Kapitel 17 - Ein göttliches Plätzchen

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Seit sie vor einer guten halben Stunde ins Haus gegangen waren, hatte Armand sie umschwirrt wie eine Biene eine süß duftende Blume

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Seit sie vor einer guten halben Stunde ins Haus gegangen waren, hatte Armand sie umschwirrt wie eine Biene eine süß duftende Blume. Sie wusste nicht, ob das daran lag, dass er ein schlechtes Gewissen hatte, weil ihr an seiner Stelle seine Cousine zu Hilfe gekommen war, oder ob seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit noch andere Gründe hatte.

Jedenfalls hatte er ihren Koffer nach oben ins große Schlafzimmer geschleppt und darauf bestanden, dass sie das Zimmer als ihres betrachten solle und so lange bleiben könne, wie sie wolle. Ihr Protest verhallte ebenso ungehört wie ihre Beteuerungen, dass es nur für ein paar Tage wäre, längstens bis sie selbst eine Bleibe für sich gefunden hätte. Es schien geradezu so, als würde er die Hoffnung hegen, sie könnte es sich überlegen und dauerhaft hier bleiben. Nein, das bildete sie sich wahrscheinlich nur ein. Armand war einfach nur ein zuvorkommender und höflicher Gastgeber. Aber hatte er nicht zu ihr gesagt, dass er von jetzt ab „immer" für sie Zeit haben würde? Wie sollte sie das verstehen?

Ihr Herz klopfte etwas schneller, als sie die Sachen aus ihrem Koffer auspackte und in den Teil des Kastens räumte, den Armand für sie blitzschnell frei gemacht hatte. In ihrem Kopf herrschte noch immer ein heilloses Chaos und in ihrem Bauch rebellierten die Überreste des Frühstücks. Erst jetzt, als sie ihre Schminksachen in das zum Schlafzimmer zugehörige Badezimmer räumte, begann es ihr zu dämmern, dass mit Natalia irgendwas nicht ganz stimmen konnte. Sie arrangierte Zahnpasta, Hautcreme und Deo ordentlich nebeneinander auf der kleinen Ablage unter dem ovalen Spiegel, als ihr plötzlich wieder das eigenartige Licht auf Armands Brust einfiel, als er sie aus dem Fluss gerettet hatte.

Was, wenn beide irgendwelche Superkräfte hatten? Oder wenn sie nicht mal menschliche Wesen waren? Was, wenn sie irgendwelche finsteren Pläne mit ihr hatten und Edgar sich als das geringere Übel herausstellen sollte? Sie platzierte ihren Föhn und ihren Lieblingsmorgenmantel aus Seide in dem schmalen Schrank neben der altmodischen aber sehr dekorativen überdimensionierten Badewanne aus Emaille.

Was bildest du dir denn schon wieder ein? Wieso sollten die zwei keine Menschen sein? Sie sehen auf jeden Fall aus wie Menschen und Armand fühlt sich ganz sicher auch wie einer an, auch wenn er geradezu überirdisch attraktiv ist.

Sie grinste sich selber im Spiegel an bei dem Gedanken an Armand, seine strahlend blauen Augen und seine verwuschelten braunen Haare, in die sie nur zu gerne ihre Finger versenken wollte, aber das Lachen verging ihr beim Anblick der dunklen Schatten unter den Augen und ihrer Haut, die vom Weinen noch ganz rot gefleckt war.

Na, aber hallo. Wie siehst du denn aus? Zombie oder Geist? Oder beides? Wundert mich, dass Armand noch nicht Reißaus genommen hat. Wenn sein Geschmack bei Frauen nur ein wenig in Richtung Natalia geht, dann sind meine Chancen sowieso gleich null. Jetzt mach aber mal halblang, Sylvia. Du bist hier nur Gast, nichts weiter. Armand ist nur nett, sonst nichts.

Sie schrubbte sich erstmal rigoros das Gesicht mit eiskaltem Wasser, obwohl es sich anfühlte, als würden sich Eiswürfel in ihre Haut bohren, bürstete sich dann die Haare und legte einen Hauch von pfirsichfarbenem Lipgloss auf. Dann schlüpfte sie in ein bequemes lindgrünes T-Shirt und eine schwarze leicht glänzende Leggings, die ebenso bequem, aber auch figurbetont war. Edgar hatte immer anerkennend bemerkt, dass ihr Po darin zum Anbeißen aussähe. Sylvia verzog den Mund bei dem Gedanken an Edgar.

Entlieben - Wenn Herzen heilenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt