Kapitel 10

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ICE:

,,Lorenzo Ramirez."

Nachdem er den Namen ausgesprochen hat, beende ich das Telefonat und sende ihm, wie versprochen, den Namen und den Aufenthaltsort von Amy Tellerway.

Lorenzo Ramirez. Dieser Name ist mir nicht bekannt und somit wartet eine Menge Arbeit auf mich. Bevor ich auch nur irgendwie handeln kann, muss genügend Hintergrundwissen vorhanden sein. Aber was will ich auch schon unternehmen? Es sind seine Angelegenheiten!

Interessant, wenn man bedenkt, dass er fast gestorben ist und das nur, weil der Stalker ihn als Konkurrenz gesehen hat.

Warum zum Teufel will ich eigentlich wissen, wer Lorenzo Ramirez ist? Ich meine, Agent Connor ist nur ein weiterer, unbedeutender und nervenaufregender Agent, der mir im Weg steht.

In meinem Inneren leuchten schon alle Alarmglocken und warnen mich, denn ich komme von meinem eigentlichen Plan ab.

Nicht zu vergessen, dass nicht nur er, sondern auch das gesamte FBI weiß, dass ICE eine Frau ist. Was ist nur in mich gefahren? Was ist eigentlich mit meinem eigentlichen Plan? Verdammt! Vater hat mich immer gelehrt, alles unter Kontrolle zu halten, doch mir entgleitet gerade die Kontrolle und ich habe nicht den blassen Schimmer, was der Grund dafür sein könnte.

Vater dreht sich wahrscheinlich gerade im Grab um und wäre er nicht schon tot, würde er mir eine saftige Ohrfeige verpassen, welche noch in Wochen zu sehen sein würde.

Warum habe ich gerade einen Kodex gebrochen?

Der Kodex, welcher besagt, dass keine kriminelle Person eine andere verpfeift. Habe ich aber nicht genau das gemacht? Den Standort von Amy Tellerway und den Namen ihres Entführers zu nennen hat genau diesen Kodex gebrochen.

Auch, wenn Frank Lorentino, schreckliche Dinge mit diesen Frauen anstellt, habe ich nicht das Recht mich in seine Angelegenheiten einzumischen.

Das Schlimmste, ich habe nicht nur den Kodex gebrochen, sondern habe nicht einmal von der neuen Erkenntnis über Agent Connor profitiert. Klar, ich habe etwas vom durchaus gutaussehenden Agent erfahren, doch dies sollte mich nicht im geringsten jucken.

Meine gesamte Luft stoße ich laut aus. Es ist Zeit, einen neuen Auftrag anzunehmen, welcher nicht im Geringsten mit dem FBI zu tun hat.

Möglicherweise wäre es für alle das Beste, wenn ich für eine Zeit die Stadt, oder sogar dieses Land verlasse, doch irgendetwas hält mich hier. Auch wenn ich nie meinem Bauchgefühl traue, sagt dieses mir, dass hier etwas auf mich wartet.

Aber ich sollte mich auf meinen eigentlichen Plan konzentrieren. In letzter Zeit bin ich mächtig davon abgekommen. Vater's Mörder dürfte jetzt schon ein paar Jahre auf dem Kasten haben und ich werde nicht zulassen, dass dieser an Altersschwäche krepiert.

Der Mörder, welcher meine ganze Welt einstürzen lassen hat, soll leiden, so wie ich in den darauffolgenden 10 Jahre gelitten habe.

Wenn mich eine Nacht wieder nicht einschlafen lässt, so füge ich der Folterliste einen Punkt hinzu. Eine Folterliste, welche ich am Mörder von Vater ausprobieren werde.

Unzählige Punkte zieren diese Liste und selbst wenn ich alle an ihm ausprobieren würde, wäre das nicht genug Schmerz.

Keine körperliche Folter der Welt könnte den Schmerz imitieren, welchen ich gespürt habe. Die leblose Leiche von Vater, am Boden. Am Boden meines vertrauten Heimes. Nach all den Jahren war ich nie mehr in diesem Haus und ich werde es wahrscheinlich auch nie wieder betreten.

Mit einer enormen Wucht fluten Erinnerungen durch meinen Körper. Gute Erinnerungen, sowie auch Schlechte. Nach all den Jahren überwiegen die guten Ereignisse, den Schlechten.

Ein eigenartiges Phänomen, wenn man bedenkt, dass die Schlechten unsere Psyche prägen und uns Menschen zu der Person formt, die wir in diesem Augenblick sind, doch die guten Erinnerungen bleiben stehts in unserem Gedächtnis. Grauenvolle Momente werden aus unserem Leben gestrichen.

Im Prinzip verarscht uns unser Gedächtnis. Man sagt, dass man niemanden vertrauen dürfe, doch keiner hat nur einen Gedanken daran verschwendet, dass auch wir uns selbst anlügen. Die Illusion ist ein sehr merkwürdiges Konzept.

Mein zehnjähriges ,ICH' hat oft davon geträumt, frei von den Fängen Vater's zu sein, doch mein jetziges ,ICH' wünscht sich häufig, dass Vater noch in seinem Bürosessel sitz und mir wichtige Ratschläge erteilt.

Klar, solch ein Leben ist nicht leicht, aber wenn ich jetzt an die darauffolgenden zehn Jahre zurückdenke, waren die Anfangsjahre nichts dergleichen.

Man sieht, ich schweife ab. Wenn ich einmal nicht weiß, wie es weiter gehen soll, dann gibt es nur eines, was mir hilft. Ein neuer Auftrag.

𝚄𝙽𝙲𝙾𝙽𝚃𝚁𝙾𝙻𝙻𝙰𝙱𝙻𝙴Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt