Kapitel 2 - Nur geträumt

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Die Kaffeemaschine lärmte im Hintergrund, als Sylvia sich schlaftrunken im Bett wälzte

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Die Kaffeemaschine lärmte im Hintergrund, als Sylvia sich schlaftrunken im Bett wälzte. Von irgendwo her drang zudem noch ein nervtötendes Klingeln an ihr Ohr, aber das verstummte plötzlich wieder, also drehte sie sich um und sank wieder in ihr Kissen, bereit ins Land der Träume zurückzutauchen. Die watteweichen, strahlend weißen Wolken, die sie in ihrem Traum umgeben hatten, kitzelten sie noch immer förmlich an ihren Fingerspitzen. Es war, als müsse sie nur ihre Hände ausstrecken, um die fluffigen Gebilde zu berühren.

In dieser surrealen Wolkenlandschaft, die einem Gemälde von Magritte alle Ehre gemacht hätte, war sie einem unbekannten Mann begegnet, der, mit seinem Rücken zu ihr, immer tiefer in die flauschigen Wolkenberge hineingewandert war. Sein Gesicht war ihr verborgen geblieben, aber er hatte braune Haare, war groß und schlank, konnte also definitiv nicht Edgar sein, mit seinen tiefschwarzen Haaren und seinem muskulösen Körperbau.

Sie sollte sich wahrscheinlich schämen, erleichtert darüber zu sein, dass ihr Freund sie nicht auch noch bis in ihre Träume verfolgte, dass sie überhaupt von anderen, zudem noch mysteriösen Männern träumte. Die auftauchenden Schuldgefühle hatte sie aber gleich resolut beiseitegeschoben, schließlich hatte sie ihn sich ja nicht selbst ausgedacht, sondern ihr Gehirn hatte diesen Gedankenteppich, warum auch immer, für sie gewoben.

Dieser fremde Mann hatte sie fasziniert, mehr noch als die atemberaubende Wolkenlandschaft, die sich um sie herum schier endlos weit erstreckt hatte. Obwohl sie nur seinen Rücken hatte sehen können, hatte sie das Gefühl beschlichen, sie würde ihn kennen, als bestünde zwischen ihnen beiden eine Seelenverwandtschaft, ein wortloses Verstehen.

Als der Mann langsam immer tiefer in das Wolkengebirge eingetaucht war, hatte sie die Panik gepackt und sie hatte versucht, ihn einzuholen. Ihre bleischweren Beine hatten ihr jedoch den Dienst versagt, und so hatte sie hilflos zusehen müssen, wie seine Umrisse immer verschwommener wurden, um schließlich gänzlich in dem weißen Meer unterzugehen. Zu allem Überdruss hatte ihr dann auch noch das vermaledeite Küchengerät endgültig einen Strich durch die Rechnung gemacht und sie brutal und rücksichtslos aus ihrem Traum gerissen.

Sie kniff ihre Augen zusammen und versuchte, alle Umgebungsgeräusche auszublenden, aber das Rattern aus der Küche wurde unentwegt lauter. Es klang geradezu, als stünde die Kaffeemaschine kurz vor einer Explosion. Mit jedem weiteren Rumpeln und Knarzen brachen weitere Teile ihres Traumes ab, bis nur mehr klitzekleine Fragmente übrig waren, die sich nicht mehr wieder zu einem sinnvollen Ganzen zusammensetzen ließen.

Plötzlich kitzelte sie etwas am Ohr und eine Stimme murmelte: „Aufstehen, Prinzesschen, oder du verpasst noch deine eigene Vorlesung."

Sie drehte sich auf den Bauch und versuchte, die Decke über ihren Kopf zu ziehen, aber dann war ihre schützende Hülle auf einmal weg und Sylvia spürte, wie sich ein warmer Körper über sie beugte. Edgar und nicht der Mann ihrer Träume.

„Ich würd ja gern eine Morgenrunde einlegen", flüsterte er, während seine Hände langsam über ihren nackten Rücken runter zu ihrem Po wanderten. „Aber es ist schon sieben Uhr und wir müssen beide um acht an der Uni sein, also musst du jetzt aufstehen, vor allem, wenn du noch duschen und frühstücken willst." Er verpasste ihr einen Klaps auf eine Pobacke.

Entlieben - Wenn Herzen heilenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt