Federn

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In seiner Isolation von George, sucht Dream Hilfe von einem Freund auf.

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Die Türklinke aus Messing fühlt sich kalt unter Dreams Fingern an, als er die Tür leise hinter sich schließt. Die Wände des Gästezimmers treten in seinen Blick. Als er seine Knöchel gegen die Farbe drückt, breiten sich schimmernde Wellen aus, die von Ecke zu Ecke springen.

Er neigt seinen Kopf um es zu begutachten. Warum bin ich nochmal hierhin gekommen?

"Es ist sauberer, als erwartet", tönt eine Stimme von der anderen Seite des Zimmers.

Dream tritt einen blinden Schritt auf das Geräusch zu und seine Zehen berühren einen schwarzen Koffer, der auf dem weißen Teppich liegt.

"Ja klar, ich bin doch kein schlechter Gastgeber", hört er sich selbst antworten, die Worte fallen ohne irgendeine Intention aus seinem Mund.

Ein vertrautes, freundliches Lachen. "Das werde ich beurteilen"

Dream schaut auf. "Komm schon George. Glaub an mich"

George sitzt auf seinem Bett, und bückt sich, um die Schleife an seinen Schuhen zu lösen. Der Stoff der Decke unter ihm ist mit Sternen und violettem Himmelsstaub bedeckt.

"Hast du gesaugt, bevor ich gekommen bin?", fragt George.

Dream öffnet seinen Mund um zu antworten, aber fasst plötzlich in dunkle Leere, wo Erinnerungen aus ihm strömen. Die Zeit stürzt hinter seinen Lidern zusammen.

Er starrt George an. "Wann bist du hier hergekommen?"

"Hm?" George streift seine Sneaker ab. "Ich bin vorhin gelandet"

Dream tritt vorsichtig über den Koffer, näher kommend. "Bist du?"

George sieht zu ihm auf. Sein Haar ist sauber und dunkel, einzelne Haarsträhnen so weich, dass Dream sich fragt, ob sie sich wie Federn unter seiner Berührung anfühlen würden. Die langen Ärmel sind zu seinen Oberarmen hochgeschoben und legen die blasse Haut seiner Handgelenke frei. In seinem Schoß, balanciert leicht auf seinen Oberschenkeln, liegt ein Messer, der Griff aus Leder und Eisen.

"Bist du nicht", antwortet Dream sich selbst sacht. Er lässt sich neben George nieder und guckt zu, als dieser sein Messer auf den Boden legt. "Das... das ist nicht echt, oder?"

Georges Bewegung hält für einen Moment inne und er dreht sich zögernd zu Dream um.

"Kann es aber sein, wenn du willst", sagt George leise.

Dream schaut weg und sieht die flüssige Wand vor ihnen an. Er weiß nicht genau, was seine Glieder so paralysiert—die Lücke zwischen ihnen, sein steigender Herzschritt, oder wie er es nicht schafft, George ohne zu zerbrechen in die Augen zu gucken.

"Ich glaube, so funktioniert das nicht", murmelt Dream.

"Was meinst du?"

Ein schiefes Grinsen schleicht sich auf sein Gesicht. "Ich wollte schon oft Sachen, die nicht echt waren"

George legt eine beruhigende Hand auf seine Schulter. "Und jetzt?"

Die Berührung überträgt Wärme durch sein T-Shirt auf seine Haut. "Ich wollte noch nie so etwas wie dich"

"Etwas wie mich, aha", sagt George und Dream erkennt am Klang, dass er grinst.

"Du bist so selbstgefällig", neckt er leicht und streckt seine Hand nach Georges Fingern aus, "und hinterhältig"

George drückt belustigt Dreams Hand. "Warum bin ich hinterhältig?"

Dream hebt endlich seine Augen um die Georges zu treffen, schluckt, als er in die einschüchterne, braune Dunkelheit seiner Augen fällt. Die Ränder des Raumes verschwimmen. Er kann sein Herz in den Wänden schlagen hören.

Heat Waves - DeutschWo Geschichten leben. Entdecke jetzt