Seachd air fhichead

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Point of View
Jamie

In Gedanken versunken saß ich am Fenster in meinem Zimmer und sah mal wieder nach draußen. Immer noch dachte ich darüber nach, warum Jack mich so verträumt angesehen hatte. Sein Blick ging mir nicht mehr aus dem Kopf, dazu noch die Worte seiner Schwester 'ich denke ich lasse euch mal alleine', die mich noch verwirrter machten. Hatte der Blick vielleicht etwas zu bedeuten? Vielleicht dass er mich auch mochte?

Verzweifelt nach Antworten suchend sah ich den vielen Schneeflocken dabei zu, wie sie gen Boden fielen. Vor ein paar Tagen gab es einen heftigen Kälteeinbruch und es begann zu schneien, dabei hatten wir gerade mal mitte Oktober. Es war bei uns schon einige mal vorgekommen, dass der Winter sich früh und oder heftig angekündigt hatte, doch so früh im Jahr und dann noch in solch einem Ausmaß, das passierte zum ersten mal.

Die kleinen Eiskristalle lenkten mich zu meinem Glück jedoch ein wenig von meinen Gedanken über Jack ab. Doch dann kam mir ein anderer Gedanke. Wissenschaftler sagten mal, dass jede Schneeflocke anders aussehe. Aber woher wussten die das? Natürlich war es unwahrscheinlich dass zwei Schneeflocken komplett gleich aussahen, doch woher wussten sie, dass es nicht doch eine Kopie einer anderen gab? Vor allem bei so einem Schneesturm wie wir ihn nun hatten.

Lange beschäftigte ich mich mit diesem Gedanken, bis ich hunger bekam und in die Küche ging um mir etwas zu Essen zu machen. Nach kurzer Überlegung entschied ich mich dazu, mir einfach Ramen zu machen. Diese waren nach ein paar Minuten fertig und ich setzte mich an den Küchentisch um zu essen. Nachdem ich mir die erste Gabel in den Mund schob, sah ich wie die Wohnungstür auf schwang und Jenny herein kam. Sie schmiss die Tür wieder zu, was mich ein wenig verwirrt zu ihr sehen ließ.

"Hey alle okay?", fragte ich sie, was sie nur mit einem Nicken bejahte. Kurz darauf verschwand sie in ihrem Zimmer und ließ mich verdutzt in der Küche sitzen. Irgendetwas was passiert, das war mir schon klar als sie die Tür so zugeschmissen hatte. Ich nahm mir die Ramen und ging zu Jennys Zimmer, wo ich klopfte und darauf hin eintrat. "Es ist nicht alles okay, habe ich recht?", fragte ich und setzte mich zu ihr auf das Bett, die Ramen auf ihrem Nachttisch abgestellt. "Es ist alles gut.", sagte sie jedoch nur. "Jenny, ich sehe dass es dir nicht gut geht, das ist dir bewusst oder?

Sie schwieg. "Komm schon.", sagte ich gespielt schmollen und stieß sie leicht an. "Was ist dir denn dickes über die Leber gelaufen, dass du dich nicht mehr mit deinem Bruder unterhältst?" Wieder keine Reaktion. "Ach komm Amadan, sprich mit mir."
"Jetzt halt doch bitte mal die Klappe!", sagte sie und starrte mich wütend an. Das war definitiv nicht die Reaktion, die ich erwartet hatte. "Ganz ehrlich Jamie, wie soll ich bitte mit dir reden, wenn du doch gar nichts hören kannst?! Du nervst mich in letzter Zeit so dermaßen, ich kann einfach nicht mehr!"

Entsetzt sah ich sie an. Was war denn bloß in sie gefahren? Sowas würde sie nie sagen. "Immerzu fährst du auf der Schiene 'ich bin dein großer Bruder und ich muss dich beschützen' dabei kann ich auf mich selber aufpassen. Mal ganz davon abgesehen, dass ich seit acht Jahren diejenige bin, die auf dich aufpassen muss. Ich habe es satt, immer auf dich aufpassen zu müssen und immer die mitleidigen Blicke zu ernten. Weißt du, was ich mir immer anhören muss? 'Oh mein Gott, du tust mir so leid, das muss so schwer sein' und du bekommst davon nichts zu hören." Was erzählte sie da? Wann sollte ich je so gewesen sein?

"Warum werden eigentlich immer die Geschwister der Behinderten damit konfrontiert? Warum wird uns immer unter die Nase gerieben, was für ein Scheißhaufen von einem Leben wir führen? Dass wir uns mit den Behinderten herumschlagen müssen? Es geht mir gerade so auf die Eier, dass du so bist! Dass ich das alles so laut schreien kann wie ich will und du hörst es nicht, weil du gottverdammt nochmal taub bist. Dass ich dir das ganze auch noch in Gebärdensprache übersetzen darf. Dass ich generell immer den Übersetzer für dich und die anderen spielen darf. Warum bist du so huh?! Warum muss mein und dein Leben so scheiße verlaufen und kann nicht ein einziges mal gut gehen?! Warum muss ich mich mit einem Behinderten herumschlagen?!"

𝕋𝕒𝕝𝕜𝕚𝕟𝕘 𝕀𝕟 𝕃𝕠𝕧𝕖Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt