Sommer 1993

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Später am Bahnsteig in Hogsmeade

Yasmins Sicht:

Es herrschte ein großes Durcheinander, Kinder liefen herum, das Gepäck stand kreuz und quer auf dem Weg und der Lärmpegel lag deutlich hoch. Ich drehte mich suchend um, aber endeckte Severus nirgends. Ich hatte mir mit Mühe ein paar Worte zurechtgelegt, aber wahrscheinlich vergaß ich sie eh wieder. Die Zugtüren öffneten sich und die Schülermasse verteilte sich langsam auf den Zug. In der Menge sah ich Minerva, sie sah gestresst aus. Ich drängte mich an einigen Viertklässlern vorbei, um schnellstmöglich zu ihr zu kommen. Als sie mich sah, lächelte sie und kam mir entgegen: "Du kannst doch sicher in King's Cross für etwas Ordnung sorgen, oder?" "Ähh ja klar." "Oke danke. Schöne Ferien", sie drehte sich bereits wieder um. "Warte!", sie schaute mich fragend an, "Hast du Severus gesehen?" "Nein, tut mir Leid." Ich seufzte. Dann musste ich wohl ohne einen Abschied nach Hause fahren.

Der Bahnsteig leerte sich langsam. Aber ich sah ihn immer noch nicht. Endlich gab ich mir einen Ruck und steigte in den Zug ein.

Jemand hielt mein Handgelenk fest. Nicht jemand, Severus. "Tut mir Leid, Albus hat mich aufgehalten." Der Zugführer pfeifte. Die Türen würden sich in in wenigen Sekunden schließen. Ich dachte nicht lang nach und fiel ihm um den Hals. Am liebsten hätte ich nicht mehr losgelassen, aber er drückte mich bereits zaghaft weg. "Auf Wiedersehen, Severus." Meine Augen glänzten, und ich wollte schnell aus seiner Sichtweite kommen, bevor ich anfing zu weinen. Eine Träne kullerte meine Wange hinuter und er wischte sie vorsichtig weg. Fast unmerklich strich er dabei sanft über meine Wange: "Bis Bald". Der Zugführer pfeifte ein zweites Mal und ich trat ein Schritt zurück, die Tür schloss sich und trennte mich von ihm. Ich konnte es nicht länger ertragen, hier zu stehen, also drehte ich mich um. Erst jetzt bemerkte ich, dass einige neugierige Schüler uns beobachtet hatten. Schnell wandten sie sich ab.

Ich machte mich nach einem freien Abteil suchend auf den Weg, aber letztendlich saß ich doch in einem Abteil mit anderen Lehrkräften. Die Rückfahrt war langweilig und der Gedanke an unseren Abschied bedrückend, ich hatte ihn mir reichlich schöner vorgestellt.

Juli 1993

Ich war gut Zuhause angekommen und freute mich, wieder Zeit mit meinen Eltern zu verbringen, aber nach knappen zwei Wochen, Anfang Juli, erhielt die Zauberwelt eine schockierende Nachricht: Massenmörder Sirius Black war aus Askaban ausgebrochen. Wie? Man hatte keine Ahnung. Wahrscheinlich hatte er Hilfe. Die Schlagzeilen überschlugen sich nur so und alle waren besorgt um ihre Sicherheit. Man konnte sich nicht erklären, wie Black es geschafft hat, zu entkommen. Tag und Nacht wurde nach ihm gesucht. Vergebens.

Mich persönlich beschäftigte das Thema auch. Nicht nur, weil Sirius mein Cousin war, sondern auch, weil ich es sowohl interessant, als auch merkwürdig und mysteriös fand. Nach ein paar Wochen ließen die Nachrichten über Black nach, man hatte weder ihn, noch Infos über seine Flucht oder seinen Aufenthaltsort gefunden.

Zuhause wurde es langsam langweilig und ich sehnte mich nach Severus. Die Erinnerungen an die letzten Monate schlichen sich immer wieder in meine Gedanken und erst jetzt fiel mir auf, wie viel sich eigentlich seit meiner Rückkehr nach Hogwarts in meinem Leben geändert hatte. Und glücklicherweise hatte es sich zum positiven verändert.

Die Wochen zogen sich in die Länge und ich entschied, doch schon früher nach Hogwarts zurückzukehren. Meine Eltern hatten kein Problem damit und ich begann meinen Koffer zu packen.

Mithilfe des Flohpulvers war ich in kürzester Zeit in Hogsmeade angelangt und machte mich von dort aus schwer bepackt auf den Weg nach Hogwarts. Ich freute mich umso mehr auf ihre Reaktionen, weil ich keinem erzählt hatte, dass ich schon wiederkommen würde.

Die großen Eingangstore waren geschlossen, aber nur wenige Meter weiter ließ sich die Tür zu einem Seiteneingang öffnen. Meine Schritte hallten, als ich den Flur entlang ging. Alles schien ziemlich verlassen und es herrschte eine Totenstille, sodass ich meinen eigenen Atem hörte. Ich zwängte mich die enge Wendeltreppe herunter, um zu meinem Schlafzimmer zu gelangen.

Dort angekommen stellte ich die Reisetaschen ab und atmete einmal tief durch. Der Weg nach Hogwarts war alles andere als ein Spaziergang.

Die Freude, Severus und die anderen Kollegen wiederzusehen, brachte mich dann doch dazu, mich nicht auszuruhen, sondern sie zu suchen. Ich betrat das Büro, welches vor seinem und meinem Zimmer lag. Es hatte sich nicht viel verändert, etwas mehr Chaos, aber ansonsten so wie immer.

Ich klopfte an Severus' Tür. Ohne Erfolg. Ein zweites Mal. Nichts. Ich seufzte. "Na gut, dann statte ich erstmal den anderen einen Besuch ab."

Auf Minerva traf ich zuerst. Wir umarmten uns kurz und plauderten etwas. Später unterhielt ich mich noch mit ein paar anderen, aber Severus war immer noch wie vom Erdboden verschluckt.

Aber bereits am selben Abend, als ich schon im Bett lag, wurde meine Tür aufgestoßen und schnelle, tiefe Schritte bewegten sich in meine Richtung. Es war dunkel, aber die Umrisse reichten mir, um zu erkennen wer nur wenige Meter von mir entfernt stand. Ich sprang aus dem Bett, in dem Moment schaltete er das Licht an und wie schauten jeweils in die Augen des anderen. Sie leuchteten vor Freude und ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab. Er kam auf mich zu und drückte mich fest an ihn und ich hörte sein Herz klopfen, schnell und laut. "Du bist wieder da", er löste sich aus der Umarmung und sah mich an. "Ja, ich habe mich entschieden, schon früher zu kommen." "Das freut mich" Mein Herz machte einen Sprung. Ich hatte ihn viel mehr vermisst, als ich zugeben würde.

"Wo warst du heute, du warst nirgends aufzufinden.." Severus entschuldigte sich und antwortete dann, dass er im Wald auf der Suche nach speziellen Kräutern war. Wir lagen nebeneinander in meinem Bett, seinen Arm hatte er um mich geschlungen und wir redeten bis tief in die Nacht hinein. Es war der schönste Abend seit langem und ich merkte, wie sehr ich dieses unbeschreibliche Gefühl in seiner Nähe vermisst hatte.


bild: screencapsstv (insta)

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 08, 2021 ⏰

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