Diagnose: Stockschwul

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"Hier der Schlüssel. Einen schönen Aufenthalt wünsche ich ihnen!", ich nahm den Schlüssel ,den mir die Rezeptionistin überreichte und verließ ohne ein Wort die Lobby. Vielleicht hätte ich mich bedanken oder sie auch nur kurz anlächeln sollen, aber ich bin müde und enttäuscht. Kurz: meine Stimmung war im Keller. Genervt stellte ich mich in den Lift und drückte einen Knopf, um in den 2.Stock zu gelangen. Ohne auf mein Umfeld zu achten, verschwand ich in meinem Zimmer und lies mich sofort auf das Doppelbett fallen.

Am nächsten Tag wachte ich erst zu Mittag auf. Mit Mühe kam ich aus dem Bett und zwang mich zu duschen. Danach zog ich mir nur eine einfache Bluse und eine schwarze Jeans an. Ich beschloss die Gegend zu erkunden und da das Wetter mitspielte nutzte ich diese Gelegenheit sofort. Schon oft hatte ich von dem 'verregnetem' London gehört. Ich kannte jede Sehenswürdigkeit und die Geschichte dahinter. Auch wusste ich über die Stellung, welche London im 1. Weltkrieg einnahm und bevor ich es vergesse, auch die Regeln,um der Queen gegenüber treten zu können,konnte ich auswendig. Neben diesen sinnlosen Fakten brachte ich mir auch italienisch selbst bei. Ja,man hat viel Freizeit, wenn man Privatunterricht hat und keinen Sport betreiben darf ausser Golf. Welchen ich übrigens auch fehlerlos beherrsche laut meinem Großvater.

Gelassen ging ich die Straßen entlang und sah mich um. London machte seinen Titel als 'verregnet' zu Nichte und zeigte sich von seiner schönsten Seite. Ein paar Sonnenstrahlen stahlen sich durch die Wolken, Vögel zwitscherten im Park und es roch nach gerösteten Mandeln. Plötzlich tropfte etwas auf meine Hand, ein Regentropfen. Aus einem wurden zwei, aus zwei wurden drei, bis es schlussendlich wie aus Kübeln regnete. Panisch sah ich mich umher und musste klarstellen das keine Überdachung in der Nähe war. Gerade noch lobte ich London und schon passiert so etwas. Ich, natürlich wieder völlig blank, ohne Jacke oder Regenschirm. Eine kleine Boutique mit dem Namen 'Gero', erhaschte meine Aufmerksamkeit und ohne lange zu überlegen rannte ich hinein.

Leise spielte die Musik im Hintergrund, automatisch wippte ich im Takt mit und steuerte auf eine Kleiderstange zu. Ein Schrei ließ mich aufschrecken und ich sah mich nach einer Person um. Ein Mann, ungefähr in meinem Alter, stand vor mir und hielt sich erschrocken die Hand vor den Mund. "Schätzchen, du ruinierst meine Kleidung, also weg da! Und nur so nebenbei du siehst aus wie ein übergossener Pudel...", sagte er und zog mich leicht von 'seiner' Kleidung zurück. Nebenbei bemerkt hatte er einen sehr starken französischen Akkzent. "Oh, tut mir leid", murmelte ich und rückte noch einen Schritt zurück. "Schon okay...Ich bin Gero, angehender Modedesigner und das ist meine 1. Boutique die ich führe. Außerdem habe ich noch Stress wegen der Modenshow heute abend.Und..Oh mein Gott!", ich zuckte bei seinem abrupten, lauten Ende zusammen. "Was ist?",fragte ich erschrocken. "Deine Schuhe sind der Hammer!", quietschte er plötzlich. Diagnose: stockschwul. Und ich muss eines gestehen, ich wollte schon immer einen Schwulen als besten Freund. "Oh..Danke. Ich sammle Doc Martens regelrecht.",sagte ich und lächelte während ich auf meine blumen-bemusterten Doc Martens starrte. "Nevermind..Wie ist dein Name? Ich bin neu hier und ein neuer Freund schadet nie, oder?", lächelte er. "Poppy", ich erwiderte sein Grinsen und musterte ihn. Er hatte wunderschöne braune Augen und braune aufgestellte Haare. Er sah richtig gut aus, um ehrlich zu sein. "Poppy.", wiederholte er mit seinem französischen Akkzent. "Gero.", machte ich ihm seinen Akkzent nach und musste dann lachen. "Oh Darling weißt du was?",sagte er und seine Augen strahlten wieder. Fragend blickte ich ihn an und lächelte unsicher.

"Ich will das du heute auf meine erste Fashionshow in London kommst.", sagte er und klatschte sich begeistert in die Hände.

"Abe..."

"Nichts großes, es kommen nur ein paar Sternchen, die sich zur Zeit in London rumtreiben und sich bereit stellen würden meine Kleidung in der Öffentlichkeit zu tragen", unterbrach er mich. Bevor er weiter reden konnte legte ich meine Hand auf seinen Mund. "Ich würde gerne kommen. Aber ich hab nichts zum anziehen", enttäuscht schob ich meine Unterlippe vor.

"Darling, du stehst in einem Modeladen und beschwerst dich, dass du nichts zum anziehen hast?", er verschrenkt seine Arme vor der Brust und lies spielerisch seine Augenbrauen hüpfen.

Und schon fühlte ich mich wie ein Kind in Disneyland.

Dream it. Wish it. Do it. >h.s.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt