XI

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°•○Gefühlschaos○•°

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„Seid ihr wirklich so dumm? Na, Telekinese! Seine Fähigkeit ist Telekinese!"

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Es waren ein paar Tage vergangen, seitdem sich der Vorfall ereignete. In diesen Tagen hatten die drei versucht mehr über Levis Fähigkeit herauszufinden. Es stellte sich als gar nicht so schwer heraus, wie sie anfangs gedacht hatten, da jemand eine Fähigkeit hatte, die dieser sehr ähnelte. Sie war aber weitaus gefährlicher, als die die Levi nun besaß. Levi fürchtete sich davor, diese zu benutzen, jedenfalls so lange, bis er sie nicht kontrollieren konnte. Dass Hanji dabei verletzt worden war, hatte dies verursacht. Auch, wenn Erwin immer wieder betonte, dass es ihre alleinige Schuld war, warum es so ausartete, konnte er nicht ganz glauben.
Er beherrschte sie zwar ein klein wenig besser, aber noch lange nicht so gut, dass er keinem unabsichtlich mehr schaden konnte. Und das wussten sie alle.

So kleine Sachen stellten sich auch als gar nicht so schwierig heraus, doch bei größeren Sachen war er sich noch unsicher. Dass das geändert werden musste, war klar.

„Levi, versuch doch mal bitte, das Fenster aufzumachen", sagte Hanji und hielt hier Klemmbrett bereit. Heute waren wieder Übungen angesagt, sich langsam an das Ganze heranzutasten. „Gut, verstanden", erwiderte dieser. Levi drehte sich zum Fenster, schloss die Augen und streckte die Hand danach aus. Momentan klappte es nur, wenn er sich stark konzentrierte, hatten sie herausgefunden.
Levi verzog angestrengt das Gesicht, da diese Sache etwas größer war, als nur eine Kanne oder ein Blatt Papier bewusst zu bewegen. Es dauerte ein paar Sekunden, da war das Fenster auch schon offen. Erleichtert ließ Levi von dem Fenster ab und drehte sich zu den zwei Personen, welche Hanji und Erwin waren. Zufälligerweise hatte Erwin auf einmal weniger Arbeit und konnte so bei den Übungen dabei sein. „Gut! Das klappt ja immer besser! Je öfter du übst, desto leichter wird es! Wir müssen nur dranbleiben", meinte Hanji von dem Ergebnis zufrieden. Doch Levi machte nicht den Anschein, dass er sich darüber freute. „Levi, hör auf dir solche Gedanken darüber zu machen. Wir werden einfach etwas mehr aufpassen und fleißig daran arbeiten. Dann klappt das schon. Du musst aber auch an dich selbst glauben", sprach der Blonde und legte dem Kleineren aufmunternd eine Hand auf die Schulter. Der Schwarzhaarige nickte etwas abwesend und wandte sich dann von den beiden ab. Die anderen schauten ihm etwas verwirrt hinterher. „Ich geh duschen", sagte er nur leise und verschwand aus ihrem Blickfeld. Sie nahmen es einfach so hin.

„Hanji, meinst du es wird besser?", unterbrach Erwin den stillen Moment, indem Hanji sich alle Ergebnisse nochmal anschaute. „Klar, wieso nicht? Wenn man sich an den Ergebnissen orientiert, kein Zweifel. Was mich aber wundert ist, dass er es so schnell hinbekommt. Für ihn dürfte es langsam sein, aber andere Neulinge haben normalerweise Monate damit zu kämpfen, ihre Fähigkeiten zu meistern", antwortete die Brillenträgern nachdenklich und kaute auf ihren Stift herum. „Es muss aber nicht unbedingt mit der Fähigkeit zu tun haben. Er kann auch genauso gut einfach damit besser klarkommen. Vielleicht ist er sogar ein Überflieger? Wer weiß das schon..." – „Hoffen wir mal, du hast recht, Hanji. Aber das habe ich eigentlich nicht gemeint." Fragend sah sie Erwin an. „Was denn sonst?", fragte sie. „Seitdem wir wissen, welche Fähigkeit er hat, kann ich so eine Aufruhe in ihm spüren. Er macht sich immer noch Schuldgefühle deswegen. Ich denke er hat Angst, dass er wieder jemanden verletzen wird, wenn er sie anwendet", erklärte er und sah zur Tür, aus welcher Levi vor wenigen Minuten gegangen war. „Ach, das wird schon. Je vertrauter er mit ihr wird, kommt er damit auch besser klar. Bei mir war das auch so. Ich hatte am Anfang doch auch so einen... Zwischenfall...", Hanji hielt sich verlegen den Hinterkopf. „Du meinst, als du jeden, der dich berührt hat, die Gedanken gelöscht hast? Ja, daran kann ich mich noch gut erinnern." Erwin musste leicht anfangen zu lachen. „Das war nicht witzig, Erwin! Ich war dann in der darauffolgenden Zeit genauso wie Levi. Aber mit der Zeit wurde es dann auch besser. Die zwei müssen sich erst verstehen!" Schon fingen ihre Augen an zu funkeln. „Du meinst er und die Fähigkeit?", fragte er verwirrt. „Natürlich! Wen denn sonst?", erwiderte sie übergeschnappt. Erwin schüttelte nur den Kopf.

Bei Levi:

Sobald er den Raum verließ, verfiel er in Gedanken. Über dasselbe Thema, immer wieder.
Werde ich irgendwann diese Kraft meistern? Werde ich sie irgendwann benutzen können, ohne jedem eine unkontrollierbare Gefahr zu sein? Ich habe Angst. Was ist, wenn ich wieder so einen Wutausbruch habe und wieder jemanden verletze?! Was ist, wenn es dann jemand ist, der mir nahesteht? Wie Erwin...Oder wieder Hanji. Ich habe außer den beiden niemanden mehr. Ich kann-nein, ich muss es irgendwie schaffen! Ich muss sie kontrollieren können! Nicht für mich, sondern für die beiden! Wenn ich das geschafft habe, dann kann ich endlich mein neues Leben genießen und glücklich werden...! Aber...wäre da nicht die Angst, dass ich durch einen Fehler wieder in diesen Zustand verfalle...

Als er im Zimmer angekommen war, ging er direkt ins anliegende Badezimmer. Ohne sich dabei was zu denken, schmiss er die dreckigen Sachen in die nächstbeste Ecke und stellte sich unter die Regendusche. Er hatte es nicht mal mehr nötig, zu duschen. Er schwitzte nicht mehr oder wurde gar müde, aber fühlte sich dadurch einfach besser. Es war wieder so eine Kleinigkeit, wie in der Sonne zu sitzen, die alles einfacher machte, erträglicher, bis es besser sein würde.
Hätte er seine Fähigkeit nicht ein wenig besser unter Kontrolle, so hätte er bis jetzt noch immer in Begleitung sein müssen. Aber zum Glück erlaubte Erwin das, nachdem er sah, welche Erfolge Levi in den wenigen Tagen erzielt hatte. Da war wieder ein anderer Punkt. Erwin. Komischerweise empfand er für ihn ganz anders, seitdem er ein Vampir war. Er fühlte sich mit etwas an diesem Ort verbunden. Fast wie eine unsichtbare Leine. Aber trotzdem fühlte er sich frei. Er hatte sich schon öfter gefragt, was es sein konnte. Aber wenn er jetzt so explizit darüber nachdachte, da kam er sich dem schon näher.

Früher hatte er Erwin nicht leiden können. Er hatte ihn gehasst, auch wenn sie sich noch nicht so lange kannten. Aber jetzt? Jetzt fühlte es sich für den Schwarzhaarigen so an, als wäre der Blonde die Welt für ihn. Er war der Mittelpunkt, der ihn auf der Erde hielt, sonst würde er davonfliegen. Er konnte nicht mal was dagegen sagen. Es war neu für ihn, aber für schlecht empfand er es gewiss nicht. Aber ob das direkt Liebe war, dass konnte er nicht sagen. Er müsste mal Erwin deswegen befragen. Vielleicht wusste er was.

Forever In Love [Eruri]✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt