Lange Autofahrt

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Heute war es so weit.
Heute würden wir in die Berge fahren, damit Subaru einer winzigen, nicht sicheren, Spur folgen konnte.
Wir liefen Gefahr in eine Falle zu laufen, doch das hielt den Ermittler nicht davon ab, diese Reise anzutreten und uns alle mit hineinzuziehen.
Jodie sagte, er wäre ein Stratege und das er nicht, ohne einen gut durchdachten Plan, handeln würde. Ich sollte Vertrauen in ihn haben, aber wie konnte ich das, ohne Überhaupt die wahre Identität meines neuen Partners zu kennen, weil er Spaß daran hatte, mir diese vor zu enthalten?
Aus diesem Grund holte er uns einzeln ab, mietete einen Wagen unter einem falschen Namen und wir mussten am vorherigen Tag woanders übernachten und uns im Hotel verkleiden.
Es war ziemlich absurd, aber ich verstand, dass es nötig war, um so wenig Verdacht wie möglich zu erregen.

Ich stand draußen, vor einem kleinen Haus, als Subaru mit seinem schwarzen Wagen anrollte.
Er sah sündhaft teuer aus und ich wagte nicht zu bezweifeln, dass sich Subaru solch ein Gefährt tatsächlich leisten könnte, wenn er wollte, wenn es nicht sein eigener war.
Allerdings benutzte er für diese Tour sicher die Ressourcen seines Arbeitgebers. Und das alles, für die mickrige Chance auf einen Hinweis.
Vielleicht war es auch der Reiz, dass dies eine Falle sein könnte.
Der Gedanke, dass es zu ihm passen würde, trotz allem zu versuchen jemanden festzunehmen und der Organisation in schwarz einen Schritt näher zu sein, war mir nicht geheuer.
Ich konnte nicht einschätzen, ob er nichtsdestotrotz für meine Sicherheit garantieren würde, wie er es versprochen hatte. Wenn es hart auf hart gekommen wäre, hätten mich meine lieben Kollegen vom CIA einfach geopfert. Es war schwer, Vertrauen in meinen neuen Kollegen zu fassen.
Seine Freundin hatte es schließlich auch nicht geschafft, lebend aus der Sache rauszukommen und das, obwohl sie alles für die Organisation getan hat und Subaru geholfen hat, in die Organisation zu kommen.
Sie war tot und ich hatte Angst, auch tot zu enden, wenn ich ihm blind vertrauen würde. Ich beschloss wachsamer zu sein und alles im Blick zu behalten. Mir durfte selbst nicht Subarus Stimmlage entgehen, wenn sie sich veränderte.

Noch war mir warm in meiner schwarzen Strumpfhose und meinem knielangen, türkisfarbenen Kleid, das einen flauschigen Saum hatte, doch bald würde ich sicher frieren.
Dazu trug ich, von mir gehasste schwarze, Absatzschuhe. Ich konnte in diesen Mordinstrumenten einfach nicht laufen. Besser würde ich jemanden damit den Schädel einschlagen können, wenn es darauf an käme.
Im Arm hatte ich einen dünnen Mantel, den ich mir für die Ankunft bereithielt. Der Kofferraum öffnete sich, ohne das ich es sagen musste und ohne das jemand ausstieg, um mir zu helfen.
Ich legte meine Tasche in den Kofferraum und stieg ein, nachdem ich diesen geschlossen hatte.
"Warum kommst du erst jetzt?", grummelte ich und schnallte mich an, während er bereits losfuhr. Endlich konnte ich die schrecklichen Schuhe wieder ausziehen und zog die Beine an, während ich mit meinen Händen den Stoff meines Kleids oben hielt.
"Es kam etwas dazwischen."
Fragend sah ich zu Camel, der links von mir saß."Stau", erklärte er mir Einsilbig und ich sah aus dem Fenster. Ich musterte ihn und konnte bereits an seinen Fingern, die ungeduldig auf sein Knie trommelten, erkennen, dass er nervös war. Spuren von Schweiß glitzerten auf seiner Haut, während die Sonne auf seiner Seite des Fenster ins Auto schien. Als mein Blick zu seinem Gesicht wanderte, war seiner Ausdruckslos. Ob es an der Schminke und der Maske lag, dass ich ihn nicht lesen konnte?
>>Seine Ohren...<<, bemerkte ich, wie sie rot waren. War er etwa verlegen? Heiß konnte ihm nicht mit seinem T-Shirt und der kurzen Hose sein.
Als er zu mir sah zuckte ich mit den Schultern und blickte aus dem Fenster, an dem die Häuser Tokios an uns vorbeizogen, bis sie sich mit Bäumen abwechselten.
Wir waren auf dem Weg ins Skiresort, nach Yuzawa.
Drei Stunden Fahrt lagen noch vor uns und mir war es bereits nach 20 Minuten zu beengend, mit drei anderen Personen im Auto.
Ich war dankbar, dass Subaru die Klimaanlage angestellt hatte, ansonsten hätte ich mich sicher schon vor Hitze übergeben müssen. Ein schwarzes Auto war in den warmen Jahreszeiten einfach pure Folter.
"Der Zug wäre schneller gewesen."
Wie gern ichdoch lieber mit dem Zug gefahren wäre, in dem ich mich hätte ausstrecken und sogar was essen oder trinken hätte können!
"Es wären zu viele Leute da gewesen. Das Auto ist sicherer um unbemerkt zu reisen."
Skeptisch warf ich ihm einen Blick über den Rückspiegel zu, als er kurz zu mir sah.
"Ein teures Auto ist weder unauffällig, noch nötig gewesen."
Er schüttelte den Kopf und setzte sich seine Sonnenbrille auf, als ihm die Sonne ins Gesicht schien.
"Nicht wenn man einen reichen Mann spielt."
Ungläubig sah ich ihn an, drückte mich weiter schmollend an die Autotür. Womit hatte ich bloß verdient, mit diesem Angeber zusammen arbeiten zu müssen?
In meinem vorherigen Leben musste ich jemanden umgebracht haben und büßte nun für diese Schande, indem ich in meinem jetzigen Leben gequält wurde.
Von meinen Eltern wie Müll zurückgelassen und keine Menschenseele, der ich vertrauen konnte. Ganz ohne die Liebe einer Familie zu erfahren wurde ich erwachsen und lernte meinen Vater, einen Verbrecher kennen, der mir manchmal nach dem Leben trachtete und mich manchmal vor dem Tod bewahrte. Und als wäre das nicht schon genug, hatte ich nun ein paar Kollegen, die mir versprachen, auf mich aufzupassen und mich gleichzeitig mit ins Feuer zogen.
Wir fuhren erst Vierzig Minuten, aber in meinem Kopf hämmerten bereits höllische Kopfschmerzen.
Mit etwas knisterndem wurde ich angestupst, als ich erschöpft vor mich hin döste.
Es war Camel, der mir einen Blister Tabletten hinhielt. Dankbar nahm ich die Packung entgegen. Bevor ich mich auch schon nach Wasser umsehen konnte, wurde mir vom selben Mann eine Flasche gereicht.
"Danke!", sagte ich und schluckte eine Tablette mit einer großzügigen Menge Wasser. Eins musste man diesem, rabiat aussehenden, Mann lassen, er war wirklich aufmerksam und fürsorglich.
Ich fühlte mich schlecht, weil ich ihm wegen seines Aussehens nicht sonderlich viel Freundlichkeit zugetraut hätte, wusste doch selbst, wie furchterregend mein stechender Blick sein konnte.
Die Fahrt dauerte schier ewig und ich war froh, als wir nach fast drei Stunden endlich ankamen.
Kurz vor unserem Ziel zog ich mir meine unbequemen Schuhe wieder an. Ich hasste den Erfinder dieses Schuhwerks abgrundtief.
Wie konnte man Frauen nur denken lassen, in diesen Stelzen gut auszusehen? Ich vermisste meine Sneaker und Sandalen.

Undercover ( Detektiv Conan FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt