Teil 10

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Die Schulglocke klingelte und ich war total fertig vom heutigen Schultag. Während alle anderen in meiner Klasse ihre Taschen raschelnd zusammenpackten, um von hier zu verschwinden, legte ich meinen Kopf auf den Tisch. Wir hatten heute einen unangekündigten Test in Mathe geschrieben und ja, ich war nicht darauf vorbereitet. Seit ich nicht mehr Nachhilfe mit Tsukki hatte, versagte ich wieder komplett. Müde beobachtete ich, wie meine Mitschüler nach und nach den Klassenraum verließen. Ich seufzte. Am liebsten würde ich jetzt einfach zu Hause in meinem Bett sein, aber ich musste noch zum Volleyball. Der Lehrer am Pult räusperte sich, was mich aufschrecken ließ. "Y/N, der Unterricht ist vorbei, du musst jetzt bitte auch den Klassenraum verlassen." "Tschuldigung!" Schnell stopfte ich meine Sachen in meine Tasche und verließ hastig den Raum. Oh je, das war aber peinlich. Überstürzt lief ich in Richtung Sporthalle, als ich plötzlich schon wieder gegen jemanden stoß. Wer hätte es gedacht, es war Tsukki. Als ich ihn erkannte, verdrehte ich nur die Augen, machte einen großen Bogen um ihn und lief weiter. Gar keinen Bock mich mit dem jetzt auch noch zu unterhalten. Er griff nach meiner Hand, was mich zum stehen brachte. "Was?!", fuhr ich ihn an. "Du kannst doch nicht einfach in Leute reinlaufen, ohne dich zu entschuldigen.", meinte er dann. Er grinste. Was ist mit diesem Typen nur falsch? "Sehr wohl kann ich das und wenn du nichts besseres zu sagen hast, dann lass mich doch jetzt wieder gehen." Ich riss mich von seiner Hand los und stürmte weiter. "Y/N!", hörte ich Tsukki hinter mir rufen. Schnelle Schritte näherten sich mir, bis Tsukki bei mir war, und nach meiner Schulter griff. "Kannst du mir kurz zuhören?" "Warum?", fragte ich, diesmal etwas ruhiger. "Ich muss-", er stoppte, als würde es ihm schwerfallen, die nächsten Wörter zu sprechen. "Ja?" "Es tut mir leid." Wie versteinert bewegte ich mich keinen Zentimeter. "Ich meinte es nicht so, was ich gesagt habe, war gelogen." "Was?", hauchte ich, den Tränen nahe. Ich wollte jetzt nicht weinen, ich blinzelte und richtige meine Augen zum Boden. "Warum hast du's dann gesagt?", fragte ich. "Ich weiß es nicht. Ich hatte einen komischen Tag oder so, keine Ahnung." "Und dann beleidigst du einfach so Leute?" "Tu ich doch sowieso schon.", schmunzelte er. "Y/N, ich will mit dir befreundet bleiben. Bitte-", er schaute nervös zum Fenster. "Vergib mir, okay? Es war nicht so gemeint." Ich schmunzelte, obwohl ich immernoch Tränen in den Augen hatte. Ich fand es irgendwie lustig, wie schwer es ihm gefallen ist, sich zu entschuldigen. Aber was jetzt? Sollte ich ihm einfach so verzeihen? Andererseits wäre es wahrscheinlich besser, damit hätte ich ein großer Problem aus meiner Welt geschafft. Dann viel mir ein gut Deal ein. Ich schaute zu ihm hoch. "Unter einer Bedingung.", forderte ich. "Und die wäre?" "Du musst mir wieder Mathe Nachhilfe geben." Plötzlich machte sich wieder das gewohnt fiese Grinsen auf seinem Gesicht breit. "Es war klar, dass du keine zwei Wochen ohne meine Hilfe auskommst." "Stimmt doch gar nicht. Ich kann mir auch einfach jemanden besseren suchen!", sagte ich beleidigt. "Da wirst du aber lange suchen müssen. Aber gut, ich mach's. Jetzt komm, wir sind eh schon viel zu spät." Wir gingen ruhig den Gang weiter entlang. Ich fühlte mich irgendwie erlöst, erst jetzt merkte ich, dass dieser Streit eine große Last für mich war. Eine Frage stellte ich mich dennoch. Wenn er alles gar nicht so gemeint hat, was er gesagt hat, was ist dann mit dem Kuss?

Als wir beide beim Training zu spät erschienen, war der Rest des Teams überrascht, vor allem Kiyoko. Tsukki ging schnell, um sich umzuziehen. Kiyoko kam auf mich zugelaufen und begrüßte mich. "Na, was ist passiert? Es sieht nicht so aus, als hättet ihr euch gerade gestritten oder so." Ich lächelte. "Nope. Er hat sich entschuldigt." "Das ist doch super. Siehst du, ich hab doch gesagt, dass alles gut gehen wird." "Mhm, danke, Kiyoko." "Du brauchst mir nicht zu danken, besser wäre es, wenn du mir hilfst." Lächelnd zog sich mich an der Hand zu einer Bank, wo wir uns gemeinsam hinsetzen. "Wir haben ein Trainingsspiel." "Und gegen wen?" "Gegen Nekoma. Nächste Woche, Dienstag, fahren wir zu ihnen." Sie tippte mit dem Finger auf den Kalender. "Wir fahren eine Stunde vor Schulschluss los, also, mit dem Bus." "Sieht aus als hättest du schon alles durchgeplant, hast du's dem Team schon erzählt?" "Ne, mache ich am Ende vom Training." Sie sah glücklich aus, als sie so detailliert über den "Ausflug" zu Nekoma erzählte. "Warum freust du dich so?", unterbrach ich sie daraufhin. "Naja, wir haben seit Ewigkeiten kein Trainingsspiel mehr gehabt und ich hab's jetzt endlich hinbekommen, eins zu organisieren." Sie schmunzelte. "Weißt du, bevor die neuen Erstklässler haben, war unser Team nicht besonders gut. Deswegen freue ich mich jetzt, dass ich ihnen mitteilen darf, dass sie endlich wieder ein richtiges Trainingsspiel haben." "Achso." Ich lächelte. Letztendlich hatte sich alles in eine gute Richtung gewendet. Still sahen wir den Jungs noch beim Training zu, auch Tsukki hatte sich entwischen dazugesellt.

Nach dem Training rief Kiyoko alle zusammen. "Ich hab euch etwas zu verkünden", sagte sie dann. "Nächsten Dienstag, habt ihr ein Trainingsspiel gegen Nekoma." Alle aus dem Team bekamen große Augen, als sie dies hörten. Besonders Daichi und Suga waren strahlten, aber auch alle anderen konnten ihre Aufregung kaum zurückhalten. Während Kiyoko versuchte, alles weitere zu besprechen, hörten die anderen schon nicht mehr zu. "Jetzt seid alle mal leise!", ertönte dann die Stimme von Ukai. Auf einmal schwiegen alle wieder und hörten brav zu.

Als alles erklärt war, packten alle ihre Taschen, zogen sich um und gingen. Draußen, vor der Tür verabschiedeten sich alle. Etwas zu spät kam ich auch noch dazu, allerdings waren zu diesem Zeitpunkt schon der größte Teil verschwunden. Auch die letzten verabschiedeten sich gerade und drehten und den Rücken zu. So blieben nur noch Tsukki und ich übrig. Es war schon dunkel geworden und die Laternen flackerten ein wenig. "Ich geh dann auch mal, bis morgen!", ich ging über den Schulhof. Als plötzlich hinter mir etwas knackte, fuhr ich zusammen. "Pff, wie du gleich erschrocken bist." Ich drehte mich um, Tsukki stand hinter mir und schmunzelte. "Du! Halt die Klappe, ich bin eben auf alles vorbereitet!" Er lachte leise. "Komm, ich begleite dich." Ein warmes Gefühl breitete sich ihn meinem Bauch aus. Ich lächelte. "K."

~1064 Wörter~

Tsukishima X ReaderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt