Kapitel 7

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Pierre's POV:

Ich rannte fluchtartig aus dem Raum um möglichst schnell dieser ganzen Situation zu entfliehen. Als ich den Flur entlang lief achtete ich nicht wirklich auf meinen Weg. Ich rannte einfach zu irgendeiner Tür und hoffte, dass sie offen war. Ich hatte Glück und drückte die Klinke herunter. Wenige Sekunden später fand ich mich in einem Material Raum wieder. Es war stockdunkel und ich konnte nur meinen eigenen Atem und mein pochendes Herz hören.

Nach einer kurzen Zeit hatten sich meine Augen etwas in die Dunkelheit gewöhnt, sodass ich ein bisschen was erkennen konnte. Der Raum war nicht besonders groß weshalb ich darauf achtete nicht gegen irgendwelche Regale zu kommen. Ich verharrte dort eine gefühlte Ewigkeit in der ich einfach nicht wusste was ich machen sollte.

Zum einen wollte ich unbedingt mit William reden, aber zum anderen wusste ich nicht, wie ich ihm gegenübertreten sollte, da allein der Gedanke an ihn zusammen mit dieser Bitch ein unglaublich schmerzhaftes Gefühl in mir auslöst. Noch dazu schwirrten tausende Fragen in meinem Kopf über die Situation eben. Ich war ihm so nah gewesen und dann hatte er einfach abgebissen. Hätten wir uns sonst geküsst oder was wäre passiert und vor allem hätte ich ihn gerne geküsst.

Je länger ich über diese Frage nachdachte, desto bewusster wurde mir die Antwort. Ich musste mit ihm reden, unbedingt. Nicht um ihm meine Gefühle zu sagen, sondern einfach, dass wir uns wieder vertrugen. Ich hielt es nicht mehr länger aus, ihn jeden Tag so zu behandeln als würden wir uns nicht kennen, denn das war nicht die Wahrheit. Ich kannte William mittlerweile so gut wie kaum jemand anderen.

Ich war noch nie so glücklich in der Gegenwart von einem Freund gewesen, obwohl, so wie Freunde verhielten wir uns teilweise nicht, da war irgendwie mehr. Wie auch immer, ich wusste, dass er heute Fußball Training hatte. Ich könnte danach einfach auf ihn warten. Dann könnten wir reden und es würde hoffentlich wieder so, wie vorher werden.

William's POV:

Der Himmel verfärbte sich in eine rosa-blaue Leinwand. Allerdings hielt es nur für ein paar Minuten an, die einem vorkommen mussten wie 10 Sekunden. So schnell wie sie gekommen war, so schnell verschwand sie auch wieder hinter grauen wolken und die Welt verwandelte sich wieder in eine depressive...

Noch nie fühlte ich mich so einsam mit meinen Gedanken,Gefühlen und Erinnerungen. Ich fühlte mich allein... allein. Alleine. Diese Stimmung passte zum Herbst, trotzdem erstarb in diesem Moment vieles in mir. 

Ich wollte, dass er neben mir ging, meine Hand hielt und nie wieder loslassen würde... dass er mich verstehen würde. Er hatte mich fröhlicher gemacht, als jeder andere Mensch. Immer wenn ich an ihn dachte, hellte sich meine Miene und Stimmung sofort auf (als ob ich das ihm jemals sagen würde...). Doch er war nicht hier, jetzt, wo ich ihn am meisten brauchte. Das war kein Vorwurf an ihn, keinesfalls...

Ich bog in die nächste Seitenstraße und entdeckte eine Silhouette, die ich auch in 1000 Metern Entfernung erkannt hätte. Da es aber schon dunkler war, vertraute ich nicht auf meine Augen. Es musste eine Einbildung sein...

"Pierre..?", fragte ich etwas zu laut. Die Gestalt drehte sich um. Ich hatte gar nicht bemerkt, dass ich mich hinter einem Strauch zusammengekauert hatte. Meine Beine und meine Stimme gehorchten mir nicht...!? Pierre... mein Herzschlag beschleunigte sich. WAS PASSIERTE GERADE??? Hatte ich einen Schlaganfall oder was? Pierre stand immer noch da... Einerseits wollte ich, dass er einfach nur verschwindet, andererseits wollte ich ihm um die Arme fallen, damit er nicht geht. Mir kam es so vor, als ob die Zeit still stünde. So verharrte ich auf dem Boden hinter dem Strauch bis ich Pierre's Schritte hörte, die irgendwann in der Ferne verstummten. Ich hörte meinen Atem und meinen Herzschlag. Pierre war fort, einfach weg. 

Scheiße William, geh ihm nach er ist dein bester Fre- nein, das klang nicht richtig, nicht mehr. Er war kein Freund... war er nie gewesen. Seit der Szene im Geschäft, ich t0p er b0tt0m, sah ich ihn nicht mehr als Kumpel an, sondern als viel mehr. Deshalb hatte es auch so weh getan, als er mich ,,verlassen” hatte... 

Ich konnte ihn nicht gehen lassen, ich musste ihn zurückgewinnen.

,,PIERRE!”, schrie ich in die Dämmerung. ,,PIERRE!!”, ich rannte los, ohne einen Plan wohin. Ich würde für immer nach ihm suchen, selbst wenn es die ganze Nacht dauern würde. Er war es wert.

Pierre's POV:

Ich lief die Straße zum Fußball Feld entlang, konnte aber als ich ankam niemanden sehen. Ich wartete dort eine Gefühlte Ewigkeit, aber es passierte nichts, William war nirgends zu sehen. Etwas enttäuscht drehte ich mich um und lief die Straße zurück. Ich hatte gehofft William zu sehen und mit ihm reden zu können aber anscheinend hatte ich mich getäuscht. Ich hatte schon die Hälfte der Straße hinter mir, als ich plötzlich meinte, meinen Namen zu hören. Ich drehte schnell um, konnte aber niemanden sehen. Verwundert und nun etwas langsamer lief ich die Straße weiter entlang. Seltsam, hatte ich mir das nur eingebildet? Dafür war es mir irgendwie zu real vorgekommen.

Ich lief gerade an einem Baum vorbei, unter dem eine Bank stand, als ich plötzlich schnelle Schritte hinter mir hörte. Ich drehte mich um und konnte nur sehen, dass sich eine Gestalt mir langsam näherte. Wer genau konnte ich noch nicht feststellen da es bereits dämmerte. Ich wollte gerade weiter gehen, als ich erneut meinen Namen hörte. Diesmal war ich mir aber absolut sicher, dass es keine Einbildung war, denn ich erkannte die Stimme.

„William?“, fragte ich überrascht. „Pierre, ich…“ Weiter kam er nicht, da ich ehe ich überhaupt realisierte was ich hier tat ihn umarmte. Er schien überrascht aber legte, nach nur kurzem Zögern ebenfalls seine Arme um mich. Dieser Moment war so unwirklich. William und ich unter diesem Baum, wie wir uns einfach nur umarmen.

Nach einer kurzen Zeit des Schweigens fing ich langsam an zu sprechen, wobei ich ihn aber nicht losließ: „Es tut mir Leid, dass ich so ausgerastet bin. Ich wollte dich nicht anschreien, es tat nur so unglaublich weh dich mit dieser Bitch zu sehen, da sie dir anscheinend wichtiger ist als ich.“ Bei diesen Worten schaute William überrascht auf „Von wem redest du?“ ,,Diese Bitch mit der du einkaufen warst, weshalb du keine Zeit für mich hattest.“

William schien nun zu verstehen, wen ich meinte und fing auch noch leicht an zu lächeln. Es versetzte mir erneut einen Stich ins Herz, dass er wegen ihr lächelt. Er schaute mich jetzt direkt an „Pierre, das ist meine Cousine, sie ist nicht oft da, weshalb ich dir gesagt habe, ich hab keine Zeit. Sie ist mir aber nicht wichtiger als du.“ Ich brauchte einen Moment, ehe ich realisierte, was er gerade gesagt hatte.

Sie war gar nicht seine Freundin und ich hatte mir diese Gedanken umsonst gemacht. Ich wusste nicht was ich sonst hätte tun können in diesem Moment, weshalb ich William noch mehr an mich drückte. Ich spürte, wie er leicht lächelte und in diesem Moment wurde mir bewusst, dass mich nichts glücklicher machte als er. In diesem Moment realisierte ich, dass ich mich in ihn verliebt hatte.


P und W (BxB)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt