𝕋𝕒𝕝𝕜𝕚𝕟𝕘 𝕀𝕟 𝕃𝕠𝕧𝕖

Sia air fhichead

Point of View
Jamie

Mein Blick glitt durch das Fenster hindurch in die Außenwelt. Der Himmel war trüb und grau gefärbt, es herrschte eine dunkle und bedrohliche Stimmung. Es würde bald regnen, das wusste ich bereits jetzt. Ich fasste den Entschluss ein wenig spazieren zu gehen. Etwas besseres hatte ich sowieso nicht zu tun. Jenny hinterließ ich einen Post-it, auf dem stand dass ich unterwegs sei und mein Handy dabei hatte. Mit den Händen in den Taschen meiner Jacke lief ich durch Edinburgh. Ich liebte diese Stadt. Sie hatte so viel schönes an sich und wenn man mal die Gelegenheit fand auf ein Dach der Hochhäuser zu steigen, bot sich ein wunderschöner Ausblick. Mir war es jedoch immer vergönnt geblieben, ich war nie auf ein Dach gekommen. 

Entspannt lief ich durch die Straßen von Edinburgh und genoss die angenehme Kälte und wie der Wind über meine Haut strich und durch meine Haare wuschelte. Ich lief zum Park, der in dieser Zeit wunderbar bunt war. Von rot über orange bis gelb war alles mit dabei. Das Laub der Bäume strahlte in den herbstlichen Farben, während das Gras weiterhin seine grüne Färbung behielt, genauso wie das Wasser des Sees, welches weiterhin blau strahlte. Die Oberfläche kräuselte sich leicht im Wind und schlug winzige Wellen. Die Bäume neigten sich ebenfalls dem Wind und ließen die Blätter in der Briese tanzen. Es war ein wunderschönes Schauspiel. 

Dazu kam die mittlerweile dunkelgraue Wolkendecke, die immer tiefer sank und schon die Spitzen der ersten Hochhäuser streifte. Oben der dunkle Himmel der etwas bedrohliches an sich hatte und unten ein fast schon friedlicher Anblick von bunten Bäumen, grünem Gras und dem strahlenden Blau des Wassers. So etwas in einem einzigen Bild zu vereinen, dass es solch eine Wirkung hatte, das schaffte nur die Natur. Egal wie gut ein Künstler dieses Szenario einfangen würde, für mich wäre es nie so beeindruckend wie von der Natur geschaffen.

Lange betrachtete ich dieses Bild und dachte darüber nach, wie schön es wäre zu diesem Bild eine Geräuschkulisse zu haben. Mein Blick wanderte ein wenig bedrückt zum See, auf dem sich die Oberfläche an einer Stelle plötzlich kräuselte. Kreisförmige Wellen, immer größer werdend, verteilten sich über die Fläche des Wassers, bis sie an einem Punkt unterbrochen wurden und sich von dort aus erneut die kreisförmigen Wellen ihre Wege einschlugen. Ein Tropfen nach dem anderen fiel zu Boden. Immer mehr der kleinen Wellen schlugen sich über den See und der Boden wurde immer nasser.

Genauso wie ich. Der Regen fiel auf mich hinab, ließ meine Klamotten an meiner Haut kleben und meine Haare an meinem Kopf. Mit einem leichten Lächeln schloss ich meine Augen und legte den Kopf in den Nacken und ließ das Himmelswasser einfach auf mich hinab fallen. Ich spürte wie die Tropfen auf meiner Haut auftrafen und dort einen brennenden Schmerz hinterließen. Solch ein ironischer Schmerz. Der Regen war kalt und dennoch brannte meine Haut, sobald der Regen auf sie traf. Wie kleine Nadeln, wie kleine heiße Nadeln.

Eine ganze Weile stand ich so im Regen, bis ich entschloss weiter zu gehen. Ich wollte mich nicht erkälten und wollte nach hause, bis mir einfiel dass Jack hier in der Nähe wohnte. Der Weg zu ihm war kürzer als der zu mir nach hause doch vielleicht würde ich ihn bei etwas stören. Oder ich fiele ihm zur Last wenn ich einfach bei ihm aufkreuzen würde. Worüber dachte ich denn da nach, er war mein bester Freund, er würde mich schon nicht wegstoßen. Das würde er nur, wenn er wüsste was ich wirklich für ihn empfand. 

Es fühlte sich so surreal an, dass es schon acht Monate her war, seit ich Jack und Graham kennengelernt hatte. Auch dass ich fast genauso lange in ihn verschossen war kam mir so unecht vor. Oft dachte ich darüber nach, wie Jack reagieren würde, wenn er es wüsste. Meistens kam in meinen Gedanken das reinste Chaos dabei raus. Ich sollte es ihm am besten nicht sagen, vielleicht wenn es irgendwann vorbei gegangen ist und wir darüber lachen könnten. Doch nicht jetzt. Ich wollte unsere Freundschaft nicht schon aufs Spiel setzen.