29. Finn der Waise

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Kapitel 29 - finn der Waise

Ein sanftes Rütteln an meiner Schulter riss mich aus meinem Schlaf und ich blickte in die dunklen Augen von Giovanni. „Man hab ich 'nen Schädel!" stöhnte ich. „Ich habe dieses Sprichwort noch nie gemocht!" beschwerte sich meine Begleitung sogleich, mit nicht gerade stiller Stimme. „Weil, man hat doch immer einen Schädel sonst wäre man vermutlich tot und-" „Gioooo!" stöhnte ich langgezogen, „spar dir das bis ich wieder nüchtern bin!" Etwas orientierungslos richtete ich mich auf und musterte den Raum um mich, den so wirklich Ahnung wo ich war hatte ich nicht. „Wie geht's dem Auge?" wollte mein Mitspieler wissen als er sich neben mich setzte. „Welche Aug- aua!" Schmerzvoll zischte ich auch als meine Finger das deutlich angeschwollene Auge berührten. „Ich darf nicht mehr so viel trinken!" stellte ich seufzend fest, denn zwei Mal in weniger als sieben Tagen so munter zu werden war einfach zu viel. „Da gebe ich dir Recht. Wir hatten Glück das Nora uns nicht vor die Tür gesetzt hat. Mein Blick fiel zu ihm. „Nora?"

„Ja, was denkst du denn in wessen Wohnung wir sind?" Leise fluchend lies ich meinen Kopf in den Nacken fallen. „Ist sie noch im Bett?" Meine Stimme war schon fast ein Flüstern, so als wollte ich mich unbemerkbar machen. Doch Gio verzog nur verwirrt das Gesicht. „Eh, nein sie ist schon los zur Arbeit. Aber sie war auch nie im Bett." Unklar darüber was er damit meinte sah ich ihn an. „Na, sie war die ganze Nacht bei dir," erklärte er, was mein Gesicht der Wärme nach rot anlaufen lies, „hatte wohl Angst das du hier alles vollkotzt." Die dröhnenden Kopfschmerzen waren aktuell nicht das unangenehmste Gefühl, das ich verspürte und das obwohl sie pausenlos an meine Schädeldecke hämmerten. „Ich habe vor ihr doch nicht irgendeinen Stuss geredet, oder?" fragte ich nach, die Antwort fürchtend. „Solange ich da war nicht."

„Solange du da warst? Hast du mich mit ihr allein gelassen?" Oh Gott, ich könnte ihm gerade dem Kopf abreisen, und dem betrunkenen ich vor ein paar Stunden vermutlich auch. „Sie hat jetzt heute Morgen nicht gewirkt als hätte sie von dir ein Liebesgeständnis bekommen." „Wow, das beruhigt mich ja ungemein!" Unruhig stand ich auf, bereute es aber sogleich wieder, weil sich der ganze Raum zu drehen begann. „Und wie hat sie dann gewirkt?" wollte ich weiter wissen, und Gio schien immer tiefer in den Sofakissen zu versinken. „Sie meinte ich soll keine betrunkenen Leute zu ihr bringen. Und dann hat sie noch gemeint wir sollen abschließen, wenn wir gehen." Seufzend schloss ich die Augen. „gut, dann lass uns ein Taxi rufen. Ich fühle mich hier fehl am Platz."

...

Die nächsten Tage grübelte ich immer wieder ob ich ihr eine Nachricht schicken sollte oder „rein zufällig" bei dem Café vorbeikommen soll, aber ich drückte mich jedes Mal davor. Vielleicht war ich auch paranoid, ich habe ihr wahrscheinlich nicht einmal etwas gesagt, ich bekomme doch sonst betrunken auch keinen geraden Satz heraus. Zumindest redete ich mir all das ein. Als wir endlich unseren trainingsfreien Sonntag erreichten schlief ich mich zum ersten Mal richtig aus, ohne von meinen wandernden Gedanken gequält zu werden.

Zumindest solange bis ich einen überraschenden Anruf erhielt, von Roman. „Morgen?" murmelte ich verschlafen in das Handy. „Es ist fast Mittag aber okay. Sag mal, hast du heute was vor?" Immer noch verschlafen setzte ich mich in meinem Bett etwas auf. „Noch nicht." „Kannst du mich vielleicht abholen und wir unternehmen etwas? Sonst habe ich bald keine Verlobte mehr, oder ich gehe selbst drauf!" Lachend hörte ich ihm zu. „Klar, ich bin so schnell da wie ich kann"



POV. Nora

Coras Nachricht gleich heute früh hatte mich mehr als überrascht.

C: Kannst du vorbeikommen? Sonst ist Finn bald eine Waise.

Dass es so ernst war, wie in ihrer Nachricht beschrieben war, bezweifelte ich zwar, aber es war Sonntag und ich hatte frei. Vormittags machte ich mich also auf den Weg zu meiner Halbschwester. Das Läuten an der Tür wurde trotz dessen das ich quasi eingeladen wurde aber nicht bemerkt. Schüchtern schob ich dir Tür auf und wurde, wunderschön, von wilden Schreien begrüßt. Nicht an mich gerichtet – immerhin.

„Dann rufe ich eben Schmelle an, der will mich zwar nicht heiraten, aber meine Existenz stört ihn wenigstens nicht!" donnert Roman seiner Verlobten an den Kopf und leicht amüsiert beobachtete ich wie er die Treppen nach oben stampfte. „Pech gehabt, ich habe ihn schon angerufen. Er ist auf meiner Seite!" lies meine, mit einem hochroten Kopf geschmückte, Halbschwester ihn wissen und schien anschließend mich in ihrem Augenwinkel zu entdecken. „Nora, hi!" Sie fiel mir um den Hals und zog mich mit ins Wohnzimmer. Einen Moment überlegte ich nicht zu fragen, doch es war viel zu amüsant gewesen, um es nicht zu wissen. „Sag mal", riskierte ich es also, „worum ging es da eben?"

Sie deute mit dem Daumen nach hinten auf die Treppe, über die Roman das Weite gesucht hatte. „Jetzt gerade? Darum das er die Sitzordnung umändern will, weil seine dämliche Cousine sich von ihrem Freund getrennt hat!" Mit wütend funkelnden Augen verschränkte sie die Arme vor der Brust und lies sich auf dem Sofa nieder. „Soll die Alte von mir aus mit einem Callboy dort auftauchen, aber ich ändere nichts mehr auf meinem Plan!" Ihre Miene lies wirklich keinen Platz für Interpretation. „Und wegen dieser Auseinandersetzung wir Finn zum Waise? Wo ist der überhaupt?"

„Bei einem Schulfreund, ich glaube so zu streiten würden wir uns vor ihm gar nicht trauen." Sie seufzte. „Und nein, geschrieben habe ich dir ursprünglich wegen einer Diskussion von heute Morgen. Da war Besteck das Thema!" Mir entfloh ein Kichern. „Ach lach nur, ich erinnere dich, wenn du mal heiratest!" Sie versuchte ein Kissen nach mir zu werfen, schoss aber einige Meter vorbei. Ich hievte mich also hoch, um es zurückzuholen und knallte dabei gegen eine Muskulöse Brust. Erschreckenderweise konnte ich diese binnen Sekunden ihrem Besitzer zu ordnen. Julian. „Hi, schon wieder nüchtern?" fragte ich nach, ohne ihn dabei auch nur anzuschauen. Stattdessen schnappte ich mir das Kissen und katapultierte es zurück auf seinen Platz. „Haha, ich bin hier um Roman abzuholen, denn ob du es glaubst oder nicht, es gibt auch noch andere Leute in meinem Leben!" Mit gespieltem Lächeln drehte ich mich zu ihm um. Betrunken war er freundlicher. „Tja, hättest du dir mal von denen die Kotze wegwischen lassen!" Julians Antwort, die ihm schon auf der Zunge zu liegen schien, wurde kurzerhand von Romans Auftauchen unterbrochen. „Können wir?" fragte er seinen ehemaligen Mitspieler bevor die beiden durch die Tür verschwanden.

Mit wohligem Seufzend lies ich mich zurück neben meine Halbschwester fallen. „Und jetzt bitte die Story zu dem betrunkenen Julian an deiner Türschwelle!" forderte sie mich auf. Und damit lieferte ich ihr zumindest ein paar Minuten Ablenkung von ihren eigenen Problemen. 

- 1129 words

suprise, ich lebe auch noch. Ich hoffe das Kapitel gefällt euch!

LACUNA - Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt