,,Sie haben also Gin und Wodka selbst darüber sprechen hören?"
James Black runzelte ungläubig die Stirn. Auch ich war überrascht, dass sie mich scheinbar nicht bemerkt hatten. Wobei mich immer noch Zweifel plagten, dass dies wirklich der Fall war.
,,Ich bin sicher, dass die beiden wussten das ich dort war. Die haben ihre Augen und Ohren überall."
Subaru stand mit nur halb geöffneten Augen am Fenster angelehnt. Ausnahmsweise hatte er keine Zigarette im Mund, was wohl mir zu verschulden war. Dabei bekam ich langsam selbst den Drang eine zu rauchen und ich verabscheute sie so sehr, seit ich nach einer kurzen Phase in meiner Jugend schnell wieder damit aufgehört habe.
,,Ich bin sicher, sie haben es auf die Kanäle abgesehen. Bald, wenn die Springflut nach der Regenflut ansetzt, wird alles Unterwasser stehen. Wir könnten die Stadt evakuieren lassen, aber es würde Panik verursachen. Wir ermitteln doch immerhin im geheimen gegen die Organisation."
Es war eine auswegslose Situation, die Geschick erforderte.
,,Vielleicht... Ein Köder?"
Die anderen sahen mich allesamt verwirrt an. Ich verstand selbst nicht genau, worauf ich hinaus wollte. Es war eine Eingebung, der ich folgte und die mir richtig schien.
,,Gin sagte, die anderen sollen die Stadt verlassen. Niemand solle in der Nähe sein. Demnach wird er wohl zurückbleiben um den Mechanismus auszulösen."
,,Ein Fernauslöser wäre weit aus simpler, oder ein Timer."
Die anderen stimmten Subaru zu, auch mir schien dies eine Möglichkeit. Aber ich glaubte daran, dass Gin sich das Spektakel bestimmt nicht entgehen lassen würde.
,,Ich bin mir mehr als sicher, dass er sich das Spektakel nicht entgehen lassen würde. Irgendwer muss ja Bericht erstatten. Und irgendwie glaube ich, dass das ganze vielleicht sogar sein Plan ist."
,,Wenn du richtig liegst, müsste er auf einem der höchsten Gebäude der Stadt zu finden sein."
,,Der Tokio Tower..."
Der Tokio Tower lag zentral genug, um den besten Überblick über die Stadt zu bekommen. Man würde das Schauspiel also auf dem VIP Platz miterleben.
,,Wir haben wohl keine andere Wahl als abzuwarten. Ich werde die Polizei informieren und zum Notstand ausrufen lassen."
,,Wenn Sie das tun, werden die etwas anderes planen. Sie könnten anfangen auf die Masse zu schießen. Dann retten wir weniger, als wenn die Flut kommt."
Stur wandte Black den Blick ab.
Er wusste ich hatte Recht. Wir mussten wohl oder übel Opfer bringen. Vielleicht würde Agasa beweisen, dass er wirklich der geniale Professor war, als den er sich gab.
,,Gin nannte keine Uhrzeit, aber er wird sich gut darauf vorbereiten. Mittags sind die meisten unterwegs. Er wird sich auf diesen Zeitraum fixieren."
Vielleicht gab es für mich eine Möglichkeit, die Stadt von diesem Unglück zu befreien. Es wäre leicht, meinen Vater zu kontaktieren und mich ihm anzubieten, aber die Frage wäre, ob ich reichen würde, um diesen Plan abzubrechen. Mein Vater war immerhin nur der Handlanger und nicht der Kopf der Bande. Er war auch nur eine Schachfigur, die jeden Befehl ausführte ohne selbst nachzudenken.
,,Ihr könnt gehen. Wir werden über die Funkgeräte kommunizieren."
James reichte mir ein Hörgerät und einen Sender, den ich in meine Tasche steckte.
,,Tun Sie alles, um dieses Ereignis zu verhindern. Es stehen Menschenleben auf dem Spiel."
Seine Worte wogen schwer und bereiteten mir Bauchschmerzen. Könnte ich damit leben, wenn meinetwegen Menschenleben ausgelöscht werden würden? Ich hatte Kenichis Tod schon schwer verkraftet, wie sollte es mir bei Tausenden gehen? Aber wenn wir nichts tun würden, würden sie trotzdem alle sterben.Eine warme Hand legte sich von hinten auf meine Schulter.
,,Wir sollten noch kurz reden. Wir gehen dann", sagte Subaru zuletzt an James gerichtet und schob mich in den Flur des Hotels, in dem vorübergehend die Zentrale unseres Teams war. Die Gänge waren leer und Jodie war bereits mit Camel voraus gegangen. Wir waren allein, bis auf James, der noch im Hotelzimmer saß und grübelte.
,,Nicht hier."
Er nahm mein Handgelenk und zog mich in den Aufzug, dann nach draußen, bis wir vor seinem Auto, einem schwarzen Porsche, standen und einsteigen.
>>Wie viele Autos hat er?<<
,,Du hast es anscheinend nicht mehr nötig, dich zu verstecken?", fragte ich neugierig. Ich hatte mich bereits an seine Verkleidung gewöhnt.
,,Die Organisation weiß über mich bescheid. Du weißt es nicht, aber ich hatte vor kurzem eine nette Begegnung mit Gin."
Warum erzählte er mir davon?
Glaubte er, ich würde Freude empfinden? Trauer? Ich hatte geglaubt, ich wäre froh, wenn ihm etwas zustößt, aber ich fühlte nichts. Weder Freude noch Leid umfing mich. Es war mir gleichgültig und diese Erkenntnis brachte mir Ernüchterung.
,,Er war verletzt als ich ihn gesehen habe. Das warst also du?"
Meine Stimme wurde eine Oktave höher. Es überraschte mich wirklich. Mir war es bisher nicht gelungen, ihn zu treffen oder gar auf ihn zu zielen. Er hatte es stets geschafft, dass es nicht zu einem Aufeinandertreffen zwischen uns kam, in dem ich eine Waffe zur Hand hatte. Gin zog es vor mir gegenüber zu stehen, wenn ich wehrlos war. Wenn er mich sehen wollte, dann suchte er mich auf und es verhieß nichts Gutes.
,,Alice, planst du wieder etwas dummes?"
Sofort fühlte ich mich schlecht, wegen meiner Gedanken. Natürlich war es ihm nicht entgangen, woran ich dachte.
,,Du kannst ihn nicht aufspüren", sagte er mit einer Kopfbewegung auf mein Handy deutend.
,,Er benutzt ein Wegwerfhandy, um mich zu kontaktieren. Er hat bisher sechs verschiedene, in zwei Monaten benutzt. Aber ich könnte ihn trotzdem erreichen", schnaubte ich und ahmte mit meiner Hand eine Pistole nach, die ich auf meinen Sitznachbarn richtete.
,,Wenn ich das nächste Mal vor ihm stehe werde ich nicht zögern!"
Ich entlockt ihm trotz der ernsten Situation ein Schmunzeln.
,,Du bist wirklich noch ein Kind."
Mein Lächeln verschwand und ich senkte langsam meine Hand und ließ sie in meinen Schoß fallen. Seine Worte taten weh. Ich wollte endlich von ihm ernst genommen werden, aber dafür musste ich mich wohl erst beweisen.
,,Wenn du Angst hast, nimmt es dir niemand übel, wenn du gehst."
,,Ich habe mehr Angst vor dir, als vor denen."
Seine Augenbraue ging in die Höhe und seine grünen Augen glitzerten neugierig.
,,Weiß Masumi, dass du noch lebst?"
Er verriet sich selbst, als er meinem Blick auswich. Ich beschloss, es ihm mit gleicher Münze heim zu zahlen, wenn er mich schon so ärgern musste.
,,Shuichi Akai", murmelte ich und hatte seinen Ausweis in den Händen. Masumi tat mir wirklich leid. Sie vermisste Shuichi sehr. Sie hatte von einem Vorfall in einem Zug erzählt, wo sie glaubte ihn gesehen zu haben. Sie ist nicht dumm und ahnt sicher mehr, als er denkt.
,,Ein hübscher Name, aber es war nicht nötig ihn zu verheimlichen. Wenn du als Subaru verkleidet bist, bist du für mich nicht der Mann aus England, den ich an der Themse getroffen habe."
Shuichi zog sich seine schwarze Mütze tief ins Gesicht. Von seinem Haar waren nur noch die Locken in seiner Stirn zu sehen.
,,Ich werde ihr nichts sagen. Es wird der Moment kommen, in dem dein Leben wieder normal verläuft. Sie hat dich wirklich gern, dass weißt du, oder?"
,,Was dagegen wenn ich rauche?"
Mir entging nicht, dass er meinen Worten wieder einmal auswich.
>>Männer und Gefühle<<, dachte ich daran, dass dieses Klischee schon sehr gut auf Shuichi zutraf.
Ich schüttelte zum ersten Mal den Kopf auf diese Frage. Wir würden eine schwere Zeit durchmachen, da konnte ich ihn auch lassen. Er holte seine Zigarettenschachtel hervor und zündete seine Zigarette mit einem Streichholz an.
,,Gibst du mir eine?"
,,Du rauchst nicht."
Er hatte recht. Ich rauchte nicht.
Aber heute hatte ich seltsamerweise den Drang dazu.
,,Tu ich auch nicht."
Bereitwillig hielt er mir die fast leere Packung entgegen und ich nahm mir eine Zigarette. Ich nahm mir ein Streichholz aus der Schachtel und zog es mehrmals über die Reibefläche, bis es irgendwann abbrach und ich seufzte.
,,Streichhölzer sind doch Mist...", beschwerte ich mich und fragte mich, warum jemand wie er, der so viel rauchte, in seinem Auto kein Feuerzeug hat. Dann überlegte ich, ob er es mir nicht einfach vorenthielt, damit er diesen selten dämlichen Anblick genießen konnte.
,,Komm her."
Shuichi hatte mich stumm bei meiner mehr als peinlichen Tortur beobachtet, dieses Streichholz nach zwei langen Minuten durchzubrechen.
Er legte Mittel- und Zeigefinger an seine Zigarette und näherte sich meinem Gesicht. Die glühende Asche seiner Zigarette zündete meine an, sobald sie sich berührten. Shuichi wandte, entgegen meiner Erwartung, seinen Blick nicht von mir ab. Stattdessen sah er mir intensiv in die Augen, bis die Zigarette richtig brannte und er sich langsam von mir löste.
,,Du bist ganz rot", prustete er nach einem tiefen Zug an seiner Zigarette. Obwohl ich verlegen war, drehte ich mich nicht weg. Es war mir nicht unangenehm.
Vorsichtig nahm ich einen kleinen Zug, der mich bereits zum Husten brachte. In meiner Schulzeit hatte ich das Rauchen bereits versucht, hatte es jedoch sein gelassen, als ich nicht aufhören konnte zu husten. Eigentlich hätte ich sie ausgemacht, doch brauchte ich das gerade.
,,Vielleicht solltest du das lassen", wollte mich der Schwarzhaarige zur Vernunft bringen, aber ich ließ mich davon nicht stören und nahm einen weiteren Atemzug durch den Filter. Es fiel mir leichter und ich musste nicht mehr viel husten.
,,Ich war übrigens bei Agasa und hab ihm von der Sache erzählt."
,,Das dachte ich mir schon. Vielleicht bekommt er ja eine Eingebung und erfindet etwas sinnvolles."
Lächelnd atmete ich den Qualm aus und lehnte mich in dem Sitz zurück.
,,Du bist ein guter Scharfschütze, nehme ich an. Du hast immerhin den Fuchs getroffen."
,,Fuchs?"
Nun war er derjenige der hustend um Luft rang.
,,Kein Kompliment."
Schweigend musterte er mich von der Seite und drückte seine Zigarette im Aschenbecher aus. Es waren keine fünf Minuten vergangen, da hatte er sie bis zum Stummel ausgebrannt. Dieses Mann lebte vom Nikotin.
,,Weißt du, am Anfang haben mich deine Zigaretten wirklich gestört. Nun verstehe ich dich irgendwie."
Ich atmete ein letztes Mal ein und drückte meine Zigarette aus, bevor sie überhaupt bis zur Mitte abgebrannt war. Kurz darauf blies ich den Qualm durch den Mund wieder aus.
,,Würdest du nicht nach Zigaretten riechen, würde ich den Geruch vermissen. Er hat sich bereits in mein Gedächtnis gebrannt. Ich würde nicht zurechtkommen, wenn du plötzlich nicht mehr danach riechen würdest."
Ich öffnete, mich räuspernd, das Fenster.
Die frische Luft tat äußerst gut.
,,Danke, dass du da warst, in England meine ich. Naja und auch in den letzten Wochen."
Obwohl ich lächelte, fühlte ich mich plötzlich wie ausgehöhlt. Die Zigarette hatte mir nur einen kurzen Moment der Entspannung gegeben.
,,Alice..."
Verständnislos sah mich der Agent an. Meine Worte waren mehr oder weniger ein Abschied, doch das würde ich ihm nicht sagen. Auch so, verstand er es. Ich musste es sein, die ihn zu erst zu fassen bekam!
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Undercover ( Detektiv Conan FF)
FanfictionArisu ist gerade erst aus England zurück und muss schon am nächsten Tag die Tantei-Oberschule besuchen. Was jedoch niemand weiß und auch nicht wissen darf ist, dass sie für den CIA arbeitet und bereits Erwachsen ist. In dessen Auftrag beschattet sie...