Ich stand vor meinem geöffneten Kleiderschrank und starrte auf meine recht spärliche Auswahl an Bademoden herab. Wie von selbst wanderte mein Blick zu meinem Handy. Es war zu spät, um abzusagen, oder? Oder?
Ja, viel zu spät. Da musste ich durch. Allein schon wegen Duncan. Es ging nicht anders. Es war zu spät.
Jetzt stellte sich nur die Frage, ob meine Wahl auf den rosanen Badeanzug mit dem karoförmigen Rückenausschnitt oder auf den weißen Bikini mit dem grünen Blattmuster fiel. Verzweifelt raufte ich mir die Haare. Ich hatte ja ohnehin nicht vor zu schwimmen, aber in Alltagskleidung konnte ich nicht ins Schwimmbad gehen. Diese Regel machte mir einen gehörigen Strich durch die Rechnung. Von daher war es letztendlich auch egal, wie freizügig mein Outfit war. Die wichtigsten Stellen konnte es ohnehin nicht verbergen. Nach Minuten, in denen ich verzweifelte Laute ausgestoßen und mich frustriert auf meinem Bett gewälzt hatte, war ich kurz davor, in die nächste Modeboutique zu fahren, um nach einer Ganzkörper-Bademontur mitsamt Kopftuch zu suchen. Den anderen konnte ich ja erzählen, dass ich spontan zum Islam übergetreten war.
Resigniert seufzte ich auf. Das war auch keine Lösung. Zum einen, weil es problematisch werden würde, die Lüge aufrecht zu erhalten, und zum anderen, weil mir die Zeit davonlief. Mit fliegenden Fingern suchte ich die wichtigsten Sachen zusammen und packte das größte Badetuch, das ich finden konnte, in meine Tasche. Kurzerhand griff ich nach dem Bikini und warf den Badeanzug zurück in den Schrank. Alles war besser als rosa.
Helen hatte auch diesmal angeboten, mich mit ihrem Auto mitzunehmen. Heute schloss sich Jason unserer Fahrgemeinschaft an. Nach etwa zwanzig Minuten kam der Wagen zum Stehen. Das Schwimmbad lag etwas abseits von Brightfield, inmitten von Getreidefeldern und Streuobstwiesen. Die Weizenhalme beugten sich im Wind und leuchteten golden in der untergehenden Abendsonne. Hinter dem großen in Blau gehaltenen Gebäude ließen sich verschiedenfarbige Tunnelrutschen erkennen, die in einem Außenbecken mündeten. Unterschiedlich hohe Sprungtürme ragten wie silberne Strohhalme, die jemand abgeknickt hatte, in die Höhe. Vor dem Eingang, der in eine verglaste Wand eingelassen worden war, warteten bereits Catherine, JD und Duncan. Bei seinem Anblick hätte ich mich am liebsten mit dem Kopf im Handschuhfach versteckt.
Als ich dennoch zögernd aus dem Auto stieg, schlug mir sogleich eine Wolke des altbekannten Chlorgeruchs entgegen. Noch ein Grund, Schwimmbäder grundsätzlich zu meiden. Es konnte doch nicht gesund sein, sich inmitten eines von Chemikalien verseuchten Gewässers die Haut schrumpelig zu schwimmen. Von der körperlichen Anstrengung mal ganz abgesehen. Mittlerweile konnte ich Sport wirklich nichts mehr abgewinnen – was aber vielleicht auch einfach daran lag, dass meine Kondition derart nachgelassen hatte, dass jede Bewegung eine Masochistin aus mir machte.
Duncan begrüßte uns grinsend und Helen schloss Catherine sofort stürmisch in ihre Arme. Auf mich wirkte die hochgewachsene Blondine immer ein bisschen reserviert, aber mit mir verglichen war sie wohl der Inbegriff von Herzlichkeit.
»Und, Wasserratte?« Duncan gesellte sich zu mir und verschränkte die Arme im Nacken. Wie er so den Kopf zurücklegte und die Sonne ihm ins Gesicht schien, kam er mir auf einmal ziemlich unbeschwert und glücklich vor. Er war der beste Beweis dafür, dass Klischees veraltet und nicht nur Frauen von Stimmungsschwankungen betroffen waren.
Ich schnaubte.
»Weißt du schon, welche Rutsche du dir als erstes vorknöpfen wirst?«
»Gar keine.«
Mit gespielter Überraschung beugte er den Oberkörper nach hinten. »Was? Die kenne ich ja gar nicht. Gar keine muss ich auf der Webseite übersehen haben. Wie ist die so? Sehr schnell?«
Ich beschloss, das Spiel mitzuspielen. »Ja, die ist ziemlich heftig«, versicherte ich ihm. »Zeitweise geht es senkrecht hinunter und an manchen Stellen wird man für eine geschlagene Minute unter Wasser gedrückt. Deshalb ist sie auch erst ab sechzehn Jahren und ab einem Meter sechzig freigegeben.«
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The Curse - Das Spiel um Hass und Liebe
Paranormal• ᴡᴇɴɴ ᴅᴜ ɪʜɴ ʟɪᴇʙꜱᴛ, ᴡɪʀᴅ ᴅɪᴇ ᴡᴇʟᴛ ꜱɪᴄʜ ʜᴀꜱꜱᴇɴ. • Jules hat keine großen Erwartungen, als sie nach einem Jahr voller Turbulenzen einen Aushilfsjob im Café der Kleinstadt Gloamwood antritt. Doch schon in der Nacht nach ihrem ersten Arbeitstag ereilt...