Chapter 11

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Erschöpft atme ich aus. „Das war sehr gut, Felicity.", lobte Frigga mich mit ihrem gutmütigen Lächeln auf den Lippen. „Danke.", kurz neigte ich den Kopf und steckte die Dolche wieder ein. Ich war jetzt seit einer Woche in Asgard und mir tat wirklich alles weh, was einem nur weh tuen konnte. Jeder einzelne Knochen und Muskel schmerzte.

Als der Muskelkater angefangen hatte sich bemerkbar zu machen, hatte Thor mir eine Salbe gegen Muskelschmerzen von den Heilern besorgt. Sie hatte allerdings nur bedingt geholfen, am dritten Tag wurde es nämlich noch schlimmer. Mittlerweile schien mein Körper vor Schmerz schon fast zu brennen, doch Frigga meinte, dass ich dadurch nur noch stärker werden würde. Trotz allem würden wir ab jetzt zwei Tage Pause einlegen. Ich war nämlich mittlerweile viel zu unkonzentriert geworden und konnte mich kaum noch an die Lektionen vom Vortag erinnern.

Wir waren auch einen Tag in der Bibliothek gewesen. Sie hatte mir Bücher über die Geschichte Asgards gegeben, die ersten beiden hatte ich bereits jetzt gierig verschlungen. Die Sagen der Götterwelt glichen kaum denen, die wir auf der Erde erzählt bekamen, doch sie waren mindestens genauso faszinierend. Nach dem Training war ich immer mit den anderen ausgeritten. Thors Freunde hatten mich sehr gut in ihre Gruppe aufgenommen, selbst Sif schien einverstanden damit zu sein, dass ich nun ein Teil von ihnen bin.

Sie hatten mir die Wälder gezeigt, den Palast in dem Thor später leben könnte, wir waren in den Bergen gewesen, hatten das Dorf und den Strand erkundet und sie hatten mir die endlosen Felder der Götterwelt gezeigt. Ich war mindestens drei mal vom Pferd geflogen. Jedes mal hatte Fandral mich freundlicherweise aufgesammelt. Die Pferde hier waren zwar sehr einfach zu reiten, aber wenn man mehr auf Kühen geritten ist, dann merkt man den Unterschied ab einem gewissen Punkt sehr deutlich.

Ich hatte davon immer noch mehrere blaue Flecken und mittlerweile waren auch einige Schrammen durchs Training oder Äste, die mir beim Reiten ins Gesicht peitschten dazu gekommen. Trotz allem war das definitiv kein Grund für mich das hier in den Wind zu blasen, ich würde mein Ziel erreichen, koste es was es wolle.

Von Vorteil war mein Schlafmangel aber nicht wirklich. Nachdem Thor mir erzählt hatte, dass die Asgardischen Kerker sich direkt unter dem Palast befanden, suchten die Augen Lokis mich jede Nacht heim. Das wahnsinnige Lächeln des Halbgottes kostete mich mehrere Stunden schlaf und selbst wenn meine Augen geschlossen waren und mein Atem ruhiger ging, sah ich ihn wieder vor mir.

„Alles in Ordnung, Felicity ? Du wirkst, als wärst du tief in deinen Gedanken versunken.", schmunzelnd beobachtete Thors Mutter mich. „Ja, ehm tut mir leid.", ich entschuldigte mich und begann die Lederriemen an meinem Brustpanzer zu lösen um ihn ausziehen zu können. „Möchtest du darüber reden ?", erstaunt sehe ich auf. „Du schläfst nicht gut, oder ?", wollte sie weiter wissen und zögerlich nicke ich und lege die goldene Rüstung zur Seite.

Kurz seufze ich und schüttele den Kopf. „Nein, nicht wirklich, um ehrlich zu seien, garnicht." „Bedrückt dich etwas ? Die Entfernung zu Midgard ist groß, nicht wahr ?", fürsorglich, fast schon mütterlich sah sie mich an. „Oh nein, ich vermisse die Arschgeigen kein Stück !", lache ich. Streng sieht Frigga mich an. „Entschuldigung.", murmele ich schnell. Ich muss wirklich noch lernen meine Klappe zu halten und nachzudenken bevor ich rede. „Also ich vermisse sie schon. Sie sind wie eine Familie für mich und natürlich vermisse ich auch meine richtige Familie.", gestehe ich. „Aber das ist nicht mein Problem.", nun sehe ich die weit entfernten Planeten an, die im immer dunkler werdenden blauen Himmel über Asgard zu sehen sind.

„Loki hätte mich fast umgebracht. Ich war damals ziemlich froh, dass er so weit weg wie nur irgend möglich ist und alleine in einer Zelle versauert. Ich dachte, dass ich damit abgeschlossen habe. Klar, ich hab eine riesige Narbe auf meinem Körper, die mich auf Ewig daran erinnern wird, aber nach dem aktuellen Stand kann er mir nichts mehr tun. Er kann keinen Schaden mehr anrichten. Aber der Gedanke, dass er hier irgendwo ist, bringt mich fast um den Verstand. Immer wenn ich die Augen schließe sehe ich sein wahnsinniges Lächeln vor mir und wie er den Dolch immer tiefer in mein Fleisch dreht.", versuche ich mich langsam und etwas eingeschüchtert zu erklären.

Mittlerweile trage ich nur noch das dünne Kettenhemd und darunter normale Stoffkleidung und meine Schienbeinschützer. Ich sortiere meine Waffen auf der steinernen Ablage und sehe die blonde Göttin wieder an. „Du bist etwas besonderes Felicity. Odin sieht etwas in dir, deswegen bilde ich dich aus. Allerdings wird das nicht funktionieren, wenn du zu sehr in der Vergangenheit hängst. Du musst es verarbeiten. Ich schlage dir vor, Loki zu besuchen."

Verwundert starre ich sie an. Loki besuchen scheint hier eine Art Tabuthema zu sein, zumindest tut es anscheinend keiner außer Frigga selbst, nichtmal Thor besucht seinen Bruder. „Geht das denn ?", möchte ich verwirrt wissen. „Natürlich !", sie lacht. „Wenn du magst, kann ich dich morgen zu ihm bringen. Ich glaube sogar schon fast, dass das Gefängnis ihm zumindest ein wenig gut tut, er wird ruhiger.", fast schön glücklich sieht sie über den Kampfplatz auf dem nur noch vereinzelte Leute kämpfen.


„Es täte ihm sicherlich gut ein anderes Gesicht außer meins und das der Wachen zu sehen.", erklärt sie ihren Entschluss. „Das wäre wirklich nett.", bedanke ich mich. Innerlich beginne ich aber bereits damit mir den Kopf zu zerbrechen. Loki würde mir am liebsten an die Gurgel gehen, wenn er mich sieht, da bin ich mir sicher. Wie würde er reagieren, wenn ich vor seiner Zelle stehe ? Oder noch besser, wie sollte ich reagieren ? Diese arrogante Dramaqueen wollte aus mir einen Schaschlikspieß machen ! Was sollte ich sagen ? Über was würden wir reden ? Sollte ich ihm einfach den Mittelfinger zeigen und wieder gehen ? Sollte ich Fotos für Tony machen ? Vielleicht ein Selfie von mir wo man im Hintergrund den Gott genervt rumsitzen sah ?

Frigga war schon wieder gegangen, ich hatte meine Ausrüstung verstaut und schlenderte ein wenig durch die Innenstadt von Asgard. Es hatte schnell die Runde gemacht, dass eine Erdenbewohnerin sich in Asgard aufhielt, was für die Asen natürlich eine regelrechte Sensation war. Hin und wieder wurde getuschelt, wenn ich in eine Straße einbog, oder mir die Wahren von einem Geschäft ansah, bis Fandral von der Seite zu mir kam und sich bei mir unterhakte.

„Na wie gehts ?", möchte ich grinsend von dem blonden Ritter wissen. „Fantastisch.", er strahlt regelrecht. „Das Training lief ziemlich gut. Volstagg möchte heute das Abendessen ausgeben, lässt du dir das entgehen, oder begleitest du uns ?", möchte er grinsend wissen. „Natürlich komme ich mit, was erwartest du ?", will ich kichernd wissen und stoße ihn beim Laufen mit der Hüfte an. „Wie ich sehe sind Sie zu Späßen geneigt Lady Felicity.", er strahlte bis über beide Ohren.

Hier in Asgard war er genauso ein Frauenheld wie Gilderoy Lockhart bevor man herausfand, dass er nichts auf dem Kasten hatte, das einzige was die Beiden unterschied, war die Tatsache, dass Fandral tatsächlich so einiges an Talenten hatte. „Du solltest mittlerweile wissen, dass ich immer für einen Spaß zu haben bin." „Auch fürs Ausreiten heute ?" „Bei Thors heiliger Unterhose, nein.", Fandral lacht. „Tuen deine Muskeln so sehr weh ?", erkundigt er sich dann etwas freundlicher. „Sie tuen so weh wie die Schmerzen beschreibst, die du aus der Schlacht mit den Jötunen mitgenommen hast." „So schlimm war das doch nicht." „Ach, auf einmal warst du der taffe Held ?" „Vergiss nicht, ich bin IMMER der Held.", versuchte er mir einzubläuen.

„Ist klar.", ich schmunzele. „Und jetzt führe mich zu Speis und Trank oh du Held von Asgard." „Mit Vergnügen, Lady Felicity." 

Gap Year - Wie ich zur Göttin wurde [Loki FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt