10. die Putzfrau und der beste Freund

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Kapitel 10 – die Putzfrau und der beste Freund

Tiefenentspannt ließ ich das warme Wasser auf meine Haut prasseln, während Jule noch im Bett geblieben war. Dort schienen wir mittlerweile ein eingespieltes Team zu sein, so dass ich vor Erschöpfung fast meine Augen nicht mehr offenhalten konnte. Für einen Moment schloss ich sie tatsächlich und gab ein entspanntes Seufzen von mir.

Durch das grell-hereinfallende Licht aus dem Gang bemerkte ich im Augenwinkel wie Julian das Bad betrat und mich schmunzelnd musterte, oder wohl eher die Spuren, die er auf meinem Körper hinterlassen hatte. „Bereit für eine nächste Runde?" fragte er selbstsicher und stieg unbekümmert zu mir in die Dusche. „Nach dem Essen vielleicht!" erwiderte ich und zog ihn zu mir unter die Wasserstrahlen. Ich spürte sein Schmunzeln an meinen Lippen und lehnte mich an ihn.

Nachdem ich noch einmal für einen Moment die Augen geschlossen hatte drücke ich mich an ihm vorbei und spüre gleich drauf den weichen Teppich unter meinen nackten Sohlen. Mein Körper scheint sofort den waren Wasserdampf zu vermissen und so wickle ich mich schnell in einen der Bademäntel, die an der Fliesenwand hingen. Nachdem ich mir meine Haare provisorisch nach hinten gebunden habe verlasse ich das Bad, nur um gleich von einer schellenden Türklingel begrüßt zu werden. So jemanden wie Tür öffnen? Bestimmt nicht. Auch das zweite und vierte Klingeln brachten mich noch nicht ab von meinem Plan Klamotten anzuziehen. Beim vierten befand ich mich immerhin schon in Unterwäsche, warf mir erneut den Bademantel über und trottete zur Tür. „Jule du Lahmarsch, hast du gepenn-" Das breite Grinsen fällt aus dem schmalen Gesicht und die grau-blauen Augen starren in meine. „Jule ist unter der Dusche!" erkläre ich knapp, was mein Gegenüber mit einem langsamen Nicken erweitert. „Gut, dann warte ich drin." Er wollte sich bereits bei mir vorbei ins innere drücken, da hielt ich ihn zurück. „Er meinte nicht, dass er heute noch besuch bekommt. Soll ich dich jetzt einfach so reinlassen?" Seinen Mund verlässt ein verächtliches Lachen.

„Und wer bist du, wenn ich fragen darf?" Bei der Frage zog er seine rechte Augenbraue hoch. „Die Putzfrau!" murmelte ich nur sarkastisch. „Ach ja? Seit wann haben die den Dresscode halbnackt?" „Mehr Bewegungsfreiheit!" Ich ziehe mir den Bademantel enger um den Körper so dass er weniger dem Zug des Treppenhauses ausgesetzt war. „Okay, Putzfrau oder was auch immer. Ich bin Jules bester Freund und er hat nichts gesagt, weil der Besuch eine Überraschung ist."

Hinter mir vernehme ich schnelle Schritte und gleich drauf sprang Nala an dem Größeren hoch. „Na meine Kleine, hast du mich vermisst?" Kritisch musterte ich wie er die Hündin begrüßte, bevor ich etwas zu Seite wich. „Ja okay. Komm rein." Siegessicher lächelte er und zog seinen Koffer hinter sich her ins Innere der Wohnung. Während er sich, als würde er hier wohnen einfach auf die Couch fallen ließ, ging ich zu Jules Zimmer, aus dem man ihn leise singen hörte. Im Türrahmen verweilte ich kurz, um seinen Tanz beim Anziehen zu beobachten, räusperte mich dann aber. „Eh, du hast Besuch." Verwirrt sah er mich an, ging mir dann aber voraus. „Kai? Alter was machst du hier!" Wenn ich sage Jule ist wortwörtlich auf seinen besten Freund raufgesprungen dann meine ich das so, vor lauter Freude sind die beiden dann auch noch vom Sofa gefallen, was sie fürs erste dennoch nicht dazu brachte sich aus ihrer Umarmung zu lösen. Ich lehnte mich unterdessen an die Wand und kraulte Nala, die der Anblick wohl ebenfalls etwas verstörte, den Hals.

Als es die beiden Magneten nach einer halben Ewigkeit schafften sich einigermaßen voneinander zu lösen sah Julian mich breit grinsend an. „Eh, Nora das ist Kai. Kai das ist Nora-" „Die Putzfrau, weiß ich schon!" Er warf mir einen zwinkernden Blick zu, während sein bester Freund nur verwirrt zwischen uns hin und her sah.

Pov. Julian

Kai und ich waren nochmal losgezogen. Dafür war es nötig das Nora mir um die zehn Mal versicherte, dass es sie nicht störte. Ich fand es unhöflich von mir sie einfach in der Wohnung zurück zu lassen, doch ihr Argument, das sie sich bei uns zwei Jungs fehl am Platz fühlen würde, war relativ überzeugend. Wenn Kai und ich zusammen waren musste man sich erstmal an uns gewöhnen.

Wir schlenderten durch die Straßen von Dortmund auf der Suche nach einem Restaurant oder Imbiss, letztendlich entschieden wir uns für einen Italiener. Nach dem gewohnten Selfie, das der ein oder andere mit einem wollte, nahmen wir an einem Fenstertisch platz und schlugen die Speisekarten auf. „Und diese Nora, was läuft da?" tastete sich mein Kumpel alles andere als vorsichtig an das Thema heran. Kai eben. Vorsicht war ein Fremdwort, dafür war er viel zu neugierig, schon immer gewesen. Tauchte mal ein neuer Name in meiner Kontaktliste auf musste er alles wissen und das was ich ihm nicht sagen konnte fand er selbst heraus, so dass ich mir nie sicher war ob er Fußballspieler oder Privatdetektiv war. Noch bevor ich seine zuvor gestellte Frage beantworten konnte sprudelte es schon weiter aus ihm heraus.

„Ich finde ihr passt optisch gut zusammen, ihre Haare passen zu deinen roten Wangen!" Vor Lachen hätte ich mich beinahe an meinem Getränk verschluckt und musste laut zu husten beginnen, bis ich wieder normal Luft bekam. Mein Gegenüber, der sich bei meinem Anblick selbst vor Lachen nicht mehr ein bekam war dabei nicht sehr hilfreich.

„Zwischen uns läuft nicht wirklich was. Sie will nichts Ernstes, das akzeptiere ich." „Pf, ja genau!" wiedersprach er mir sofort. „Wann war Julian Brandt je gewillt etwas Lockeres mit jemanden zu haben? Im Kindergarten?" Theatralisch war er die Hände in die Luft, erschlug ganz nebenbei fast den Kellner, der uns gerade unser Essen brachte.

„Wie findest du sie?" fragte ich eher schüchtern nach, Kai hatte immer ein ziemlich klares Gefühl Menschen gegenüber, wenn er sie das erste Mal traf. „Schlagfertig. Und hässlich ist sie auch nicht. Aber wenn sie nichts Ernstes will solltest du aufpassen das du dich nicht verrennst. Wie oft hattet ihr was miteinander?" fragte er gerade heraus, was mich am heutigen Tag zum zweiten Mal zum fast-ersticken brachte. „Willst du nicht sagen? Okay, dann so!"

Mit prüfendem Blick ob er die Hand und streckte einen Finger nach dem anderen hoch. Als ich beim siebten immer noch nichts sagte, schnappte er nach Luft. „Brandt du Hengst, nach fünf Mal seid ihr quasi verheiratet!" „Ach jetzt halt mal den Ball flach. Was soll ich mich nach jemand anderen umsehen, wenn eine superheiße Frau was von mir will?"

„Von dir oder von deinem Körper und deinem Geld?" Genervt sah ich zu ihm. „Als ich sie das erste Mal traf wusste sie noch nicht einmal wer ich war. Hör zu, ich brauch nicht deinen Segen oder so. Es ist ne lockere Sache und dabei bleibt es!" Damit war das Thema und ebenso meine Portion Nudeln gegessen. Ein Weilchen blieben wir noch sitzen und unterhielten uns über Gott und die Welt bevor wir uns langsam auf den Weg machten.

„Sind zurück!" rief ich leise in die Wohnung, erhielt aber keine Antwort. Wir schlüpften aus den Schuhen und gingen rüber ins Wohnzimmer, wo sich ein Anblick bot der mich fast dahinschmälzten ließ. Nora lag quer übers Sofa, Nala lag halb auf ihrer Brust und beide schienen tief und fest zu schlafen. Kai folgte meinen Blick und stöhnte. „Oh hell no, jetzt hab ich dich verloren!" Er rüttelte an meinen Schultern. „Lass den Blick Jule. You are falling!" Doch ich sah nur über seine Schulter hinweg aufs Sofa. Und innerlich gab ich Kai recht.





Fuck, ich war dabei mich zu verlieben. 


- 1260 words

Hello, ich hoffe das Kapitel gefällt euch genauso wie mir! na, hatte schon jemand mit diesem Gast gerechnet? Kann mich nicht ganz entscheiden ob mein Lieblingsmoment der ist wo Kai beinahe den Kellner erschlägt, oder als er Noras Haarfarbe mit der Farbe von Julians Wangen vergleicht..

Lass gerne eure meinungen zu dem Kapitel da :) Wie findet ihr die Entwicklung zwischen Nora und Jule, ob das gut gehen kann? 

-nienie

LACUNA - Julian BrandtWo Geschichten leben. Entdecke jetzt