Als Dream beginnt Hoffnung zu schöpfen, sendet er eine Einladung raus.
———
Unter der violetten Morgeluft, werden rote Ampeln leise grün. Die Straße ist ruhig und leer, mit losem Asphalt geteert. Die blauen Ziffern auf Dreams Autoradio zeigen 07:04 an.
Das Auto erschaudert, als es über die Kreuzung schießt.
Er weiß nicht, wie lange er schon fährt; es war noch dunkel, als er die Auffahrt hinuntergestolpert und sich auf den Fahrersitz fallen gelassen hat. Jetzt verwandelt die aufegehende Sonne die Wolken über ihn in sanfte, pinke Streifen. Je länger die Zeit vergeht, deste mehr treten vereinzelte Autos seinem stetigen Weg über die kargen Straßen bei.
Dream krampft seine Hände um das lederne Lenkrand. Er hat sich so lange in seinem dunklen Raum auf dem Bett umhergeworfen, jedes einzelne Wort von George, das er in ihrer gesamten Freundschaft gesagt hat, überdenkend, bis er davon weg musste. Er musste. Irgendwo, egal wo, weg von seinem Computer und digitalem Leben und seinem bescheuerrtem Wahnsinn.
Für die erste Stunde war er ziellos umhergefahren, aber als er sich auf einen Ort festgelegt hat, gab es kein Zurück mehr.
Sein Handy gibt ihm leise den Weg an.
Er versucht die tief sitzende Scham zu ignorieren die an ihm nagt, wenn immer sein Auto sich verlangsamt. Die gehauchten Worte die aus seinem Mund gefallen waren, finden immer wieder ihren Weg zurück in seinen Kopf—warum, warum, hat er sich letzte Nacht nicht selbst gestoppt? Er wurde von Hormonen überschwemmt, die ihm das Gefühl gaben, wieder 13 zu sein, verzweifelt den Suchverlauf auf dem Laptop seiner Mutter löschend, bevor diese nach Hause kam.
Sein Fuß drückt energisch auf das Gaspedal. Selbstbeherrschung ist das, was er jetzt braucht.
Er dreht sich um, als der sandige Horizont in Blickweite kommt. Zählt impulsives Fahren durch den Staat mit gefährlich niedrigem Treibstoff als Selbstbeherrschung?
Er hält an und steigt aus. Die Schlüssel klimpern leise in seiner Hand, während er seinen Hoodie schlaff in der anderen trägt. Eine Brise streift sanft seinen Nacken, trägt Salzwasser und Nostalgie mit sich.
Er geht in den Sand.
Es ist 13 Jahre her, seit er das letzte Mal in wachem Zustand hier war, und die Lagune sieht anders aus, als er sie in Erinnerung hat. Das düstere Wasser hat jetzt einen stumpfen Grüntön und das Ufer ist gesäumt von Strandstühlen und Mülleimern. Er schaut auf seine Schuhe, die einen abgebrannten Zigarettenstummel in den Grund drücken. Ein seltsames Gefühl kriecht seinen Rücken hinunter: Leere? Abschluss? Er kann es nicht sagen.
Er überquert leise den Strand, tritt über kleine Dünen und Krabbenschalen, erinnert sich an die aufgeregten Schreie und sorglosen Spiele von denen er als Kind umgeben war. Das Gefühl einer warmen Hand in seiner, die sanfte Stimme seiner Mutter. Sonnencreme, Einmachgläser, Quallenjagd.
Er lässt sich auf den Sand nieder. Wann ist dieser Ort so hässlich geworden? In der wachen Welt und seinem Herzen?
Es ist schön, hat George in seinem Traum gesagt.
Deinetwegen.
Die frühe Morgensonne steigt in vorsichtiger Anmut über den Horizont. Dream streift instinktiv seine Finger über Nase und Mund. Seine Haut ist weich, und trotzdem unantastbar. Er fühlt einen dumpfen Schmerz in seinem Brustkorb—wie lange war er schon so alleine?
Er hebt seinen Kopf und guckt zurück auf den Rand der sich wiegenden Bäume.
Ist dies der Ort, an dem er sich zum letzten Mal Ganz gefühlt hat?
DU LIEST GERADE
Heat Waves - Deutsch
FanfictionDream hatte schon immer eine leichte Bewunderung für George gehalten, aber als ihre Freundschaft in seinen schlafenden Verstand kriecht, erwacht er in einer neuen Welt aus zwiespältigen Emotionen und Verlangen. Verloren inmitten einer Hitzewelle, hö...