50.2 - Bali

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Kapitel 50.2 - Bali

Pov. Julian

„Danke für die Hilfe!" Ich drehte mich zu Roman um, der gerade die letzte Reihe Lampions am Balkon aufhing und dann durch die Glastür zu mir hereintrat. „Kein Problem Kumpel." Seufzend sah ich mich um. „Ich hoffe wirklich, dass es ihr gefällt. Hätte ich mit Cora nicht neulich gesprochen, hätte den Geburtstag wahrscheinlich ganz vergessen." Ich griff mir an den Hinterkopf. „Seit ihre Ex aufgetaucht ist, wirkt sie so verschlossen!" Der Schweizer machte einige Schritte auf mich zu und setzte sich auf mein Sofa, das nur mehr wenig Sitzfläche freigab, der Rest war bedeckt von Dekoartikel, die noch nicht ihren Platz gefunden hatten. „Vielleicht weil es der Erste ohne ihre Mum ist!" dachte er laut nach und ich wischte mir grübelnd übers Kinn. „Sag mal, weißt du darüber etwas?" Kopfschüttelnd blickte er zu mir auf. „Bis Weihnachten wussten weder Cora noch ich überhaupt von ihrem Tod. Hat sie mit dir auch nie darüber geredet?" Ich schüttelte den Kopf. „Sie hat einfach gesagt, dass sie Tod sei, kein wie, kein wann. Und Nachfragen erscheint mir bei so einem sensiblen Thema einfach falsch." Ich seufzte. „Aber vielleicht hast du Recht und sie ist deshalb in den letzten Tagen so." Zumindest war das eine Erklärung, mit der ich mich zufriedenstellen konnte, denn in dieser hatte ich nichts falsch gemacht. Ich brachte Roman noch zur Tür, weil ich den Rest auch locker selbst vorbereiten konnte. Zumindest war ich an diesem Punkt noch motiviert. Eine knappe Stunde später sah die Situation schon anders aus.

Nie wieder bereite ich eine Geburtstagsfeier vor. Das schwur ich mir jenen Abend als ich müde zu Boden fiel. Wortwörtlich. Ich musste auf meinem Teppich ein Nickerchen halten, da das Bett und sogar das Sofa, das eigentlich nur wenige Meter neben mir stand, zu weit weg war. Schon am Vormittag hatten wir ein nicht gerade einfaches Training abgehalten und seit ich wieder zurück war kümmerte ich mich darum, dass für morgen alles fertigbekam, was ich mittlerweile erreicht hatte. Überall hangen Girlanden und Lichterketten, alle Sitzgelegenheiten waren gemeinsam in die Ecke gerückt worden, wo dadurch eine Art Chill-bereich entstand. Denn Esstisch hatte ich auf die volle Länge ausgezogen und mit Stühlen bewaffnet. Im Keller warteten bereits jegliche Alkoholische Getränke, Essen würde ich morgen fertig abholen.

Doch noch fertiger als die Partylocation war ich, nervlich und körperlich. Das schrille Klingeln meines Handys zwang mich die Augen zu öffnen, die schon geschlossen geruht hatten. Meine Muskeln schrien danach einfach liegen zu bleiben, aber ich konnte Noras Namen auf dem Display erkennen und hatte sofort Angst, dass es etwas Ernstes war. Wieso sollte sie mich sonst mitten in ihren Feierlichkeiten anrufen. „Ja?" nahm ich ab, und als Antwort trat mir erst nur laute Musik entgegen. „Juliaaaan!" kicherte sie, und jeder Idiot hätte ihren Rausch aus der Stimme hören können. „Nora, du bist betrunken!" stellte ich trocken fest, spannte mich aber etwas an und lehnte mich mit dem Oberkörper nach vorne. Klar, der Club war meine Idee gewesen, doch Nora trank nicht. Einmal, ein einziges Mal hatte ich sie trinken sehen und das war bei der Hochzeit von Cora und Roman. „Eventuell. Aber ich vermisse dich!" Ein Lächeln schlich sich auf meine Lippen. „Willst du nicht doch noch vorbeikommen. Bitteeeee!" Ich warf einen prüfenden Blick durch das Wohnzimmer. Für morgen hatte ich im Grunde alles fertig aufgebaut. Aber ich war auch todmüde. „Bitteeeee!" begann Nora erneut. „Ich habe in- in 2 Stunden Geburtstag!" Okay, das war ein wahrlich unfaires Argument! „Klar, wir sehen uns Schatz!" Ich beschoss mir ihr betrunkenen Gekichern nicht weiter anzutun und mich stattdessen anzuziehen. Nach weiteren zehn Minuten auf dem Boden. Die brauchte ich!

Doch mehr war mir nicht gegönnt. Ich machte mir nicht einmal mehr großartig die Mühe mein Outfit zu ändern. Lediglich meine Joggings-Hose wurde gegen eine schwarze Jeans getauscht und mein Shirt mit einer Jacke verdeckt. Bewaffnet mit nicht mehr als Autoschlüssel, Geld und Handy schlich ich das Treppenhaus hintüber bis zu meinem Auto, das ich verschlafen zu dem Club, in dem sie laut Gio waren, lenkte.

LACUNA - Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt