Kapitel 8

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Draco pov

"Draco, wach auf! Wach auf!" Harry rüttelt wie verrückt an meiner Schulter und schreit mich an. Ich öffne müde die Augen und sehe ihn an: "Was ist denn nur los mit dir?" Harry sieht mich aufgeregt an: "Sie haben getreten! Ich kann sie spüren!" Sofort bin ich hellwach. Harry sieht mich mit vor Freude leuchtenden Augen an. Dann nimmt er meine Hand und legt sie auf seinen Bauch. Glücklich sieht er mich an. "Spürst du es? Eins tritt gerade!" ruft er aufgeregt. Ich lächle. Er ist so unglaublich süß, wenn er sich freut. 

Mit dem Daumen streiche ich über seine Bauchdecke. "Fühlt sich das nicht toll an?" "Harry, ich spür nichts. Das scheint erstmal eine Sache nur für euch drei zu sein." Enttäuscht sieht Harry mich an. "A-Aber ich will, dass du es auch fühlen kannst." mault er. "Ich werde es auch irgendwann spüren. Mach dir keine Sorgen um mich. Genieß es einfach." Ich lächle ihn liebevoll an und küsse seinen Bauch. 

Harry legt sich wieder hin und lässt sich von mir in den Arm nehmen. Unsere Beziehung ist viel liebevoller und sanfter geworden, seit ich von Harrys Schwangerschaft weiß. Und noch mehr, seit mein Vater mir erzählt hat, wie schnell ich sie verlieren kann. Das ist auch der Grund, warum Harry und ich nicht mehr viel mit unseren Freunden machen. Ich versuche die Zeit mit den dreien so gut wie möglich auszukosten. Noch immer habe ich Harry nichts von der Auswirkung des Fluches erzählt. Es würde ihn nur stressen und das ist mit Sicherheit weder für ihn noch für die Babys gut. Ich ziehe Harry noch ein wenig näher an mich heran und drücke ihm einen Kuss auf den Nacken: "Ich liebe dich über alles, Harry, vergiss das niemals." "Ich liebe dich auch sehr, Dray. Tut mir leid, dass ich dich geweckt habe." 

"Es muss dir nicht leid tun." flüstere ich, "Es war unglaublich schön zu sehen, wie aufgeregt du warst und wie sehr du dich gefreut hast. Und es ist sehr lieb von dir, dass du den Moment mit mir teilen wolltest." "Ich wünschte, du könntest es auch fühlen." "Das werde ich noch. Vielleicht in ein paar Wochen." "Hoffentlich. Ich will unbedingt dein Gesicht sehen, wenn du es wirklich spüren kannst." Ich lege sanft meine Lippen auf den Nacken meines Freundes und ziehe seinen Geruch ein, während ich ihm einen zärtlichen Kuss gebe. 

Schon bald ist Harry wieder eingeschlafen. Ich liege jedoch weiterhin wach. Vater hat zwar gesagt, dass ich nicht über den Tod meiner Lieblinge nachdenken soll, aber wie könnte ich? Ich liebe die Zwillinge jetzt schon so sehr und Harry ist die Liebe meines Lebens. Ich kann sie einfach nicht verlieren! Ich darf sie nicht verlieren!

Harrys Tod würde mich umbringen, das weiß ich genau. Selbst, wenn die Zwillinge überleben und nur Harry es nicht schafft... Ich würde sie meinen Eltern geben. Allein der Gedanke daran, Harry gehen zu lassen, nimmt mir die Luft zum Atmen. Er ist der einzige Grund, warum ich noch lebe. Er hat mich davon abgehalten mich umzubringen. Ich weiß nicht, was ich ohne ihn tun soll. 

Tränen rollen über mein Gesicht und durchnässen ein wenig Harrys Haare. Aber der schläft schon wieder so fest, dass er nichts davon merkt. 

"Verlass mich nicht, bitte. Versprich es mir." flüstere ich und gebe ihm einen Kuss, "Ich liebe dich. Und egal was passiert, ich pass auf dich auf. Ich schwöre es." 

~*~*~

Ich sehe Harry an. Immer wieder rutscht er hin und her und scheint einfach keine bequeme Sitzposition zu finden. "Kann ich dir irgendwie helfen?" frage ich. "Das ist alles deine Schuld!" Überrascht ziehe ich eine Augenbraue hoch: "Was ist meine Schuld?" "Das!" Trotzig zeigt Harry auf seinen Bauch. Ich muss schmunzeln. "Warum ist das meine Schuld?" frage ich, um ihn zu necken.

"Wer hat mich denn wohl geschwängert?! Ich war's nicht!" "Solltest nicht du wissen, von wem du geschwängert wurdest? Ich meine, ich würde sagen, dass ich es war, aber wer weiß... Vielleicht gehst du mir ja fremd und jubelst mir einfach nur zwei Kinder unter und eigentlich sind es gar nicht meine." Verdutzt sieht Harry mich an. 

"D-Das ist doch ein Scherz, oder? Du weißt, dass die Babys von dir sind, richtig?" fragt Harry ängstlich. Ich stehe von meinem Sessel auf und gehe zu ihm. Neben ihm lasse ich mich auf die Couch fallen und gebe ihm einen liebevollen Kuss. "Natürlich weiß ich, dass die Babys von mir sind." Ich wuschle durch seine Haare und streichle die Wölbung seines Bauchs. 

"Okay, wird es besser, wenn wir kuscheln?" Harry zuckt mit den Schultern: "Vielleicht." Ich ziehe ihn in meine Arme. Er rutscht trotzdem weiter umher, bis er sich schließlich einfach hinlegt und den Kopf auf meinen Schoß bettet. Ich fahre durch seine Haare und betrachte ihn. "Du siehst müde aus." sagt Harry auf einmal. "Ich hab nicht gut geschlafen." "Oh... Tut mir leid. Ich wollte nicht, dass du meinetwegen nicht schlafen kannst." Harry hat in letzter Zeit Probleme beim Einschlafen gehabt, weswegen ich immer möglichst lange wach war und ihn gestreichelt und mit ihm gekuschelt habe, bis er doch endlich einschlafen konnte.

"Es war nicht deine Schuld. Ich konnte einfach nicht schlafen." sage ich liebevoll und streiche durch seine Haare. Die Wahrheit ist, dass ich wieder die ganze Nacht geweint habe, bei dem Gedanken, meinen Liebling zu verlieren. Irgendwie habe ich es mittlerweile geschafft, tagsüber mich über die Schwangerschaft und die Babys zu freuen und nachts denke ich fast nur daran, dass ich sie in wenigen Monaten verlieren könnte. 

"Draco?" fragt Harry von unten. "Ja, mein Engel?" "Ich weiß, wir haben noch 20 Wochen Zeit, bis die Babys kommen, aber wir haben absolut keinen Platz für ein Baby. Schon gar nicht für zwei." Ich sehe Harry an. 

Er hat Recht. Wir haben nur eine Küche, ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer und ein Bad. "Stimmt. Wir fanden die Wohnung gemütlich und für uns zwei reicht sie, aber mit zwei Kindern ist das unmöglich. Wir sollten wirklich umziehen. Und zwar bevor du die Babys bekommst." Harry nickt. "Möchtest du eine Wohnung in der Zauberer- oder in der Muggelwelt?" frage ich. Harry zuckt mit den Schultern: "Ich weiß nicht. In der Muggelwelt könnten sie in Ruhe aufwachsen, aber in der Zaubererwelt sind wir besser vernetzt und sowas." Ich sehe ihn an. Dann beuge ich mich zu ihm nach unten und gebe ihm einen Kuss. "Mir ist es recht, egal wie du dich entscheidest."

"Echt?" "Klar. Du bist schließlich der Schwangere." "Ja, aber wir müssen in dieser Wohnung leben. Zusammen." "Solange du bei mir ist, ist es mir vollkommen egal, wo wir leben." sage ich ehrlich und streiche durch seine dunklen Haare. "Ich weiß, das ist gegen deinen Reinblutstolz, aber ich würde gerne in die Muggelwelt ziehen. Dann würden die Kleinen weiter weg von dem Todesser-Retter-Drama aufwachsen." "Ehemaliger Todesser." murmle ich und ziehe meinen linken Ärmel über meine Hand. Harry legt von unten seine Hand an meine Wange und streichelt mich leicht: "Du weißt, was ich meine, Schatz." "Ja, ich weiß, aber es ist so eine Art Bedürfnis das zu sagen." seufze ich. Harry richtet sich auf und setzt sich rittlings auf meinen Schoß. Sanft legt er seine Hände an meine Wangen: "Hör zu, Dray, ich liebe dich über alles. Egal, was in deiner oder meiner oder unserer Vergangenheit passiert ist. Ich weiß, dass du kein Todesser bist und auch nie einer sein wolltest. Und das werde ich immer wissen, okay? Mach dir keinen Kopf mehr darum." Liebevoll legt er seine Lippen auf meine. 

Ein Fluch mit FolgenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt