Was am Ende bleibt...

Lav

Über dem Schlachtfeld stiegen riesige graue Rauchschwaden auf, die das Atmen erschwerten. Das hohe Kreischen und Zischen meiner gefallenen Feinde hallte herzzerreißend über das von roten Seen und Asche überzogene Kampfterrain. Der Eisengriff meines letzten Verbündeten versank elendig in einer tiefroten Lache und tat mit einigen letzten aufsteigenden Blasen unsere endgültige Niederlage kund. Gut gekämpft, Kamerad. Ein niedergeschlagener Seufzer entfuhr mir. Nicht nur meine Umgebung war vom erbarmungslosen Kampfgeschehen gezeichnet, auch meine mittlerweile zerrauften bunten Haare standen in wilden Locken von meinem Schweiß gebadeten Kopf.

Einige Magier, die diese Misere beseitigen würden, wären definitiv hilfreich. Doch leider zogen es Melisandre, Gandalf und Yennefer vor unter sich zu bleiben und sich am Leid eines unwürdigen Muggels wie mir zu erfreuen, statt mir zur Hilfe zu eilen.

Nach einem Blick auf das chaotische Schlachtfeld entfuhr mir ein weiteres Stöhnen.

Ich hatte schon viele Kriegsschauplätzegesehen: Helmsklamm, Winterfell, Hoth...
Abgetrennte Gliedmaßen, letzte herzzerreißende Atemzüge und Schreie, kreisende Aasgeier... Aber das... Das war ein völlig neues Level der Grausamkeit. Die Schlacht um Hogwarts war nichts dagegen. Im selben Augenblick sprang meine hauseigene Hyäne auf das Schlachtfeld und begann schmatzend die Kadaver zu verspeisen.

"Runter, Rin Tin Tin", krächzte ich geschwächt in seine Richtung, doch der Schäferhund quittierte meine vergeblichen Bemühungen, in meinem jetzigen miserablen Zustand auch nur einen Hauch von Autorität auszustrahlen, bloß mit einem müden Winseln und Schmatzen.
Die dunklen schweren Töne der blechernen Bläser, die aus meinem Smartphone einige Meter entfernt dröhnten, verwoben sich auf unheilvolle Weise mit den dicken Rauchschwaden, die im Takt durch die stickige Luft zu wabern schienen.

Für einen kurzen Moment hielt ich inne, hob theatralisch die Hand an die schwer atmende Brust und gedachte all den gefallenen Helden. Valar Morghulis.
Ein bedrohliches Heulen, das plötzlich unangenehm an Tempo und Lautstärke zunahm, riss mich unsanft aus meiner persönlichen Andachtszeremonie.

Verdammt!

Sofort fand ich mich wieder in der gegenwärtigen Situation ein. Mit einer Hand zog ich die schwere gusseiserne Pfanne in eine halb verbrannte, halb angetrocknete blutrote dickflüssige Lache neben dem Herd. Der klägliche Rest an Soße in der Pfanne, der nicht wahlweise vaporisiert oder zu stinkender Asche zerfallenen war, blubberte unbeeindruckt fröhlich vor sich hin bevor sie zu einem letzten hinterhältigen Schlag ausholte. Mit einem unscheinbaren "Plopp" platzte eine der letzten großen Blasen im Pfanne Inneren und verpasste mir einen brandheiße und äußerst schmerzhafte Prinz-Zuko-Gedenk-Brandwunde auf dem linken Handrücken.

"Autsch!" Viel zu langsam zog ich die jetzt krebsrot gefärbte Hand zurück. Meine jahrelang trainierten Kunoichi-Reflexe ließen mich heute also auch noch im Stich.

Doch es war keine Zeit mich dem Schmerz hinzugeben, der verfluchte Feuermelder gab noch immer keine Ruhe. Hastig kickte ich ein klatschnasses und mit unidentifizierbaren Flecken bedecktes Handtuch vom dreckigen Küchenboden in meine Arme und begann wie wild damit in der Luft herum zu wedeln. Aber auch das schien den Feuermelder nicht zu beeindrucken, ganz im Gegenteil, es schien fast als spornten ihn meine lächerlichen Versuche nur noch mehr dazu an, seinen inneren Smaug rauszulassen. Mit ohrenbetäubenden Geklingel brüllte er gegen die kleinen leicht rosa Tropfen an, die ich dank meiner neu ausgerüsteten Waffe, dem nassen Küchenhandtuch, in der Raumluft verteilte. Die Rauch- und Dampfschwaden schlängelten sich weiter durch die Luft, als wären sie mit Pippi Langstrumpfs Superkleber an die Decke geklebt.

Wie hatte es meine große Schwester Florence vor ihrem Fortgang zur Uni jede Woche aufs neue fertiggebracht, unsere tolle Wohnküche nicht in ein Crossover von Helmsklamm und der Schlacht der Bastarde zu verwandeln?