25. gefrorene Hintern, gefrorene Blicke

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Kapitel 25 – gefrorene Hintern, gefrorene Blicke

„Bro, wenn du weiter so scheiße spielst kill ich dich eigenhändig, und zwar nicht nur im Spiel!" hörte ich Mitch mir über mein Headset zurufen. Mein Blick hing dabei immer noch auf meinem Bildschirm wo mein Character sich ungeschickter als sonst fortbewegte. „Ich sage das zwar ungern, aber Mitch hat Recht!" pflichtete ihm nun auch Kai bei. „Yo, sorry." murmelte ich in mein Mikro und lehnte mich etwas nach vorne während sich meine Finger um den Controller krallten. Die nächste Runde lief es einigermaßen besser, doch das fröhliche Dauer-Gebrüll meiner Freunde war dabei mir Kopfschmerzen zu bereiten, weshalb ich mich spontan verabschiedete. Meinen Controller zu Seite gelegt schloss ich für einen Moment die Augen und versteckte mein Gesicht hinter meinen Händen.

Vor meinem inneren Auge spielte sich die Szene von heute Vormittag ab. Ich hatte Gio verflucht dafür das er nicht irgendeinen anderen Platz vorschlagen konnte, um uns mit ein paar Mannschaftskollegen einen Kaffee zu holen. Als wäre Dortmund ein Kuhdorf, in dem es nur dieses eine Café gab. Nora schien es eher weniger zu stören, so souverän wie sie sich verhalten hat, während ich innerlich ein Wrack war. Ich öffnete meine Augen wieder und erhob mich stöhnend aus meiner sitzenden Position. Einen Moment spielte ich mit dem Gedanken noch einmal zum Trainingsplatz zu fahren, um ein paar Bälle zu schießen. Ich wechselte also in Sportklamotten und packte mein Zeug in einen Rucksack. Die sitze meines Wagens waren eiskalt und ließen meinen Hintern ebenso fast anfrieren. Kaum hatte ich den Motor gestartet folgte die Sitzhaltung, schließlich wollte ich mein Hinterteil nicht verlieren. Auf halben Weg schlug ich dann aber einen anderen Weg zu meinem Gym ein. Gerade als ich auf den Parkplatz fuhr trudelte ein Anruf von Kai bei mir ein. „Na, fertig gespielt?" begrüßte ich ihn. „Glaubst du ohne dich halte ich das Gelaber der anderen aus. No way!" lachte er. „Aber jetzt erzähl mal, wo drückt der Schuh?"

War ja klar das mein bester Freund mich mit meiner schlechten Stimmung nicht allein lassen konnte. „Okay, keine Antwort ist auch eine Antwort. Was hat Rotkäppchen angestellt?" forderte er zu wissen und zauberte mir mit dem Spitznamen sogar kurz ein Schmunzeln auf das Gesicht. „Mir gesagt, dass sie nichts von mir will."

„Oh!"

„Bin noch nicht fertig."

„Oje!" seufzte er. „Was hast du angestellt Kazanova?"

„Ehm..." zögernd begann ich die Story zu erzählen was ich nach dem Pokalspiel neulich abgezogen habe und war bei dabei ziemlich sicher, würde Kai gerade neben mir sitzen hätte er mir schon längst eine verpasst. „Junge, junge, junge. Ich hasse es mich auf eine andere als deine Seite zu stellen, aber die Aktion war echt nicht nice." Seufzend fuhr ich mir durchs Gesicht. „Sag nicht das war immer noch nicht alles!" warnte der Dunkelhaarige mich. „Ich habe gestern vielleicht herausgefunden das sie mit Goretzka Sex hatte und sie dafür ziemlich geshamed." „Jule!" Die lautstarke Stimme meines Kumpels veranlasste mich für einen Moment mein Handy von meinem Ohr zu entfernen, während mein Trommelfell zu zittern schien. „Hast du dich wenigstens entschuldigt?"

„Wollte ich ursprünglich. Doch als ich sie heute sah hat sie so gleichgültig gewirkt, als wäre ihr das alles eigentlich egal." Erneut fuhr ich mir durchs Gesicht. „Vielleicht sollte ich es einfach gut sein lassen." Einen Moment war auf der anderen Leitung nichts zu hören, bis Kai wieder das Wort ergriff. „Kannst du und willst du das denn? Nichts mehr mit ihr zu tun haben?" Seine Frage war durchaus berechtig und einen Moment zögerte ich ihm zu antworten. „Ich schätze- ich schätze es ist mir lieber als das wir uns weiter gegenseitig verletzen, weißt du?" Vor meinem inneren Auge sah ich Kai nicken. „Hey, was machst du an Weihnachten?" wechselte der Wahlbrite plötzlich das Thema. „Keine Ahnung, schätzungsweise zu meiner Family fahren und dort feiern!" erläuterte ich meinen Plan, der an sich jedes Jahr gleichblieb. „Und, die paar freien Tage danach? Denkst du, du kannst da Zeit für mich einschieben?" Ein Lächeln legte sich auf meine Lippen. „Kommst du nach Deutschland?" „Nein Julian, du kommst zu mir!" eröffnete er seinen Einfall. „Du, ich und ein paar freie Tage. Dann kommst du einmal weg von all dem Bullshit." Ganz überzeugt war ich von dem spontanen Einfall noch nicht. „Kai, ich weiß nich-" „Keine Wiederrede. Sieh es als dein Weihnachtsgeschenk an!" Nach kurzer Überlegenszeit stimmte ich dann doch zu. Ein paar Tage von allem Weg zu kommen würden vermutlich wirklich guttun. „Gut, dann lasse ich dich mal trainieren Bro, aber bitte übertrieb es nicht, ja? Halt die Ohren steif Bruder." „Yo, wir sehen uns."



Pov. Nora

Mein Finger presste sich regelrecht auf das Handydisplay, um die Story darauf einen Moment länger anzuhalten. Als ob ich sie seitdem hochladen gestern Abend nicht schon zehn Mal angestarrt hätte. Der durch den schwarz-weißen Filter hervorgerufene Kontrast umspielte die definiert gezeigten Muskeln und ließen meinen Blick festfrieren. „Wessen Muckis sind das?" wollte Cora wissen, die über meine Schulter hinweg einen Blick auf das gezeigte Bild warf. „Niemandens." „Jules!" wiedersprach Gio, der hinter der anderen Schulter auftauchte. Sofort wischte mein Finger die Story vorbei und ich drehte mich zu den Beiden um. „Das siehst du nach einem Blick?" Fragend zog ich die Augenbrauen hoch. „Eh, ja. Wir trainieren seit mehreren Jahren miteinander." „Du meinst ihr duscht miteinander!" flötete meine Halbschwester während sie eine der neben uns gestapelten Kisten hochhob und in Richtung des Gebäudes vor uns trug. „Pff, ich bin nicht der einzige anwesende der schon mit ihm geduscht hat. Und damit meine ich nicht deinen Verlobten!" rief mein Kumpel ihr hinterher und erntete dafür einen genervten Blick von mir. „Verstehe schon, schlechtes Thema!" Sein Gesicht nahm einen leicht rosa Schimmer an als ich ihm eine Kiste an die Brust drückte. „Du wirst nicht zum Quatschen bezahlt!" ermahnte ich den Amerikaner, worauf sich Roman in das Gespräch einklinkte.

„Du wirst bezahlt? Werden wir bezahlt?" Seine Fragen ignorierend trug ich weitere Kisten hinauf in den ersten Stock, in dem sich meine neue Wohnung befand, oder wie Cora es liebevoll nannte, mein Hamsterkäfig. Zugegebenermaßen war die Wohnung wirklich nicht sonderlich groß. Aber ich hatte ein Schlafzimmer, ein Bad mit Klo und was will man mehr als ein Koch-Ess-Wohnzimmer. Es war klein, aber es war mein eigen. Mehr oder weniger, immerhin war es eine Mietwohnung. „Hey Nori, wo kommt die Kiste hin?" riss mich Marcel, der netterweise auch seine Hilfe angeboten hatte, aus meinen Gedanken. Ich drehte mich zu ihm und begann zu lachen. „Die auf der Schlafzimmer steht? Zweimal darfst du raten!" Ich gab ihm einen Schubser in die Richtung des Zimmers und strich mir meine ins Gesicht fallenden Haare, die sich aus meinem Zopf gelöst haben zu schienen, aus dem Gesicht. Tief nach Luft holend drehte ich mir zu der gerade geschlossen werdenden Tür um. „Das waren die letzten Kisten!" informierten mich die Jungs und zauberten mir somit ein Lächeln ins Gesicht. „Danke für eure Hilfe. Euch allen!" Damit meinte ich auch Finn, der genau eine kleine Kiste hochgetragen hat und danach nur mehr mit den leeren eine Burg gebaut hatte.

„Hätte ich jetzt noch einen vollen Kühlschrank würde ich euch ja was kochen, aber so kann ich euch nur einladen." teilte ich den anderen schuldbewusst mit, doch diese lehnten nur ab und machten sich nach der Reihe aus dem Staub. Mit schmalem Lächeln lies ich mich die Wand hinunterrutschen und musterte das Chaos aus Kartons das noch vor mir lag. Das wichtigste war aktuell das mein Bett schon aufgebaut war, denn ich war hundemüde.  

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ach leute, es tut mir leid, mir fehlt gerade selbst der pepp in der Geschichte - aber ich kann nicht alles so schlag auf schlag machen. Ich hoffe natürlich das ihr trotzdem Gefallen an dem Kapitel gefunden habt. 

-nienie 

LACUNA - Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt