Krankenhaus

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Einen kurzen Moment waren wir beide wie gelähmt, von dem unsanften Aufprall ins Wasser, doch brachte uns der Luftmangel dazu, wieder aufzutauchen. Schnappartig holten wir beide Luft, dicht beieinander und zum greifen nahe.
,,Wenn du sterben willst, tu das allein!", schrie der Silberhaarige und entlockte mir unwillkürlich ein Lachen. Ein verzweifeltes, unnatürliches Lachen drang aus meiner Kehle, das sich halb wie Schluchzer anhörte, während ich dabei Wasser verschluckte.
Meine Glieder brannten und meine Wunde blutete noch immer stark. Der Blutverlust schlug mir allmählich aufs Gemüt und ich war erschöpft. Ich riss mich widerwillig zusammen, als mein Vater sich aus dem Staub machen und weg schwimmen wollte.
Mit letzter Kraft hielt ich mich an ihm fest, versuchte ihn zu behindern, doch er konnte problemlos weiter schwimmen und zog mich hinter sich her. Ich versuchte es erneut, riss ruckartig an ihm und wurde von ihm weggestoßen. Er drückte mich Unterwasser, bis eine weitere Welle uns mitriss. Mir wurde schwar vor Augen. Als ich meine Augen wieder öffnete, lag ich keinen Meter von Gin entfernt.
Der erste Gedanke, den ich fasste war:
>>Meine Pistole!<<
Meine Hand glitt zu der Waffe in ihrem Holster, das ich am Fußgelenk trug.
In dem Moment, als ich meine Waffe zog und mit ihr auf meinen Vater zielte, war dieser bereits aufgestanden und tat selbiges mit seiner Waffe.
,,Hier ist Endstation", sagte ich und hatte nur ein verschwommenes Bild vor Augen.
,,Was für ein Zufall, das wollte ich auch gerade sagen", sagte er und grinste finster. Mein Finger legte sich um den Abzug und als ich endlich bereit dazu war, ab zu drücken, ging mein Schuss daneben und es ich hielt inne, als er noch immer aufrecht stand, ungerührt und mit einer feinen roten Linie im Gesicht.
Als er ebenfalls abdrücken wollte, ging neben ihm ein Schuss in den Boden.
Er schnaubte verächtlich.
,,Dann beim nächsten Mal", raunte er, bevor er sich umdrehte und flüchtete. Ich erkannte, dass selbst Gauner nicht einfach so sterben wollten.
Ich musste ihn widerwillig gehen lassen. Mit meinem Bein und meinem schwindenden Bewusstsein hatte ich keine Chance, ihm zu folgen und so ließ ich mich wieder zu Boden sinken und blickte zur Sonne hinauf, die zwischen den Wolken hindurch schien. Das letzte was ich sah, bevor ich endgültig in die Dunkelheit abdriftete, war Shuichis verschwommenes Gesicht über meinem und Conans.

,,Ich finde es wirklich toll, dass du mit mir hier her gefahren bist", sagte ich zu einem Jungen ohne Gesicht und lächelte ihn an, während ich meine Bluse aufknöpfte.
,,Warte Mal, ich dachte wir würden nur was essen", sagte er auf einmal und hielt meine Hand fest, bevor ich mich meiner Bluse entledigen konnte. Er hatte offensichtlich etwas dagegen, dass ich mich auszog, aber warum? Wir sind extra zum Strand gefahren.
,,Oktopus, du wolltest doch Oktopus essen! Komm, wir holen uns welchen!", sagte er plötzlich und wollte mich mit sich zerren, doch ich blieb standhaft.
,,Oktopus?"
Ich erinnerte mich.
Aber ja... Matsuri, er mochte es nicht, wenn ich meinen Körper zeigte. Er konnte die Narben nicht ertragen. Damals hätte ich nie geglaubt, dass mein erster Freund so ein Mistkerl sein würde.
,,Ich hasse Oktopus, das weißt du genau."
,,Jetzt übertreibst du aber, was hast du denn plötzlich?", wollte er wissen und konnte mich nicht einmal ansehen, nachdem ich mit offener Bluse vor ihm stand, darunter nicht mehr als einen Bikini. Er strahlte pure Abneigung aus und zog angeekelt die Nase kraus.
,,Wenn du Oktopus essen willst, geh allein. Ich will mehr, als nur hier mit dir zu sitzen und etwas zu essen. Ich will schwimmen."
,,Mach doch was du willst!" Mit diesen Worten schlängelte er sich durch die Menge und stellte sich beim Oktopus Verkäufer an.
>>Der braucht nicht wiederkommen<<, dachte ich damals nur all zu oft und hatte den Schlussstrich erst viel zu spät gezogen, obwohl ich diesen Jungen noch nie besonders gemocht habe. Wenn ich so darüber nachdenke, hat er mich eigentlich auch niemals gemocht.
Ich erinnerte mich noch daran, dass er, als er zurückkam sehr wütend geworden war. In der Zwischenzeit hatte ich mich meiner Kleidung entledigt und kam gerade aus dem Wasser zurück zu unserem Handtuch. Neben ihm lagen mehrere Holzspieße, die Fettflecken auf meinem weißen Handtuch hinterließen. Dann war es, als hätte jemand den Zerstörungsknopf gedrückt.
,,Was soll das denn?", schrie er mich an und ich sah und spürte die Blicke der Menschen um uns herum auf mir.
,,Ich weiß nicht was du meinst", sagte ich, obwohl ich es ganz genau wusste und nahm mir eine Flasche Wasser aus unserem Korb. Ich blieb ruhig und wollte ihm nicht zeigen, dass er mich einschüchterte.
,,Diese Narben will keiner sehen, zieh dir sofort etwas über!"
Matsuri war aufgestanden und riss sich förmlich sein Hemd vom Leib, nur um es mir gewaltsam über zu legen. Ich schubste ihn weg und machte mich dazu bereit, ihm eine gehörige Tracht Prügel zu verpassen. In dem Moment stellte sich ein junger Mann in meinem Alter schützend vor mich.
,,Brauchst du Hilfe?"
Fragte er mit dem Rücken zu mir, ohne mich einmal anzusehen.
,,Bitte!"
Matsuri schaute mich erschrocken an, bevor der Junge ihm scheinbar eine verpassen wollte, aber nur ganz knapp vor seinem Gesicht anhielt.
,,Entfern dich, oder ich verpass dir eine. Männer wie dich, sollte man einsperren", sagte der Fremde und jagte Matsuri solche Angst ein, dass er seine Sachen packte und davon rannte.
Damals fing ich wegen Matsuri an, mich wie noch nie zuvor für die Narben zu schämen, die mir sagten, dass ich überlebt habe und dass ich weiter leben würde.
,,Der Kerl ist ein Arschloch", sagte er und brachte es auf den Punkt.
,,Das ist er, danke."
Der Fremde lächelte mich sanft an und setzte zum reden an, als gerade ein kleines Mädchen angelaufen kam und mich mit ihren giftgrünen Augen einfach nur anstarrte.
,,Entschuldige, dass ist meine kleine Schwester, Masumi."
,,Was hast du da überall?", fragte sie und zeigte auf meinen Bauch und berührte die Narben an meinem Oberschenkel. Der junge wollte sie zurechtweisen, da ging ich in die Hocke und lächelte das kleine Mädchen traurig an.
,,Es ist ein Mantra", erklärte ich. ,,Wie eine Erinnerungsschleife."
,,Was willst du denn nicht vergessen?", wollte sie wissen.
,,Selbst die schlimmsten Momente vergehen, okay?"
Sie sah nicht überzeugt aus und starrte wie hypnotisiert meine Narben an während ihre kleinen Finger meine Haut berührten. ,,Tut das weh?"
,,Nicht mehr", antwortete ich.
>>Zumindest nicht mehr körperlich.<<
,,Du hast einen tollen großen Bruder", sagte ich und streichelte ihr über den Kopf. ,,Bestimmt gehst du bald zur Polizei, stimmt's?" Ich blickte über meine Schulter und erntete einen überraschten Blick.
,,Ja, stimmt."
Ich richtete mich wieder auf und fing an mich wieder anzuziehen, da ich wieder gehen wollte, jetzt wo ich nur noch allein hier war.
,,Wie heißt du?", fragte er neugierig. Seine Schwester klammerte sich an seine Badehose, als hätte sie Angst, dass er verschwinden würde, wenn sie ihn los ließ.
,,It's a Secret!", antwortete ich grinsend und schaute mit Entsetzen hinter ihn, als ein Auto von der Klippe ins Meer stürzte.
An diesem Tag, sah ich meine erste Leiche.
Der Fall wurde von Shuichi gelöst und ich bin danach in dem Trubel nach Hause gefahren, ohne mich von ihm zu verabschieden.

Bevor ich mehr sah, wachte ich auf und die Sonne schien mir mitten ins Gesicht. Als ich mich bewegen wollte, um mich aufzurichten, durchfuhr mich ein gleißender Schmerz in meinem Bein. Ein gequältes Stöhnen verließ meine Lippen, als ich den Schmerz überwand und mich dennoch hinsetzte. Ein Schlauch hing in meiner Nase, durch den ich Sauerstoff bekam. In meiner Hand steckte eine Bluttransfusion und um meinen Oberschenkel war ein dicker Verband gewickelt. Die Wunde wurde spürbar genäht.
Augenblicklich musste ich an meinen Traum denken.
>>Wie konnte ich nur vergessen, dass ich ihm schon einmal begegnet bin?<<
Er erinnerte sich bestimmt noch daran, Shuichi vergaß nichts, anders als ich. Aber er hatte es nie erwähnt. Masumi war wohl noch zu klein gewesen, um sich heute daran zu erinnern. Sonst hätte sie mich in der Schule mit Sicherheit erkannt.

Mein Blick wanderte durch den Raum.
Es handelte sich um ein Privatzimmer. Hier und dort standen Blumen, ich konnte nicht sagen, wer sie vorbeigebracht haben könnte. Es waren gut riechende Gartenblumen. Ich erkannte blauen Mohn, unter weiße Veilchen gemischt, mit Fahnstängeln.
Neben meinem Bett stand ein Stuhl, mit einer Decke, die unordentlich über dessen Lehne hing. Jemand hatte, bis kurz vor meinem aufwachen, dort gesessen.
Links von meinem Bett war, in der Höhe des Fensters, ein Fernseher angebracht. Gerade war er ausgeschaltet. Gegenüber von meinem Bett waren zwei Sessel, die sich gegenüber standen, aber nicht in meine Richtung zeigten. Sitzfalten in den ledernen Polstern verrieten mir, dass auch dort jemand noch, bis vor kurzem, dort gesessen hatte. Ich sah zurück zum Fenster und erkannte, nicht sehr weit entfernt, den Tokio Tower. Es musste also wieder alles in Ordnung sein, jedenfalls soweit, dass ich noch in Tokio war.

Mein Kopf fühlte sich schwer an, als hätte ich eine Ewigkeit nicht geschlafen, oder als hätte ich zu lange geschlafen. In meinen Gliedern spürte ich noch die Erschöpfung. Es konnte nicht lange her sein, seit ich eingeliefert wurde.
Die Zimmertür öffnete sich geräuschlos. Shuichi warf einen vorsichtigen Blick in den Raum. Sein Gesicht erhellte sich, als er erkannte, dass ich wach in meinem Bett saß. In beiden Händen hatte er einen Becher, in denen wohlduftender Kaffee war. Er schob die Tür mit seinem rechten Fuß zu und näherte sich mir mit ausgestrecktem Arm. Dankbar nahm ich den Becher entgegen, der meine Hände angenehm aufwärmte.
,,Wie fühlst du dich?"
Mein Blick wanderte von seinem müden Gesicht zu der braunen Flüssigkeit in meinem Becher.
,,Sag du es mir."
Er setzte sich auf den Stuhl und überschlug nachdenklich seine Beine.
,,Aus ärztlicher Sicht geht es dir gut. Dein Bein braucht ungefähr einen Monat um ordentlich zu heilen, aber es ist nicht so schlimm. Aber wie sieht es psychisch aus?", fragte er und tippte dabei gegen meine Stirn.
Was sollte ich darauf antworten?
Mein Alleingang hätte mich das Leben kosten können und ich hatte die Mission gefährdet. Ich fühlte mich schuldig. Wäre ich nicht gewesen, hätte Shuichi freie Schussbahn gehabt.
,,Es tut mir leid, Shuichi."
Der Schwarzhaarige zog sich die Mütze vom Kopf und wuschelte sich einmal fahrig durch sein kurzes lockiges Haar, als hätte es ihn gejuckt.
,,Das du lebst?"
,,Du weißt genau worum es geht."
Er lehnte sich zurück und trank einen Schluck von seinem Kaffee. Unberührt sah er mich dabei an, wie ich im Augenwinkel bemerkte. Obwohl er nicht direkt neben mir saß, nahm ich schwach den Geruch von verbranntem Tabak wahr. Ich fühlte mich gleich etwas mehr wie Zuhause.
,,Was hättest du getan, wenn Conan nicht dort gewesen wäre, um Gin für einen Moment zu lähmen?"
,,Dann hätte ich so lange an ihm gezerrt, bis wir trotzdem gefallen wären."
Ein enttäuschtes, langes Seufzen verließ den Mund des Agenten.
,,Du bist viel zu unvorsichtig. Es scheint, als müsste man dir eine Lektion erteilen. So geht das nicht weiter."
Shuichi stand auf und trat an den Rand meines Bettes. Seine Hand nahm mir das warme Getränk aus den Händen. Die Kälte kam zurück. Er stellte den Becher auf den Nachttisch und beugte sich so über mich, dass ich ihm wohl oder übel in die Augen sehen musste. Seine linke Hand umfasste mein Kinn, damit ich den Kopf nicht senken konnte. Ich wollte seinem Blick ausweichen, aber als ich stur nach rechts sah, wurde sein Griff um mein Kinn fester.
,,Du hast das Glück auf deiner Seite, Alice."
Mit seinen grünen Augen starrte er mir wachsam und forsch in meine. Ich erkannte außerdem eine Mischung von Leidenschaft und Wut in ihnen.
,,Deine Fehler fallen auch auf mich zurück."
Ich schluckte schwer, als seine Stimme einen ernsten und gefährlichen Ton annahm, der mir nicht gefallen wollte.
,,Wie soll deine Strafe bloß aussehen?" Ein teuflisches Grinsen bildete sich auf seinen Lippen und verursachte bei mir eine unangenehme Gänsehaut.

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Undercover ( Detektiv Conan FF) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt