Teil 4

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Ich wachte auf, als die Sonne mich blendete. Ich hatte wohl gestern vergessen, meine Vorhänge zu schließen. Ich gähnte und schleppte mich mühselig zum Gästezimmer. Vorsichtig öffnete ich die Tür. Tsukki schlief seelenruhig in dem Gästebett. Wie niedlich er dabei aussah. Würde man ihn so zum ersten Mal sehen, würde man wahrscheinlich gar nicht denken, dass er so gemein ist. Ich wollte ihn nicht wecken, deshalb schlich ich wieder leise aus dem Zimmer und ging in die Küche. Meine Kochkünste waren zwar nicht überragend, aber für ein Frühstück reicht es. Ich holte Eier aus dem Kühlschrank und machte den Herd an.

Ich verteilte das Rührei auf zwei Teller und steckte zwei Toasts in den Toaster. Auf einmal hörte ich Schritte im Flur und kurz darauf kam ein müder Tsukki in die Küche. "Guten Morgen!", sagte ich und er erwiderte ebenfalls "Guten Morgen". Der Toasts waren gerade fertig und ich legte jeweils einen auf einen Teller. "Setz dich doch.", forderte ich Tsukki auf. Wir saßen beide am Tisch und aßen mein vorbereitetes Frühstück. "Gar nicht so schlecht, hätte ich nicht erwartet.", murmelte Tsukki. "Danke. Frühstück liegt gerade noch im Bereich meiner Fähigkeiten!", schmunzelte ich.

Nach dem Essen hatte es Tsukki ziemlich eilig wieder zu gehen. Er bedankte sich und lief dann schnell nach Hause, um einen Schlüsseldienst zu rufen. Dafür wäre es gestern Nacht nämlich schon zu spät gewesen. Ich ging in mein Zimmer und starrte an die Decke. Warum verhält sich Tsukki nun auf einmal so komisch? Seit wir uns geküsst haben ist er so. Vielleicht wusste er nicht, wie er damit umgehen sollte. Vielleicht war es aber auch nur ein Versehen, dass er mich geküsst hat. Aber dadurch, dass er jetzt so tut, als wäre es nie passiert, macht er die Situation doch nur noch komischer.

Übers Wochenende hatte ich ihm mehrmals geschrieben, doch er ignorierte alle meine Nachrichten. Naja, morgen war eh Montag und Montag ist der Tag, an dem Tsukki mir Nachhilfe gibt. Ich sehe ihn also morgen sowieso wieder.

Als ich am Montag nach der Schule zum üblichen Raum ging, in dem wir uns sonst immer trafen, war jedoch kein Tsukki weit und breit zu sehen. Das gibt's doch nicht! Will der mir jetzt ernsthaft aus dem Weg gehen?! Es dauerte nicht lange, bis ich auf die Idee kam, dass er wahrscheinlich in der Halle war und Volleyball mir den anderen spielte. Wütend stampfte ich also zur Sporthalle.

Da angekommen, ging ich schnell auf das Feld zu, wo er gerade mit dem Team übte. "Tsukishima! Du hättest mir heute Nachhilfe geben müssen!", rief ich ihm zu. Die anderen, die mich zuerst gar nicht bemerkt hatten, schauen mich verblüfft an, da ich sonst eigentlich nicht so laut rumschreie. Aber das war mir gerade egal, denn ich war wütend. Schließlich ignoriert mich der Typ seid zwei Tagen und jetzt hatte er mich auch noch sitzen lassen. "Ja sorry hab ich vergessen.", sagte er stumpf, ohne mich auch nur anzuschauen. "Und warum antwortest du auf keine meiner Nachrichten?", konfrontierte ich ihn weiter. "Bin ich etwa verpflichtet dazu?" Er wendete seinen Blick nicht vom Spielfeld ab. Allerdings hatten sie aufgehört zu spielen, alle waren abgelenkt von meinem Wutausbruch. Stille. Ich wusste nicht mehr was ich sagen sollte. War ich ihm jetzt plötzlich egal oder was? Als ich realisierte, dass Tsukki mir nichts mehr zu sagen hatte, stampfte ich wütend wieder raus. Kiyoko, die Managerin des Team, mir welcher ich mich ganz gut verstand, lief mir hinter her. Die anderen schauten zuerst Tsukki an und fingen dann an, irgendwas wegen Respekt mit ihm zu diskutieren. Draußen angekommen lehnte ich mich gegen die Wand des Gebäudes. Einen Moment später tauchte Kiyoko neben mir auf. "Was ist los? Ich dachte er gibt dir nur Nachhilfe?", fragte sie mich mit besorgten Gesicht. "Er war am Freitag bei mir, weil er sich ausgesperrt hat. Seitdem ignoriert er mich und auch alle meine Nachrichten. Noch nicht Mal zur Nachhilfe ist er heute gekommen." "Ist irgendwas passiert?" Ich musste wieder an den Kuss denken. Ein molliges Gefühl machte sich in mir breit. "Nein." Ich wollte es ihr nicht sagen. Ich kannte sie nicht allzu gut, zwar hatte ich Zeit mit ihr verbracht, wenn ich Tsukki beim Training zuschaute, aber mehr auch nicht. "Hm. Ich weiß ja, dass Tsukishima eher dazu neigt gemein zu sein, aber das hätte ich echt nicht von ihm erwartet. Bist du dir sicher, dass nichts vorgefallen ist?" "Ich weiß es nicht." Ich beruhigte mich und meine Wut wurde langsam zur Trauer. Ich mochte Tsukki echt gerne. Warum behandelte er mich jetzt auf einmal so? Alles nur wegen diesem blöden Kuss. Dabei war es doch er, der mich geküsst hatte. Kiyoko legte ihre Hand auf meine Schulter. "Kann ich irgendwas für dich tun?" "Nein, danke, es geht schon wieder.." "Bist du sicher? Ja, danke Kiyoko." Ich lächelte schwach. "Ich denke mal, dass du heute nicht mehr zuschauen wirst, oder?", fragte sie dann. "Ne, ich gehe jetzt besser nach Hause." Wir verabschiedeten uns und ich machte mich auf den Weg zu mir nach Hause. Mit dem Blick nach unten schlenderte ich den Gehsteig entlang. Ich war traurig. Wars das jetzt? Ich hätte nicht gedacht, dass ich deswegen so traurig sein würde. Schließlich kannte ich Tsukki erst seit ein paar Wochen. Ich muss mich wohl getäuscht haben. Anscheinend ist er doch nicht so, wie ich dachte.

~892 Wörter~

Tsukishima X ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt