Kapitel 4 - Doppelter Espresso

324 40 58
                                    

„Das ist jetzt aber nicht Ihr Ernst, oder?" Armand verspürte einen unbändigen Drang den marmornen Briefbeschwerer auf seinem Schreibtisch durch das breite Panoramafenster aus seinem Wolkenbüro zu schleudern

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

„Das ist jetzt aber nicht Ihr Ernst, oder?" Armand verspürte einen unbändigen Drang den marmornen Briefbeschwerer auf seinem Schreibtisch durch das breite Panoramafenster aus seinem Wolkenbüro zu schleudern. Lediglich die Tatsache, dass es hoch oben äußerst zugig war, wenn er ein paar Tage ohne Fenster auskommen müsste, hielt ihn davon ab.

Überstunden? Mit diesen Kopfschmerzen und dem Muskelkater? Der Alte hat sie ja wohl nicht mehr alle.

„Doch, natürlich ist das mein vollkommener Ernst. Ich mache niemals Scherze, Armand, schon gar nicht, wenn es um die Arbeit geht", tönte es ungerührt von dem großflächigen Bildschirm, der über seinem Schreibtisch schwebte und auf dem sein Boss Mr. Z formatfüllend zu sehen war. „Du magst der dienstälteste Gott hier in Wolkenstadt sein, aber das entbindet dich keineswegs von der Pflicht zu etwaigen Überstunden, sollte ich das für notwendig befinden."

Klar, dass er wieder mit dem ganzen Bla-Bla daherkommen muss. Als ob ich das Ganze nicht schon Millionen Mal gehört hätte.

„Was ist denn mit Esteban? Der träumt doch schon lange davon, endlich mal Leute verkuppeln zu können. Könnte der nicht mal kurzfristig für mich einspringen?"

Das himmlische Display mit der gestochen scharfen Auflösung, von der die Menschen nur träumen könnten, wüssten sie von dessen Existenz, zeigte ihm ganz genau, was Mr. Z von seinem Ansinnen hielt.

Nichts. Rein gar nichts.

Er hob eine seiner schneeweißen buschigen Augenbrauen, während sich beide Mundwinkel in seinem faltenfreien Gesicht simultan nach unten bewegten. „Komplett ausgeschlossen. Esteban hat nur Interesse, die Leute zum wilden Kopulieren zu bringen. Mit Liebe hat der nichts am Hut." Mr. Z seufzte und Armand wusste genau, was jetzt kommen würde. „Liebe und Lust sind zwar verwandt und gehen im besten Fall Hand in Hand, aber würde ich unserem Sexgott freie Hand lassen, so wäre die Erde bald eine gigantische Orgie. Es gäbe keine zarten Liebesbande, sondern heftiges, triebgesteuertes Gestöhne wohin man auch blicken würde."

Natalia wäre davon sicher begeistert. Armand konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.

„Aber ich hab doch für heute Abend schon was vor." Vielleicht konnte er ja wenigstens den einen Abend noch retten, wenn schon die nächsten im Eimer waren. Viel Hoffnung hatte er ja nicht, aber einen Versuch war es auf jeden Fall wert.

„Armand, bring mich nicht dazu, dir die Überstunden per Dekret zu verordnen. Das ist für uns beide nur unangenehm und unnötig. Du weißt, dass die Arbeit immer vorgeht, besonders in Zeiten wie diesen." Mr. Z faltete seine Hände auf dem durchsichtigen Glastisch, hinter dem er bei jedem offiziellen Telefonat Platz nahm, und richtete seinen stahlgrauen Augen auf Armand. „Jeden Frühling ist es das Gleiche mit den Menschen. Sie gehen raus, treffen andere Menschen und zack, schon ist es passiert. Auch wenn das mehr Arbeit für dich bedeutet, kannst du es dir nicht leisten, die Menschen zu enttäuschen. Die zählen auf dich."

Entlieben - Wenn Herzen heilenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt