Wachdienst 2

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Sorry, dass ich euch noch kurz vom lesen abhalte....aber vielen dank für die vielen votes und extrem netten komis :D

Alles war durcheinander! Doch das war nicht das Einzige, was mich unsicher werden ließ. Überall war Blut. Es war noch frisch. Das Blut klebte am Tisch, an den Stühlen, an einer Bettdecke und auf dem Boden. Angeekelt verzog ich das Gesicht.

,,Ruby?'', fragte ich aus Reflex. Doch es kam keine Antwort. Langsam lief ich in das Zimmer und schaute mich um. Meine Beine zitterten vor Aufregung und mein Herz raste. ,,Ist da jemand?'', fragte ich nun ängstlich, doch es kam keine Antwort. Also lief ich weiter in den Raum. Die Stühle waren umgeworfen und auch irgendein Bett war auf die Seite gekippt. Die Schranktür knarre laut. Geschockt drehte ich mich um, doch der Raum war leer. Ich schlich trotzdem zum Schrank und öffnete die Tür ganz. Mein Briefpapier war zerissen. Verzweifelt nahm ich die Fetzen heraus. Damit konnte ich Daniel keinen Brief mehr schreiben. Dann sah ich mein Schwert in dem Schrank. Schnell nahm ich es heraus und schnallte es um meine Hüfte. Ich hatte es schon ganz vergessen! Eilig drehte ich mich um und hörte ein Klatschen. Es hatte sich angehört, als ob jemand in eine Pfütze getreten war. Doch dann merkte ich, dass ICH diejenige war und das es keine normale Pfütze war. Mein Hose war schon mit einigen Blutflecken versehen. Schnell schaute ich um die Ecke, die hinter dem Schrank war und schlug mir die blutverschmierte Hand vor das Gesicht. Dort lag ein Mann und starrte mich an. Er starrte eher durch mich durch, denn er war nicht mehr am Leben. Panisch drehte ich mich um und rannte in den Flur. Wo waren die Anderen? 

Auf dem Weg in den riesigen Keller, riss ich jede Tür auf und schrie in das Zimmer, dass alle nach Unten sollten. Wäre es nicht in dieser Situation gewesen, dann hätte ich mich wahrscheinlich vor Lachen kaum auf den Beinen halten können. Die Blicke, als ich voll von Blut in das Zimmer kreischte und wieder verschwand waren hinreißend. Unten herrschte ein heilloses Durcheinander. Aber ich drängelte mich durch die Mengen und hielt nach meinen Freunden ausschau. Dann entdeckte ich so helle Haare, dass sie fast weiß wirkten und rannte los. ,,Lecon!'', schrie ich fröhlich. Er drehte sich um und wich zurück. Dann deutete er auf meine Sachen:,,Das ist bestimmt von dem Mann aus unserem Zimmer.'' Verblüfft nickte ich. Ein leichtes Lächeln erschien auf seinem Gesicht. ,,Wo sind die Anderen?'', fragte ich aufgeregt. Lecon deutete in eine ziemlich volle Ecke. Ich nickte und zusammen schlängelten wir uns durch die Jungen durch. Lecon entschuldigte sich jedes Mal, wenn er jemanden anstieß oder auch nur berührte. Und jedes Mal verdrehte ich die Augen. Endlich entdeckte ich die Anderen und hob meine Hand, um ihnen zu zeigen, wo ich mich befand. Als wir uns alle freudig begrüßt hatten zählte ich schnell durch. Mist! Liam war noch immer nicht da. ,,Hat einer Liam gesehen?'', fragte Whiro, als könnte er Gedanken lesen. ,,Er muss noch irgendwo da oben sein.'', meinte ich und zeigte mit meinem Finger auf die volle Treppe. ,,Ich dachte ihr hattet Wachdienst?'', fragte nun Ruby besorgt. ,,Ja, aber wir wurden auf dem Weg zu Rider getrennt.''

Plötzlich ertönte lautes Gebrüll und ich sah mich panisch um. Dann bemerkte ich erst, dass es Ritter waren, die versuchten für Ruhe zu sorgen. Als es endlich ruhiger wurde, sprach ein Ritter von einem Stuhl aus:,, Wie ihr bemerkt habt wurden wir angegriffen..'' ,,Wurden?'', flüsterte Salva hoffnungsvoll. ,,Oben sind die Meisten noch am Kämpfen. Wir haben beschlossen, dass alle erstmal mit in die Schutzburg kommen....die Schutzburg wurde einige Kilometer nördlich von der Akademie gebaut. Falls ich es vergesse: Niemand rennt jetzt in sein Zimmer und holt irgendwas! Verstanden?!'' 

Ich starrte verwirrt durch den Raum. Warum waren alle so in Panik verfallen und aus welchem Grund mussten wir sogar die Akademie verlassen? Den Anderen ging es so ähnlich, denn lautes Gemurmel breitete sich im Saal aus. Wir wurden alle in einen großen Gang geführt, der anscheinend eine Art Geheimgang sein sollte. Ich schaute zu den älteren Jungen. Ziemlich viele von ihnen musterten den Gang verwundert. Ich dachte sie hätten hier unten schon längere Zeit mit Training verbracht. War ihnen dieser Gang nicht aufgefallen? 

Ruby zog an meinem Ärmel, um mich nicht zu verlieren und redete dabei beruhigend auf Lecon ein, der völlig durcheinander war. Whiro ief neben mir und fragte mich aus, wann und wo ich Liam das letzte Mal gesehen hatte. Immer wieder erzählte ich ihm, dass wir in die Truppen hineingeraten sind und uns danach verloren hatten. Abwesend nickte er und fragte dann nochmal. Es war noch immer ein ziemliches Gedrängel im Gang, doch wenn man sich anstrengte konnte man schon die Tür in einiger Entfernung erkennen, die uns aus dem Gedrängel befreien würde. 

Schließlich kamen wir am Ende an und einige Jungen versuchten die großen Türen zu öffnen. Trotz allem musste ich leicht grinsen, als sie es nicht schafften. Doch dann kam die doppelte Menge dazu und langsam öffnete sie sich. Wieder fing das Getrampel an, als sich alle durch die kleine Öfnnung zwängen wollten. Plötzlich brach noch mehr Panik aus und ich schaute zurück in den Gang. Eine zierliche Person rannte auf uns zu und der panische Gesichtsausdruck verriet, dass es kein Scherz war. Es war auch ein Neuankömmling. Gerade als er so weit in unsere Nähe gekommen war, dass man ihn erkennen konnte schrie er laut und qualvoll auf und kippte dann vorwärts auf den Boden. Erst blieb es einige Sekunden still. Alle blickten auf den tiefschwarzen Pfeil in seinem Rücken, ehe wildes Gekreische und Gerenne anfing. ,,Ruby!'', schrie ich hysterisch, als ich zur Seite gerissen wurde. Plötzlich schoben mich Hände zu ihr zurück. Schnell drehte ich mich um und entdeckte Whiro. Dankend lächelte ich ihn an. Dann rannten wir alle weiter.

,,Alle die Waffen haben helfen beim Blocken!'', schrie jemand. In einer Reihe gingen Einige in den Gang zurück und zogen ihre Schwerter und Äxte. Langsam erkannte ich Schatten, die sich ziemlich schnell nährten. ,,Du hast auch eine Waffe! Los! Mach schon!'', meinte eine Stimme und schob mich unsanft zu den Anderen. Ich schaute verwirrt. Waffe? Dann blickte ich auf das Schwert, das ich mir im Zimmer umgehangen hatte und nahm es hektisch in die Hand. Und dann kamen auch schon die Angreifer. Sie trugen dunkle Rüstungen und wirbelten eindrucksvoll mit ihren Waffen durch die Luft, die aber in unterschiedlichen Farben im Licht der wenigen Fackeln glänzten. Als sie anfingen auf einige Jungen einzudreschen schluckte ich und starrte die riesigen Ritter an. Gegen so einen Ritter hatte ich keine Chance. Da war ich mir sicher. Also beschloss ich zu helfen. Oder sollte ich doch lieber wegrennen? Nervös schaute ich mich um und sah einen Jungen mit einem Ritter kämpfen. Beide waren ziemlich muskulös, doch der Ritter hatte anscheinend die Oberhand. Immer weiter drängte er den Jungen zurück. Lautes Klirren ertönte, als das Schwert des Jungen zu Boden fiel. Mit geweiteten Augen starrte der Junge zu dem Ritter. Mein Körper löste sich aus der Erstarrung und mit schnellen Schritten rannte ich durch die Menge. So schlecht war ich doch nicht im Schwertkampf! Nur weil ich gegen Vayur nicht gewonnen hatte, hieß es nicht, dass ich gegen alle verlieren würde. Der Ritter hob den Arm und holte rasch aus. In letzter Sekunde rannte ich dazwischen und hob mein eigenes Schwert an. Die Wucht traf mich unerwartet hart. Mein Arm schmerzte doll und mein Handgelenk wurde taub. Doch ich riss mein Schwert hoch und stellte mich in Kampfstellung. Der Ritter starrte mich ungläubig an und fing dann an zu lächeln. Anschließend hob er sein Schwert nochmal und holte aus. Ich schluckte. Doch eine Axt traf seinen Kopf mit voller Wucht und ließ ihn zur Seite schleudern. Ein hässliches Knacken ertönte und er fiel hart zu Boden. Ziemlich verwirrt blickte ich zu dem Axtwerfer. Es war irgendein trainierter Junge, der nun ein Schwert zog, mir zunickte und sich dann umdrehte, um den Nächsten anzugreifen. Rasch schnappte ich mir das Schwert von dem Jungen, drehte mich um und drückte es ihm in die Hand. Perplex stotterte er los:,, Dan..danke...'' Ich nickte grinsend und entschied einfach am Rand stehen zu bleiben. Doch ich sah mich gerade um, als ein Ritter mich musterte und auf mich zu stürmte. Aus Panik fing ich an zu zittern und beobachtete ihn. Dann kam mir ein Gedanke. Ich riss die Augen auf und ließ mich schreiend zur Seite fallen. Auf dem Boden angekommen hielt ich bewusst die Luft an. Der Ritter blieb zufrieden stehen und drehte sich wieder in eine andere Richtung. Er hatte eine komische Augenfarbe gehabt. Eine Mischung aus allen Farben. Erleichtert atmete ich aus, als niemand mich beachtete. 

Wenig später wurden die letzten Angreifer besiegt oder hatten die Flucht ergriffen. Einige Jungen sahen sich um. Der Junge, den ich gerettet hatte, schaute traurig zu mir. Ich grinste und sprang auf. Er schrie und sofort fuhren die Köpfer von einigen Kämpfern zu mir. Zerknirscht biss ich mir auf die Zähne und drehte mich ein wenig zur Seite. Ein Ächzen ertönte und die große Tür wurde wieder geöffnet. 

Und wie immer hoffe ich, dass euch das Kapitel gefallen hat :) 

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