IV

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°•○Aufgeben ist keine Option○•°

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„Levi... Werde einer von uns oder stirb."

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„Ich soll was?!", wiederholte der Schwarzhaarige aufgebracht. Hatte das Erwin gerade wirklich gesagt? „Du hast du schon richtig verstanden, Levi." Er sah den Blonden fassungslos an. Er konnte ihm nicht ganz folgen. Er erwartete wirklich, dass er sich so einfach aufgeben würde? „Jetzt mach doch nicht so ein Gesicht. Was hält dich denn schon in deinem alten, einsamen Leben? Nach dem du mir davon erzählt hast, würde ich sicher nicht wieder zurückwollen. Du wurdest doch nur wie Abschaum behandelt, oder nicht? Die Menschen haben sich einen Dreck um dich geschert, also warum bleiben?", dies brachte Erwin mit so einer Selbstverständlichkeit rüber, dass Levi hätte kotzen können. „Mit dieser Chance, diesem so leichten Schritt, damit könntest du all das hinter dich lassen und neu anfangen. Du kannst nicht abstreiten, dass es dir nicht lockt. Wir kennen uns zwar nicht sehr lange, aber ich kann dich sehr gut verstehen, Levi. Ich wurde ja auch nicht so geboren. Es ist zwar schon etwas her, aber ich kann mich dennoch sehr gut daran erinnern, wie schlecht es mir ging." Levi starrte verloren auf dem Boden. Ich soll einfach alles stehen und liegen lassen und... sterben? Ich soll einfach so zum Vampir werden? Zu einem Blut trinkenden Monster? Das kann es doch nicht sein! Wofür habe ich mich all die Jahre abgearbeitet? Aber... er hat auch irgendwie schon recht.

„Sehe' es doch ein, Levi. Es gibt nichts, was dich in deinem alten Leben hält. Warum zögerst du? Hast du Angst? Weil du nicht weißt, was -" – „Nein!", unterbrach er Erwin harsch, „Wozu habe ich all die Jahre, ...all die Jahre mir den Arsch abgearbeitet, nur um mich dann einfach so zu verpissen?! Ich kann doch nicht einfach aufgeben! Ich kann doch nicht einfach alles aufgeben, was ich mir hart erarbeitet habe... Und Mikasa... Ich weiß immer noch nicht, wo sie ist und wie es ihr geht! Ich kann sie doch nicht einfach allein lassen! Ich kann sie doch nicht einfach im Stich lassen...Das Leben mag zwar scheiße sein, aber es wird sicher irgendwann eine bessere Zeit kommen und darauf warte ich..." Levi ließ all seinen Gedanken freien Lauf. Sein Leben war zwar momentan nicht gerade das Beste, aber er konnte doch nicht so einfach aufgeben und seine Schwester allein lassen!

„Ich dachte, du änderst deine Meinung nicht so schnell?", sprach Erwin mit einer gehobenen Augenbraue und setzte sich wieder etwas weiter nach vorne. Levi saß bloß still auf seinem Stuhl und schaute verloren auf die Tischkante. „Na schön, dann ist es eben so. Wenn das deine Entscheidung ist... Aber ich muss dich leider enttäuschen. Ich bin nicht damit einverstanden. Es ist sehr schade, dass du es nicht mal in Betracht ziehst, Levi." Erwin stand auf, strich seine Kleidung kurz glatt und ging zur Tür. Dort flüsterte er Mike noch was ins Ohr, was Levi jedoch nicht verstand. „Bring ihn zurück in sein Zimmer. Lass Petra zu ihm, sie soll ihm was über das alles hier erzählen. Er soll seine Meinung ändern. Sonst zwinge ich ihn dazu." Mike nickte stumm als Antwort. Darauf ging nochmal Erwin zu Levi nach vorne. Levi blieb stur geradeaus blickend sitzen. Deshalb legte Erwin seine Hände auf seine Schultern und beugte sich zu seinem Ohr runter.

„Wir werden sehen, was ich mit dir machen werde. Aber dass du die nächste Zeit nach Hause kannst, steht außer Frage." Levi überkam eine Gänsehaut, als der Blonde Riese ihm dies ins Ohr flüsterte. Seine Stimme war zwar sehr gelassen, doch machte es sie genau deshalb so bedrohlich. Danach wandte sich Erwin mit einem schelmischen Grinsen von dem Schwarzhaarigen ab. Er nickte Mike nochmal kurz zu, ehe er aus dem Raum stolzierte und in seine Gemächer ging.

*

Levi saß in seinem Zimmer auf der Fensterbank und schaute hinaus. Er musste nachdenken. Erst vor wenigen Stunden hatte er Erwin einen Vortrag darüber gehalten und nun plagten ihn Zweifel. War es falsch? Sollte er sich dem einfach beugen? Aber wie konnte er? Wie konnte er seine Schwester einfach allein lassen? Er war der festen Überzeugung, dass sie noch lebte. Warum sollte sie auch nicht? Diese eine Möglichkeit schien für ihn so absurd, dass er diese gar nicht in Betracht zog.

Ein Klopfen zog ihn aus seiner Gedankenwelt. Er dachte aber nicht mal dran sich umzudrehen. „Guten Tag, Mr. Ackermann", erklang es Petras Stimme. Sie schloss die Tür hinter sich und trat zu Levi ran. Levi reagierte nicht, sondern richtete seinen Blick immer noch nach draußen, in den ordentlich gepflegten Garten. Vorsichtig ließ sie sich neben Levi auf der breiten, gepolsterten Fensterbank sinken und schaute ebenfalls nach draußen. „Was wollen Sie?", brummte er monoton. „Ich wollte mich ein wenig mit Ihnen unterhalten. Außerdem denke ich, dass Sie vielleicht jemanden zum Reden brauchen", meinte die Erdbeerblonde und lächelte in Levis Richtung. Kurz blickte er zu Petra rüber, wendete seinen Blick aber wieder nach draußen. „Warum denken Sie, dass ich jemanden zum Reden brauche? Ich kann mich nicht erinnern, Sie danach gefragt zu haben", entgegnete er kühl und seufzte. „Das brauchen Sie auch nicht, dass sieht man Ihnen an." Levi setzte sich gerade auf und richtete sich zu Petra, an der Wand anlehnend. „Schön, dann reden Sie", meinte er bloß und legte die Hände auf die Knie.

„Wissen Sie, Sie müssen ja gar nichts sagen, ich will Ihnen nur eine kleine Geschichte erzählen. Es ist ganz Ihnen überlassen, wie sie es aufnehmen."

Forever In Love [Eruri]✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt