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°•Aussichtslos?•°

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„Das ist allen nun schon 47 Jahre her..."

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Nachdem Petra Levi ihre Lebensgeschichte erzählt hatte, war sie, ohne noch was zu sagen, gegangen und hatte ihn allein gelassen. Aus irgendeinem Grund blieb diese Geschichte noch lange in seinem Gedächtnis. Er musste ständig daran denken. Ihm wurde klar, dass es auch noch Menschen gab, die es schlechter hatten als er. Er wusste aber auch nicht, wie er damit umgehen sollte. Wie sollte er darüber denken? Sie schien hier ein sehr glückliches Leben zu führen. Soweit man es 'Leben' bezeichnen konnte. Also was sollte er tun? Erwin hatte recht. Sein Leben war scheiße. Es gab keinen Grund noch zu bleiben. Oder doch? Was wäre mit Mikasa? Was wäre, wenn sie ihn plötzlich aufsuchen würde und er dann schon nicht mehr da wäre? Er konnte es nicht. Er hing zu sehr an seiner Schwester und konnte den Gedanken nicht ertragen, dass sie eventuell nicht mehr bei ihm sein könnte.

„Mr. Ackermann? Mr. Smith erwartet Sie in seinem Büro", kam es von hinter der Tür. Es war der große, blonde Mann mit dem Bart. Das konnte er schon an der Stimme ausmachen. „Ich komme", rief er zurück und stand von der Fensterbank auf. Er hatte in den letzten Tagen oft hier gesessen. Ja, Tage! Levi wusste immer noch nicht, warum er noch so lange lebte, obwohl er sich gegen das Angebot entschieden hatte. Aber er war dankbar dafür. Aber genau deswegen interessierte es ihn, was Erwin wieder von ihm wollte. Sicher würde er ihm wieder einen Vortrag darüber halten, wie sinnlos es doch wäre, in sein altes Leben zurückzukehren und er das Angebot doch besser annehmen solle. Er machte sich auf alles gefasst.

Sie blieben vor der allzu gut bekannte Tür stehen. Mike beugte sich etwas vor und klopfte an die Tür. „Mr. Smith? Mr. Ackermann ist hier", sprach er gelassen und öffnete die Tür. Levi betrat den Raum und lief sogleich zum Schreibtisch, wo er sich, ohne zu fragen auf den Stuhl vor ihn setzte. Er schaute kalt drauf rein und wartete, dass Erwin anfing. „Levi, schön dich wiederzusehen. Na, gefällt es dir hier? In meinem Anwesen?" Erwin war wie immer zufrieden am Grinsen. Nur dieses Mal kam es Levi so vor, als wenn er was wusste, was Levi nicht wusste. Und das gefiel ihm gar nicht. Was hast du jetzt schon wieder vor, Erwin? Ich werde meine Meinung nicht ändern. Ist mir egal, ich werde nicht bleiben. Der Schwarzhaarige seufzte, ehe er zu sprechen begann. „Was willst du Erwin? Ich werde meine Meinung nicht ändern", sagte er völlig frei von Emotionen und war fest darauf fixiert, es auch so beizubehalten. „Oh, da bin ich mir aber gar nicht so sicher. Wir beide wissen was passiert, wenn du dich widersetzt." – „Ist mir egal. Ich kann nicht und will auch nicht zum Vampir werden", versicherte er Erwin mit sicherer Stimme. Erwin lachte ironisch auf. „Sicher? Dann willst du einfach sterben, ohne zu wissen, wie es um deine Schwester steht?" Levi hielt augenblicklich inne. Was hat er gerade gesagt? Er weiß was von Mikasa? „Was meinst du damit, Erwin?", kam es ernster von ihm. Wenn es um seine Schwester ging, machte er alles. „Ach, vielleicht auch nicht. Ich habe nur eine meiner vielen Quellen springen lassen. Diese hatte erstaunliches herausgefunden. Sag mal, wie lange habt ihr euch nun nicht mehr gesehen?", fragte er gespielt unschuldig und faltete wissend die Hände ineinander. „Sieben Jahre", erwiderte der Schwarzhaarige und verschränkte aufbrausend die Arme.

„Oh, das ist ganz schön lange...für einen Menschen." Erwin löste seine Hände und kramte ein Blatt hervor. Er las nochmal kurz drüber und wandte sich dann wieder an den kleineren. „Das sind sieben Jahre, wo du nicht wusstest, dass sie tot ist?"- „Was...?", kam es geschockt von dem Schwarzhaarigen. „Was hast du gerade gesagt? Sie soll tot sein?!" Er riss quälend die Augen auf. Er stand unter Schock, er konnte sich nicht bewegen. Mikasa soll tot sein? Das kann doch nicht sein! Sie darf nicht... „Ja, schon sieben Jahre... Ich bin mir sicher, du wusstest nicht, dass sie was mit einem Werwolf hatte. Dann, bei einer seiner Verwandlungen, riss er sie mit und tötete sie", erläuterte er und legte das Blatt wieder beiseite. Levi krallte sich in seine Haare, stumm liefen ihm Tränen übers Gesicht. „Warum?... Warum sollte ich es dir glauben?", kam es schluchzend von ihm. „Du kannst es mir auch nicht glauben, aber du wirst sie trotzdem nie wieder sehen. Wer einmal tot ist, der bleibt auch tot." Levi konnte es nicht glauben. Nun war er allein. Er war allein auf der ganzen Welt. Mikasa hatte ihn einfach allein gelassen. Nein! Sie wurde ihm genommen! Dieser Werwolf! Er- „Was ist mit dem Werwolf?", fragte er nun etwas ruhiger und richtete sich wieder auf. Er wischte sich kurz übers Gesicht und versuchte sich zu beruhigen. „Meine Leute haben ihn schon getötet. Er hatte sowieso Dreck am Stecken", antwortete Erwin auf seine Frage gelassen. „Verstehe...", sagte der Schwarzhaarige völlig leer und lehnte sich in dem Stuhl zurück. „Siehst du es jetzt ein, Levi? Es gibt niemanden mehr, der dir was bedeutet. Alle sind tot oder verabscheuen dich. Also was hält dich noch zu bleiben? Lass los und starte ein neues Leben! Du weißt es doch, es ist ganz leicht." Da hatte der Blonde schon nicht ganz unrecht, dass wusste Levi. Und er selbst noch besser. „Warum hast du mich ausgewählt? Wieso hast du mich nicht schon vor ein paar Tagen getötet, Erwin?" Levi sah den Großen mit roten Augen an, er wollte es gerne wissen. „Wenn du es doch schon wusstest, wieso hast du mich dann noch so lange zappeln lassen und mich nicht gleich getötet? Ich hatte meinen Entschluss doch schon gefasst", hing er noch dran. Erwin musste schmunzeln. „Weil du mir nicht egal bist, Levi", war seine Antwort. Der Schwarzhaarige stockte. „Ich habe dich nicht gleich töten lassen, weil ich nicht wollte, dass du, ohne es zu wissen, diese Welt verlässt. Ich wollte dich nicht gleich töten lassen, weil es zu schade wäre. Ich wollte wissen, wie deine Antwort nach dieser Information aussehen würde." Levi nickte wissend aber schien mit seinen Gedanken woanders zu sein. Verständlich. „Und? Was ist nun deine Antwort? Wirst du dich dagegen entscheide-", er wurde von Levi unterbrochen.

„Ich mach's."

Forever In Love [Eruri]✔Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt