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Ich konnte nicht mehr denken. Meine Wahrnehmungen waren ausgeschaltet, weshalb ich erst gar nicht realisierte, dass ich aufgehört hatte zu fallen.

Mein Herz raste und ich traute mich nicht, meine Augen zu öffnen. Ich tat es letztendlich trotzdem.
Ich war nicht auf dem Boden aufgekommen, sondern hing mitten im Aufzugschacht.
Langsam wanderte mein Blick meinen Arm nach oben entlang.

Ein Spinnennetz umschloss meine Hand und hinderte mich daran, dem Boden näher zu kommen.

Spider-Man?

Tatsächlich. Ich atmete aus. Er war gekommen. Er war im letzten Moment da gewesen und hatte mich vor dem Aufkommen bewahrt.

Ich war immer noch wie erstarrt, als er mich nach oben zog.
Als ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen hatte, wurde ich gleich umringt. Ich allerdings konnte mich kaum auf den Beinen halten.
Alle redeten auf mich ein, fragten mich ob es mir gut ging, doch ich konnte ihre Stimmen nur dumpf wahrnehmen.

Ich konnte immer noch nicht richtig atmen und realisierte auch erst jetzt, was überhaupt passiert war.

Ich hätte sterben können!

Und das alles nur, weil mein blödes Gehirn nicht funktioniert hatte. Ich hätte handeln sollen. Ich hatte in der Panik meinen Anzug, welcher auf meine Mikrotransponder kalibriert war, komplett vergessen.

Wie sollte ich jemals ein Avenger werden, wenn ich nicht einmal in solchen Situationen handeln konnte?

Dad hatte Recht. Ich war noch nicht so weit. Ich konnte mit so etwas noch nicht umgehen. Ich war noch ein Kind.

Ich spürte, wie mir die Tränen über die Wangen liefen und ich presste meine zitternde Hand auf meinen Mund, um nicht so laut zu schluchzen.
Ich wollte hier raus!

Ich stürmte durch die Menschenmenge, welche Spider-Man und mich umgab, und verließ das Gebäude so schnell ich konnte.

Ich sah MJ, welche von zwei Sicherheitskräften daran gehindert wurde, das Monument zu betreten und rannte, mit durch Tränen verschwommener Sicht, auf sie zu.
Die Sicherheitsleute wichen zur Seite und MJ schloss mich erleichtert in die Arme.

Ich war froh, dass sie in dem Moment weder etwas sagte noch mich irgendetwas fragte, denn ich hatte im Moment keine Kraft um auf so etwas zu reagieren.

~

Es dauerte nicht lange, da kamen auch schon Sanitäter, Polizisten und Feuerwehrmänner sowie Reporter an dem Monument an.
Die Leute, die sich im Aufzug befanden, wurden zu einzelnen Krankenwägen gebracht, um dort untersucht zu werden.

Bei mir allerdings bahnten sich, obwohl ich eher abseits vom Geschehen stand, rücksichtslose Interviewer mit Kameras an, die ich allerdings aufs Äußerste vermeiden musste. Ich schaute mich Hilfe suchend nach MJ um, welche gerade selbst mit Fragen bombardiert wurde.
Ich wurde schon wieder panisch und suchte nach einer Möglichkeit mich vor den Kameras zu schützen.

Ich war kurz davor mich einfach umzudrehen und wegzurennen, damit ja keine Aufnahmen von mir gemacht wurden, als sich plötzlich ein Mann zwischen mich und die Reporter stellte.

„Entschuldigen Sie, aber diese junge Frau hat es verdient, erst einmal in Ruhe gelassen zu werden.", erklärte der Mann vor mir, welcher es nach ein paar Sekunden tatsächlich schaffte, die Reporter abzuwimmeln. Ich runzelte die Stirn.

Der Mann drehte sich nun endlich zu mir um und ich konnte erkennen, wer es war.
Ich atmete vor Freude aus.
Rhodey!

Ich konnte gar nicht beschreiben, wie froh ich gerade war, ihn zu sehen, weshalb ich ihn ohne nachzudenken umarmte.

„Ich habe gehört was passiert ist.", sagte er, als wir uns lösten. „Es tut mir so leid!"
„Ist schon okay, ist nicht weiter wild.", versuchte ich zu erklären und zwang mir ein Lächeln auf.
„Morgan, ich kenne dich schon zu lange, du kannst mich nicht anlügen. Es ist okay, in so einer Situation mal nicht stark zu sein."

‚Mal nicht stark sein', das war ja wohl passend. Ich war weder stark noch eine Stark gewesen.

„Du musst jetzt nichts sagen.", versicherte er mir. „Würdest du aber trotzdem mitkommen? Ich bin mir sicher, das du hier nicht bleiben willst und da ist jemand, der dich gerne sehen möchte."

Ich nickte und folgte ihm nur allzu gerne. Er hatte Recht, ich wollte so schnell wie möglich weg von hier.

Er führte mich ein paar Straßen weiter und blieb vor einem unscheinbaren Auto stehen, etwas zu unscheinbar, für meinen Geschmack. Es öffnete sich die Beifahrertür.

Wieder einmal stiegen mir Tränen in die Augen. Diesmal aber vor Erleichterung.

„Es ist alles gut, Schätzchen.", sagte mein Dad und ich wurde auch von ihm in die Arme genommen. Diese Umarmung hatte ich jetzt am allermeisten gebraucht. Er war hier.

„Dad, es tut mir so leid! Ich- ich-", ich brach ab. Der Schock wollte einfach nicht von meiner Seite weichen, weshalb ich wieder zu schluchzen anfing.

„Morgan.", sagte mein Dad ernst und sah mir in die Augen. „Du musst dich absolut für nichts entschuldigen! Was passiert ist, war doch nicht deine Schuld!"
„Aber ich habe nicht gehandelt. Ich habe dort oben nichts gemacht, was den anderen hätte helfen können!", sprach ich nur die Tatsache aus.
„Du hast nichts falsch gemacht. Du musst nicht gleich von Anfang an perfekt sein, Morgan."

Es war lieb von ihm, mich aufmuntern zu wollen, aber ich wusste, warum er hier war. Er wollte mich nach Hause holen, damit ich die Mission abbrach, da war ich mir sicher.

„Ich bin eine Versagerin, weiter nichts. Du brauchst die Wahrheit nicht schön zu reden.", sagte ich.
„Wenn du das von dir denkst, na schön. Aber willst du wissen, was ich denke? Ich denke, dass du einfach menschlich bist. Es ist nicht schlimm, Fehler zu machen. Es ist aber schlimm, wenn du jetzt aufgibst. Ich kenne das Gefühl, was du gerade hast. Ich hatte es selbst schon oft genug, aber aufzugeben ist keine Option. Ich möchte, dass du weiter machst, denn ich weiß, dass du mit jeden Rückschlag besser wirst."

Das hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Ich konnte nur lächeln. Ich liebte ihn so unglaublich, ich konnte ihm gar nicht widersprechen.

„Danke, Dad.", war das einzige, was ich herausbrachte.

„Du bist meine Tochter, also zeig es ihnen!", sagte er und küsste mich auf die Stirn.

„Du bist der Beste!", sagte ich glücklich. Ich war dank ihm wie ausgewechselt.

Wir hatten uns ausgiebig verabschiedet, da er leider wieder gehen musste. Ich war so froh gewesen, dass er gekommen war, auch nur für so kurze Zeit. Er hatte es geschafft, mich nur mit wenigen Worten wieder aufzubauen.

Er hatte Recht, dieser Fehler würde mir nicht noch einmal passieren. Ich würde achtsamer sein und meinen Verstand benutzen.

🕷

Tut mir leid, dass ich nicht früher weiter geschrieben habe, aber ich habe im Moment sehr wenig Zeit.
Seit ihr auch so gestresst wie ich?

Meinung?

in my mind ♪ Peter ParkerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt