schlimmes passiert sein. 

In dem Moment, als ich aus der Haustür auf die Straßen trat, verfiel ich in eine Schockstarre. Denn in diesem Moment fiel mir auf, was an diesem Tag so seltsam war. Ich konnte hören. Ich konnte wieder hören. Das Zwitschern der Vögel, das Rauschen der Blätter, das Säuseln des Windes, das Brummen der Auto, alles. Ich hörte wieder alles. "Hey Jamie, da bist du ja endlich.", sagte eine Frauenstimme neber mir. Ich drehte mich zu ihr um und sah Jenny. Meiner kleinen Schwester sollte diese Stimme gehören? "H-hast du das gerade gesagt Jenny?", fragte ich und staunte erstmal bei meiner eigenen Stimme. So tief hätte ich sie mir gar nicht vorgestellt. Auch dass ich so einwandfrei sprechen konnte war unglaublich.

Jenny lachte auf. "Wer hätte es denn sonst sagen sollen? Und jetzt komm, sonst kommen wir noch zu spät.", sagte sie, packte mich am Handgelenk und zog mich mit sich mit. Wenn ich nun hören konnte, würde ich also endlich erfahren wie Jack und Graham klangen. Ein großes Grinsen breitete sich auf meinen Lippen aus; endlich würde eine meiner größten Fragen beantwortet werden. "Jenny?", fragte ich, als wir schweigend nebeneinander her liefen. Fragend sah sie mich an, weshalb ich weitersprach. "Seit wann kann ich wieder hören? Und warum?"

Verwirrt sah meine kleine Schwester mich an. "Was redest du denn da? Du kannst schon immer hören.", sagte sie und lachte leicht auf. Das musste ein Traum sein. Anders war es mir nicht zu erklären, doch ich wollte es nicht glauben. Das alles war zwar zu schön um wahr zu sein, doch ich hielt weiterhin an der Hoffnung fest es sei echt. Auch wenn es hoffnungslos war. "Erzähl mir bitte was.", sagte ich dann, worauf ich wieder einen verwirrten Blick von meiner Schwester zugeworfen bekam. "Warum?"
"Ich habe das Gefühl dir zu selten einfach zu zu hören.", gestand ich, was sie zum lächeln brachte.

Sie begann zu sprechen, den ganzen Weg lang, während ich ihr und ihrer wunderschönen Stimme einfach nur lauschte. Ihre Stimme war so rein, so weich, ich wollte ihr den ganzen Tag einfach nur noch zuhören. Doch wir kamen nach einer Weile an der Schule an und meine Aufregung stieg. Ich würde wirklich ihre Stimmen hören. Wir brauchten nicht lange um die beiden zu finden. "Hey Jungs.", sagte ich und hob meine Hand um zu winken. "Hey ihr beiden.", sagte Graham und seine Stimme war genauso wie ich sie mir vorgestellt hatte. Tief und grollend; sie klang wie Graham aussah. Wie ein Boxer, der sich überall durchschlagen konnte, mit dem sich niemand anlegen wollte. 

Doch Jack winkte nur mit einem Lächeln und auch als wir uns unterhielten, schwieg er. Mir kam jedoch eine Idee, wie ich ihn zum Sprechen bringen konnte. Ich sprach ein Thema an und fragte nach seiner Meinung. "Was denkst du Jack?" Alles was ich damit jedoch erreichte war ein Schlag von meiner Schwester. "Man Jamie! Du weißt doch dass er taubstumm ist.", sagte sie, worauf ich Jack geschockt ansah.