Kapitel 5

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„Lischen, hast du auch sicher alles, was du brauchst?" fragt Ella aufgeregt.

„Ja, Ella, alles doppelt und dreifach geprüft." schmunzelnd ziehe ich den Reißverschluss meines Koffers zu.

Kaum habe ich meinen Koffer neben die Reisetasche gestellt, drehe ich mich zu Ella um. Sie hat Tränen in den Augen und sieht so unglücklich aus.

„Ella, ich komme dich in den Semesterferien besuchen, versprochen. Die Flugtickets habe ich quasi schon gekauft" versuche ich die Stimmung zu heben.

„Ich freu mich so sehr für dich. Du kommst deinem Traum ein Stück näher und niemand hat es so sehr verdient, wie du" Ella kommt auf mich zu und umarmt mich. „Und jetzt habe ich genug geheult, wir müssen zum Flughafen" mit diesen Worten schnappt sie sich den Koffer und geht Richtung Haustür.

Heute ist es also soweit. Ich steige in ein paar Stunden in das Flugzeug, dass mich Richtung Australien bringt. Dort habe ich in Brisbane einen Platz an der Griffith University bekommen und werde in ein paar Wochen mein Studium beginnen. Dann bin ich hoffentlich in ein paar Jahren Biologin. Das ist das, was von meinem alten Leben geblieben ist. Ich wollte schon immer Biologie studieren, jetzt ist es soweit.

Das Leben bei Ella auf dem Hof hat mich gestärkt und ich bin wieder fröhlich und voller Lebensmut. Die Zeit meines Blackouts liegt gefühlt in weiter Ferne und ich bin mir sicher, dass ich jetzt auch bereit bin neue Freundschaften zu schließen. Da gehört zu einem normalen Leben dazu und ich will ein normales Leben. Mit allem, was dazu gehört.

Und mit etwas Glück treffe ich vielleicht auch jemanden der mein Herz so berührt, wie es Philipp getan hat und eigentlich auch immer noch tut. Meine erste große Liebe, die ich so lange nicht gesehen habe und die so schnell vorbei war.

„Lischen? Du musst zum CheckIn, komm" holt mich Ella aus meinem Gedanken.

„Ja, auf geht's. Ich hab heute Nacht eine WhatsApp von Ryder bekommen, der will mich am Flughafen einsammeln" erzähle ich Ella, weil ich grad dran denke. Ryder wird in Brisbane einer meiner Mitbewohner in der Wohnung im Wohnheim sein. Mit ihm habe ich schon einige Wochen Kontakt und er macht einen wirklich netten Eindruck. Das könnte also der erste Freund in meinem neuen Lebensabschnitts sein, aber ich lasse es auf mich zu kommen.

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Viele Stunden später habe ich in Brisbane meine Gepäckstücke von Gepäckband gehoben und die lästige Passkontrolle hinter mir gelassen und in der Ankunftshalle steht tatsächlich ein Typ und hält ein Schild mit meinem Namen hoch.

Ich laufe auf ihn zu und kann mir ein Lachen nicht verkneifen. Auf dem Plakat sind kleine bunte Herzchen aufgemalt und Ryder hält einen kleines Koala Stofftier im Arm.

„Sweetie, welcome down under!" sagt Ryder, umarmt mich und ich fühle mich endlich frei.


Schicksalsschlag-SahneWo Geschichten leben. Entdecke jetzt