Spaziergang mit Folgen

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Yasmins Sicht:

04.01.1993

Es war Montagmorgen und ich war gerade auf dem Weg zur großen Halle, als ich am Krankenflügel vorbeikam. Ich hörte darin jemand bekanntes reden und öffnete die Tür. Ganz hinten standen Harry und Ron. Ich hatte schon eine Vorahnung, welche sich dann auch bestätigte, als ich neben sie trat. "Guten Morgen Professor", sagte Hermione kleinlaut. Ich schüttelte grinsend den Kopf. "Guten Morgen, der Trank hat wohl nicht so gewirkt wie geplant." "Ja ich habe aus Versehen ein Katzenhaar in den Trank getan." "Ich hoffe, das ist euch eine Lehre." Sie nickten. "Gut, Harry und Ron kommt jetzt mit, der Unterricht fängt gleich an." Ich ging mit ihnen in die große Halle und setzte mich dann auf meinen Platz. "Hast du schon gehört, Potter und seine Freunde haben einen Vielsafttrank gebraut, aber er ist schief gegangen?", sagte Severus mit Verachtung. "Ehm ja, ich habe gerade Hermione im Krankenflügel besucht." Ich wollte ihn nicht anlügen, aber wenn ich ihm die Wahrheit sagen würde, könnte ich bestimmt Ärger bekommen. "Hast du am Samstag kurz Zeit?" "Klar was gibts?" "Nichts besonderes, hättest du Lust auf einen Spaziergang?" Ich war verwundert, dass er mich fragte, aber fand es zu selben Zeit auch gut. "Ja, können wir machen." Er schenkte mir ein kurzes Lächeln und stand dann auf und verließ die Halle.

Samstag, 09.01.1993

Der Schnee war bereits getaut und zurück blieb nur eine graue, kalte Umgebung. Ich wickelte den Schal eng um mich, während ich die kahlen Bäume und Sträucher betrachtete. "Ist dir zu kalt?" Severus warf mir einen besorgten Blick zu. "Nein alles gut, aber weiter still stehen möchte ich nicht." Wir gingen ein Stück schweigend, doch nur kurze Zeit später unterbrach ich die Stille: "Wolltest etwas bestimmtes von mir?" "Nein, ehrlich gesagt wollte ich heute nur etwas Zeit mit dir verbringen." Ich freute mich, dass er so dachte. "Aber es ist doch nichts besonderes heute oder?" Er zögerte mit seiner Antwort: "Ich habe heute.. Geburtstag." "Oh Severus, warum hast du mir denn nichts gesagt? Ich hätte dir etwas geschenkt." "Ach Quatsch, das musst du wirklich nicht." "Also dann alles Gute zum Geburtstag." Ich umarmte ihn. Zuerst blieb er steif stehen, aber erwiderte die Umarmung dann. Ich genoss seine Wärme und als ich einen Schritt zurück trat, sah er mir tief in die Augen. Langsam näherte er sich meinem Gesicht bis wir nur noch wenige Zentimeter von einander entfernt waren. Unsere Lippen berührten sich. Er legte seine Hand auf meine Taille und zog mich dicht an ihn ran. Ich erwiderte den Kuss und verlor mich in dem Moment. Danach lächelte ich unsicher, ich war zugleich geschockt und glücklich von der Situation. Severus nahm meine Hand, küsste sie und hielt sie anschließend fest. "Du bist ganz kalt, lass uns zurück gehen." Ich nickte und wir machten uns auf den Weg. Als wir an der Schule ankamen, ließ er meine Hand los und lächelte mich entschuldigend an. "Alles gut, ich verstehe es." Wir gingen noch zusammen zu unserem Büro. "Danke für heute Severus." "Wie meinst du?" "Hierfür", ich ging auf ihn zu und küsste ihn. Nur kurz. Danach guckte ich ihn an, sah in seine schwarzen Augen. Er nahm mein Gesicht in seine Hände, ich spürte seine Wärme, und küsste mich dann erneut. "Bis morgen", flüsterte ich und ging dann zu meinem Schlafzimmer.

Als ich am Abend in meinem Bett lag, dachte ich über das nach, was heute passiert war. Ich mochte Severus sehr und er mich anscheinend auch. Ich sah etwas in ihm, was andere nicht sahen und er zeigte mir eine Seite, die man von ihm nicht kannte. Ich hatte keine Ahnung, ob ich das richtige tat, aber es fühlte sich richtig an. Unsere Gefühle füreinander fühlten sich richtig an. Mit diesem Gedanken schlief ich letztendlich ein.

Am selben Abend

Severus' Sicht:

Ich starrte an die Decke und konnte nicht einschlafen. Das Ereignis des heutigen Tages lastete auf mir. Habe ich die richtige Entscheidung getroffen, sie zu küssen? Ich dachte nicht, dass ich nach Lily nochmal jemanden auch nur ansatzweise mögen könnte. Aber Yasmin hat es geschafft. Sie hat es geschafft, dass ich mich anders in ihrer Umgebung verhalte, dass ich auch eine liebevolle Seite habe. Ich habe diese Seite von mir mein ganzes Leben lang verdrängt. Ich mag sie wirklich gerne, aber wenn sie meine ganzen dunklen Geheimnisse kennen würde, würde sie bestimmt anders über mich denken. Ich weiß nicht, ob ich gut für sie bin, denn was ich weiß, ist dass sie auf jeden Fall zu gut für mich ist. Ich verdiene so eine nette und liebevolle Person wie Yasmin nicht.

Sonntag, 10.01.1993

Yasmins Sicht:

Ich wachte erst spät auf und verpasste das Frühstück. Ich machte mich fertig und wollte gerade anfangen, den morgigen Unterricht vorzubereiten, als es an meiner Tür klopfte. Ich machte sie auf und sah.. "Severus.." Mir fiel der gestrige Tag wieder ein. "Heyy Yasmin guten Morgen. Hast du einen Moment Zeit?" "Klar, komm rein." Ich schloss die Tür hinter ihm und zeigte dann auf einen Stuhl. "Du kannst dich gerne hinsetzen. Möchtest du etwas trinken?" "Nein danke." Er nahm auf dem Stuhl Platz und ich setzte mich gegenüber von ihm. "Also, was gibts?" "Es tut mir Leid wegen gestern, ich denke das war ein Fehler." Er wartete auf meine Reaktion und ich probierte nicht zu zeigen, dass mich seine Worte verletzten. "Wie kommst du darauf?" "Es gibt Sachen, die du nicht weißt und auch nicht wissen sollst, Sachen, die dich in Gefahr bringen könnten. Das Beste ist, wenn wir gestern vergessen und nicht nochmal so etwas passiert." Ich wusste nicht, was ich darauf antworten sollte, aber fand letztendlich doch die passende Worte: "Was auch immer es ist, was ich nicht wissen darf, was gefährlich ist, ich kann damit leben. Ich bin so glücklich wie schon lange nicht mehr und der Grund bist du. Also mach jetzt bitte keinen Rückzieher, es würde mir das Herz brechen." Ich merkte, wie Tränen in meine Augen kamen. Ich stand schnell auf und ging ins Bad. Jetzt konnte ich sie nicht mehr zurückhalten. Ich schniefte laut. Im nächsten Moment wurde die Tür geöffnet und ich konnte Severus leicht verschwommen erkennen. Er kam auf mich zu und nahm mich in seinen Arm. "Es.. es tut mir Leid." Seine Stimme brach. Ich krallte meine Finger in seinen Umhang und ließ meinen Tränen ihren freien Lauf. Ich wusste selbst nicht warum, ich war es immer gewöhnt sie zurückzuhalten und ein Lächeln aufzusetzen. Aber tief im Innern wusste ich, dass ich mich bei ihm nicht verstellen musste. Nachdem wir mehrere Minuten in dieser Position blieben, löste ich mich langsam aus seiner Umarmung und guckte in den Spiegel. Meine Augen waren geschwollen rot und ich fühlte mich schrecklich. "Ich wollte nicht, dass du dich wegen mir schlecht fühlst.", hörte ich Severus zärtlich sagen. "Ich wusste nicht, dass es dir soviel bedeutet." "Es ist schon ok." Ich wollte an ihm vorbeigehen, raus aus meinen engen Badezimmer, aber er griff meine Hand und zog mich zu ihm zurück. "Ich meine es ernst, denn du bedeutest mir viel mehr, als du denkst. Ich wollte dich nie verletzen und ich dachte, es sei das beste, wenn ich dich gehen lasse." "Es ist aber nicht so. Ich- " Er gab mir einen sanften Kuss und ging dann. An der Tür drehte er sich nochmal um. "Es tut mir Leid, wirklich. Aber ich muss nachdenken, ob ich das Richtige tue."

Nur Kollegen oder mehr? [Severus Snape FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt