Kapitel 8 - Feuer und Flamme

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Eigentlich sollte er schon längst wieder am Weg zurück nach Wolkenstadt sein, denn er war nun definitiv schon mehr als ein paar Minuten abwesend

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Eigentlich sollte er schon längst wieder am Weg zurück nach Wolkenstadt sein, denn er war nun definitiv schon mehr als ein paar Minuten abwesend.

Eigentlich.

Doch er konnte sich nicht losreißen von der Frau, die hier, irgendwo auf der Erde, auf einer verlassenen Brücke neben ihm lag, und nun endlich ruhig und entspannt atmete. Fasziniert starrte er in ihr Gesicht, während seine Hand weiter über ihren Rücken strich. Ihr Brustkorb hob und senkte sich in regelmäßigen Abständen. Mit den Fingern seiner anderen Hand zog er vorsichtig ein paar nasse Haarsträhnen aus dem Kragen ihrer Jacke. Ihr Pferdeschwanz hatte sich in den turbulenten Fluten komplett aufgelöst und ihre Haare klebten wie weizenblondes Seegras an ihrem Kopf und Hals.

Menschen waren schon eigenartige Geschöpfe, so zerbrechlich und doch so unglaublich widerstandsfähig. Ein kleines Lächeln entglitt ihm, als er sich dabei ertappte, wie seine Fingerspitzen länger als nötig auf ihren Wangen verweilten. Ihre Haut war weich wie frisch gefallener Schnee.

Plötzlich fiel es ihm siedend heiß ein. Wenn er nicht wollte, dass sein frisch geretteter Mensch an Unterkühlung sterben würde, dann müsste er jetzt schleunigst für trockene Kleidung sorgen, oder wenigstens eine warme Decke. Er mochte zwar ein Gott sein, aber zaubern konnte er trotzdem nicht und hier mitten auf dieser verlassenen Brücke gab es weder das eine noch das andere. Er legte seinen Handrücken prüfend auf Sylvias Hals. Zu seiner Erleichterung war ihr Puls regelmäßig, ihre Temperatur jedoch näherte sich mit beunruhigender Geschwindigkeit der einer Marmorstatue an.

Er sollte wohl dafür sorgen, dass sie auf schnellstem Wege nach Hause käme, doch wenn er sich recht an die Details über ihr Leben erinnerte, dann war ihr Zuhause der letzte Ort, wo sie jetzt hinwollen würde. Ein Hotel vielleicht? Vorsichtig pflückte er ein Algenteil aus ihren Haaren. Nein, das würde ein falsches Signal setzen. Er wollte ja nicht den Eindruck erwecken, als wolle er ihre unglückliche Situation ausnutzen, um sie in ein Hotelzimmer abzuschleppen.

Während er mit einer Hand über sein nasses T-Shirt fuhr, das an seiner Brust klebte wie eine zweite Haut, kam ihm eine Idee.

Vielleicht könnte er sich ja kurz eines von den Quartieren, die ihnen für ihre diversen Missionen auf der Erde zu Verfügung standen, ausborgen. Es gab schließlich auf der ganzen Welt verstreut unzählige davon, unentdeckt von den Menschen. Das käme ihm in diesem Fall äußerst gelegen.

Er zog sein Smartphone aus der Hosentasche, welches dank der unerreicht göttlichen Bauweise sowohl seine Reise als auch das Wasser unbeschadet überstanden hatte, und bereits so viele entgangene Anrufe von Natalia anzeigte, dass seine Benachrichtigungen überquollen. Zu seiner Erleichterung hatte Mr. Z seine Abwesenheit anscheinend noch nicht bemerkt. Zumindest waren bis jetzt noch keine seiner typischen gebrüllten Sprachnachrichten zu sehen. Vielleicht hatte er ja Glück und er konnte noch ein wenig Zeit abzweigen. Er würde Sylvia in Sicherheit bringen und sich dann schleunigst auf den Rückweg machen.

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