Lass mich dir von dem ersten Mal erzählen, als ich dich gesehen habe.
An diesem ersten Tag in meinem persönlichen Gefängnis, wie ich es auch gerne nenne, war das Fenster dunkel. Hätte ich genauer hingesehen, hätte ich dich wahrscheinlich schlafen gesehen, aber damals nahm ich noch an es würde die Welt außerhalb zeigen, wie ein normales Fenster. Ich weiß nicht mehr, wie ich in diesen Raum gekommen war, ich wachte einfach auf und war hier.
Ich glaube ich wurde hierhergebracht, weil ich bestraft werden sollte für das was ich früher getan hatte. Ich wurde gezwungen in einem Raum gefangen zu sein, in dem die einzige Unterhaltung daraus besteht, einem Mädchen in ihrem Alltag zuzusehen. Das kann doch nichts anderes sein als eine grausame Strafe für meine Vergangenheit. Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich dir über mein altes Ich erzählen werde, oder überhaupt erzählen kann, ob ich es über mich bringe, dir, der Person, die ich nun so gut kenne, als wären wir zusammen aufgewachsen, diese schreckliche Seite meines Ichs zu zeigen.
Aber kommen wir zurück zu dir. Nachdem ich versucht hatte dieses Fenster, was meiner Meinung nach die Nacht außerhalb dieses Raumes zeigt, auf alle erdenklichen Weisen zu zerbrechen und dabei kläglich scheiterte, war ich so erschöpft, dass ich auf dem Boden eingeschlafen war. Als ich aufwachte, war das Zimmer lichtdurchflutet.
Anstelle eines hellen Tages außerhalb des Fensters erwartete mich jedoch etwas ganz anderes, nämlich du. Du saßt auf einem bequemen Sessel mit einem Buch in der Hand und last. Ich beobachtete dein wunderschönes Gesicht, wie du leicht die Stirn, während des Lesens runzeltest und wie du komplett vertieft warst in diese Geschichte. Ich analysierte jedes Detail deiner Mimik, trotzdem verstand ich dich nicht. Du tatst so als würdest du mich nicht sehen, egal wie hart ich gegen das Fenster klopfte und hämmerte. Du zucktest nicht einmal mit der Wimper und allmählich begann ich zu verstehen, dass ich zwar durch dieses Fenster auf die andere Seite blicken konnte, du jedoch nicht. Ich wusste nicht einmal, ob du überhaupt dieses Fenster siehst, ob ich überhaupt neben dem Raum war, indem du da sahst und in aller Ruhe last.
Nachdem ich dich den ganzen Tag beobachtet hatte, begann ich zu verstehen. Ich begann zu verstehen, dass dieses Fenster ein Art imaginäres Fenster zu sein scheint. Egal wo du dich hinbewegtest, bewegte sich auch dieses Fenster mit und somit auch ich.
Und als ich dies realisierte, begann ich dich zu hassen. Ich hasste dich abgrundtief dafür, dass du der Grund dafür warst, dass ich hier gefangen war und noch immer bin. Ich weiß nicht, ob du der Hauptgrund bist, ob du die Fäden ziehst, aber du musst etwas mit diesem Unglück, mit meinem Unglück zu tun haben. Vielleicht bist du ja wirklich unschuldig und kennst mich nicht einmal, aber du bist hier, Tag für Tag und quälst mich. Du zwingst mich dir zuzuschauen bei dem was du tust, wie du lachst, wie du schläfst, wie du Freunde triffst, wie du liest...
Ich weiß, ich könnte einfach wegsehen, ich muss dir nicht zusehen, aber was gibt es sonst anderes zu tun in diesen 1, 2, 3, 4 Wänden?
Ich hasste es, wenn du glücklich warst, ich hasste es, wenn du friedlich schlafen konntest, ich hasste es, wenn du fröhlich vor dich hin summtest. Ich hasste es, weil ich nicht glücklich war, weil ich nicht friedlich auf diesem harten erbarmungslosen Boden schlafen konnte, weil ich nicht gut genug gelaunt war, um zu summen, weil mir mein Leben genommen wurde. Weißt du wie lange ich schon hier bin? Hast du überhaupt eine Ahnung wie lange ich dich kenne, wie lange du mich schon ignorierst, wie lange ich schon mit niemandem geredet habe?
Ich weiß es auch nicht, ich habe nach einer Weile aufgehört die Tage zu zählen, aber ich weiß, dass es mindestens schon drei Jahre sind. Drei Jahre, in denen ich dieses Notizbuch nicht beachtete, weil ich nicht tun wollte, was auf dem Titel steht.
-Think-
Ich wollte nicht darüber nachdenken was war, was ist, oder was sein wird. Ich muss zugeben ich war ein Ignorant, aber nun, da ich endlich nachdenke, weiß ich, dass ich neidisch bin, auf dich, dass ich wütend bin, auf dich, dass ich so unfassbar sauer bin auf dich, denn
ICH HASSE DICH!
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Think
RandomDieses Buch ist ein Notizbuch, welches aus einem ganz bestimmten Grund bei dir gelandet ist, denn es ist für dich. Doch von wem stammt es? Lerne die Person hinter dem Büchlein kennen und lerne, dass sie dich schon lange kennt und beobachtet. Eines...