Chapter 10

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In den nächsten Stunden lehrte Frigga mich, wie ich mich in der Rüstung gut bewegen konnte. Ich musste einige Runden um den Platz laufen und danach deutete sie Attacken an und ich musste ihnen ausweichen. Es lief sehr gut, dennoch hatte ich die groben und kraftvollen Bewegungen, die Natasha und Clint mir beigebracht hatten noch komplett in mein Hirn eingemeißelt und davon in geschmeidige, leise und routinierte Aktionen überzugehen erwies sich als relativ schwer.

„Das sah super aus, Felicity.", lobte Fandral, nachdem Frigga unser heutiges Training für beendet erklärte. Fast schon erleichtert nickend wischte ich mir mit der linken Hand den Schweiß von der Stirn und mit der rechten befestigte ich mein Schwert an der Halterung auf meinem Rücken. „Die anderen wollen noch ausreiten.", damit deutet er in Richtung der Stallungen. „Kommst du mit ?", begeistert nicke ich.

Kräftemäßig bin ich zwar komplett am Ende, aber ein Ausritt in Asgard klingt einfach nur fantastisch. Thor hatte mir bereits bei meiner Ankunft gestern versprochen, dass er mir die Ländereien und Gebirge definitiv zeigen würde und natürlich auch die verschiedenen Dörfer und Paläste.

Schnellen Schrittes lief ich neben Gilderoy Lockhart her. „ich wette in ein paar Monaten machst du Sif Konkurrenz, aber lass sie das bloß nicht hören.", er grinste leicht. „Nach dem Ausreiten wollen wir noch an unseren Stammtisch, ich bestehe darauf, dass du uns begleitest.", erstaunt sehe ich ihn an. „Na dann komme ich gerne mit.", antworte ich und wir betreten den Hof mit den Ställen.

„Hallo Felicity !", freut Myrddin sich, als er mich sieht. „Hey, wie geht es dir ?", freundlich beobachte ich den Stallburschen, wie er eine Karre mit Stroh in eine Box schiebt. „Ach ganz gut, war ein anstrengender Tag.", gesteht er, ehe er auf eine der Schlossmauern deutet. „Eure Pferde sind bereit. Die anderen warten draußen." „Danke.", damit laufen Fandral und ich zu den Tieren hinüber.

Fasziniert streiche ich durch das seidenweiche Fell des Tieres, ehe ich zu dem von Fandral hinüber schaue. Auf langen, dünnen Beinen stämmt es seinen ebenso filigranen Oberkörper, sein komplettes Fell ist in einem rot-braun und glitzert im Licht der langsam untergehenden Sonne schon fast wie ein einiges Flammenmeer. Aus treuen, braunen Augen sieht es seinen Reiter an, der behutsam über die weiße Blesse auf der Stirn streicht. „Darf ich vorstellen ? Gambri.", er lächelt leicht und tätschelt den Hals des Tieres. „Sie ist wunderschön.", gestehe ich. „Oh du glaubst nicht, wie neidisch wir alle sind, dass du Naskur bekommen hast. Gambri ist ein tolles Tier, keine Frage, aber Naskur stammt aus einer grandiosen Zuchtreihe ab.", ich werde leicht rot, ehe ich mich auf Naskur schwinge und die Zügel in meinen Händen sortiere.

„Mal sehen, ob du mithalten kannst.", grinst Fandral nun, er sitzt ebenfalls auf seinem Pferd und wendet es ab zum Ausgang. „Keine Sorge, das werde ich.", wir tauschen ein rivalisierendes Lächeln aus, dann treibt er Gambri an. Sofort tue ich es ihm gleich und wir galoppieren aus dem Ausgang und stürmen an den anderen vorbei. „Hinterher !", höre ich Thor rufen und mit donnernden Hufen folgen sie uns.

Strahlend folge ich Fandral, der uns mittlerweile aus dem Dorf hinausgeführt hat und auf einen Waldweg zusteuert. Auf einmal ist Sif direkt neben mir. Kurz sehen wir uns an, ehe wir uns beide gleichzeitig vorbeugen und versuchen noch etwas mehr zu beschleunigen. Sie reitet einen muskulösen Rappen mit einem hellen Stern auf der Stirn. Ich bin begeistert, wie sicher ich mich auf diesem Pferd fühle. Im allgemeinen habe ich das Gefühl, dass die Pferde hier in Asgard ganz anders ticken, als unsere. Wie sollte ich es sonst schaffen mich so gut auf einem Pferd im vollen Galopp zu halten, wenn ich meine Kindheit mehr auf grasenden Kühen gesessen hatte ?

Irgendwann schafft nicht nur Sif, sondern auch Thor es an mir vorbei zu ziehen, weshalb ich mich mehr auf meine Umgebung konzentriere. Die Sonne durchleuchtet die grünen Blätter des Waldes wodurch der Boden in sämtlichen Farben von grün bis rot schillert, neben uns plätschert ein kleiner Fluss entlang, ein paar steinerne, glitzernde Felsen ragen auf der anderen Uferseite empor und der Weg steigt immer höher, bis sich rechts von uns eine Klippe bildet und man einen immer besseren Ausblick auf den Sonnenuntergang, den Biefröst, Asgard und das Meer bekommt. Man sieht einige Sterne und Planeten in der Ferne aufleuchten.

Irgendwann wird die ganze Gruppe langsamer und in einem gemütlichen Schritt betrachten wir zusammen den wunderschönen Anblick. Ich erinnere mich an mein Versprechen für Tony und ziehe die Digitalkamera aus meiner Tasche am Gürtel hervor. Tony hat sie extra für meinen Aufenthalt hier mit Bruce entwickelt. Sie funktioniert über Solar, die beiden hatten gehofft, dass die Sonneneinstrahlung in Asgard der auf der Erde ähnelt, damit ich sie auch wirklich nutzen konnte.

Konzentriert schoss ich zwischen dem Laub hindurch ein paar Fotos als Erinnerung und damit ich sie Tony zeigen könnte, wenn ich wieder da war. „Und ? Fühlt es sich immer noch, wie Heimat an ?", möchte Thor neben mir wissen, der mit seinem muskulösen, fast schon riesigen Hengst Leiftri neben mir her trabt. „Definitiv.", hauche ich überwältigt von der Schönheit dieser Welt.

Kurz mustert mich der Gott des Donners, dann widmet er seinen Blick ebenfalls wieder der Sonne.

Wir reiten bestimmt noch über eine Stunde durch die Landschaften. Wir überqueren tiefe Schluchten durch hölzerne Brücken, waten durch ein niedriges Flussbett, passieren Getreidefelder und am Ende galoppieren wir den Strand entlang. Das blaue Wasser spritzt durch die Gegend, als wir durch die Wellen platschen und am Ende reiten wir gemeinsam in einem gemütlichen Schritt durch die verwinkelten Gassen Asgards.

In den Stallungen angekommen satteln die anderen ihre Pferde ab, ich muss nur die Zügel abnehmen und schlussendlich versorgen wir die Pferde mit Futter und Wasser. Myrddin würde netterweise den Rest übernehmen.

Den Rest des Abends zeigen sie mir ihren Stammtisch. Mal wieder verbietet Thor mir den Asgardischen Alkohol und sucht für mich das Essen aus. Es schmeckt wie eine Mischung aus Fischstäbchen und Steak, auch das Gemüse auf meinem Teller kann ich nicht wirklich identifizieren, dennoch schmeckt es fantastisch und lautstark diskutieren wir über unseren Tag, Fandral erzählt seine Heldengeschichten und verlässt die Kneipe mit einer Blonden Dame, Volstagg isst mehr als wir alle zusammen, wir lachen übermäßig viel.

Es ist bereits stockduster, als Thor mich zu meinen Gemächern begleitet. „Schlaf gut Felicity, wir sehen uns morgen.", verspricht er und nickt mir kurz zu. „Danke nochmal.", verlegen sehe ich ihn an. „Es ist wundervoll hier. Ich vermisse zwar ein wenig die anderen, aber diese Erfahrung zu machen fühlt sich unbeschreiblich an." „Gerne.", Thor lächelt charmant, ehe er sich zum gehen wendet. Ich schließe die Tür hinter mir.

Nachdem ich mir eines der Nachtgewänder angezogen habe, die Frigga mir bereitlegen ließ, versinke ich regelrecht in der weichen Matratze und mein Blick gleitet aus dem Bogenfenster in den mit Sternen und Planeten übersäten Himmel. Ich seufze kurz und denke an die anderen. Tonys bescheuertes Lächeln, als ich einen Albtraum hatte und ihn bat bei mir zu bleiben. Natasha, die die Augen rollte, wenn ich mich über ihren intensiven Trainingsplan beschwerte. Bruce mit dem ich mitten in der Nacht Tee trank und Shakespeare las. Clint, der mich morgens beim Frühstück gewitzt ansah und mit mir um die Wette schlürfte, bis uns der Kakao aus den Nasen lief. Steve, der den Boxsack festhielt, wenn ich mal wieder meine Gefühle rauslassen musste.

Seufzend drehte ich mich auf die Seite und drückte eines der bestickten Kissen an meine Brust. Ich vermisste sie jetzt schon. Meine Gedanken wanderten zu unseren gemeinsamen Abenteuern bis sie bei Loki hängenblieben. Sein irrer Blick, als er mich mit einem Dolch durchbohrte. Diese Augen, die mich trotz meiner Todesangst in ihren Bann zogen. Wie sie mich wütend anstarrten wenn ich ihn nicht ernst nahm, oder voller Gier waren, als ich mit ihm getanzt hatte. Irritiert bemerkte ich, wie sich mein Herzschlag bei der Erinnerung beschleunigte und ich biss mir kurz auf die Unterlippe. Für einen Psychisch durchgeknallten Gott sah er verdammt gut aus...

Gap Year - Wie ich zur Göttin wurde [Loki FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt