Kapitel 1

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Ich starrte stur gerade aus und suchte hoffnungsvoll nach einem Lichtblick, doch alles was meine glasigen, braungrünen Augen sahen, war eine kahle, weiße Wand.

Heiße Tränen rannten meine leichenblassen Wangen runter und brannten sich wie ein Mal auf meiner sonst so weichen Haut ein.
Ein beißender Geruch nach Desinfektionsmittel lag in der Luft.

Eine warme und starke Hand legte sich auf meine Schultern und ich hörte die sonst so vertraute, tiefe Stimme, die in den letzten Monaten immer fremder geworden war, doch ich hörte gar nicht richtig zu.

Nach einiger Zeit begriff ich was hier gerade passiert war und ich fuhr so plötzlich und schnell hoch, dass mir schummerig und letztlich schwarz vor Augen wurde.

Schwankend stürzte ich mich in die starken Armen meines besten Freundes, den ich seit einem Jahr nicht mehr gesehen habe, da er in Amerika studierte.

Dieser drehte mich behutsam zu ihm um. “Lewis”, hauchte ich ihm seinen Namen ins Gesicht.

“Hallo mein Sonnenschein”, entgegnete er und zum ersten Mal seit einer gefühlten Ewigkeit entlockte er mir ein Schmunzeln.
Wie ein strahlender Sonnenschein werde ich wohl gerade nicht aussehen.

“Ich habe dich vermisst”, verließ es leise meinen Mund und augenblicklich musste ich noch mehr weinen. Wie ein Wasserfall sprudelten meine salzigen Tränen ohne Pause aus mir heraus.

Auch Freudentränen, wenn es in meinem Zustand überhaupt noch möglich war dieses Gefühl zu empfinden.

Es folgte eine innige Umarmung bei der ich fast meine ganzen Sorgen vergaß. Er drückte mich sogar noch fester an seinen muskulösen Körper, als würde er meine Gedanken hören und wissen wie dringend ich diesen Halt benötigte.

Wir lösten uns langsam wieder voneinander. Meine kaputte Welt strömte wieder auf mich ein und damit alle Probleme, die sich in der letzten Zeit angesammelt hatten.

Mein Körper zitterte und ich spürte wie ich meine letzte Motorik über meinen Körper auch noch verlor. Das Einzige was mir gerade noch einen letzten Halt gab ohne Zusammenzubrechen waren die schönen smaragdgrünen Augen die mich fixierten.

Louis blonder Lockenschopf umrahmte sein markantes Gesicht, welches ein breites Lächeln trug.

Ich muss zugeben, er ist noch hübscher geworden.

Lewis war 23 Jahre alt und mein bester Freund seit Jahren. Um genauer zu sein seit meiner Geburt. Unsere Väter und Mütter waren sehr gut befreundet. Nein, ich muss mich verbessern.
Sie sind es gewesen und sie können es nie wieder sein, jedenfalls unsere Mütter nicht.

Lewis unterbrach meine Gedanken.  
“Es tut mir so unfassbar leid. Sie war eine tolle Frau”. Ein Wimmern huschte unkontrolliert aus meinem Mund.

Diesen ersten Satz hatte ich in der letzten halben Stunde so circa ein Dutzend Mal gehört. Mit einem Nicken gab ich ihm zu verstehen, dass ich sein Mitleid zur Kenntnis genommen habe.

Ein lautes Piepen und Stimmengewirr umgab uns und eine Krankenschwester rief:  “Bitte machen sie den Weg frei”. Wir quetschten uns schockiert platt an die Wand, sodass die Ärzte und Krankenschwestern mit einer Krankenliege und einer weiblichen Patientin darauf liegend, an uns vorbei konnten.

Die Patientin erinnerte mich irgendwie an meine Mutter, die vor einigen Stunden hier verstorben war. Seit ich den Anruf von meinem Vater heute morgen bekam und panisch ins Krankenhaus stürzte, verlor ich jegliches Zeitgefühl.

Mein Puls beruhigte sich wieder und ich spürte wieder diese Lehre in mir, als wenn heute an dem Todestag meiner Mutter ein Teil mit ihr starb.

Mein Blick suchte wieder das vertraute Gesicht von Lewis, der mich akribisch mustert. Ich verfolgte seinen Blick der meinem Körper entlang schweift.

Peinlich berührt bemerkte ich meine gepunktete Pyjama-Hose mit meinem fleckigen weißen Shirt, worüber ich einen khakigrünen, zu kleinen Parker trug. An meinen Füßen befanden sich offene Schnürboots. Was soll ich sagen, ich lag halt noch im Bett als der Anruf kam.

Er legte seine Hand seitlich an meinen Kopf und musste dabei aufpassen, dass er sich nicht in meinen filzigen, blonden Haaren verfängt.
Er streichelte mir die Wange und wischte mit seinen Fingern die restlichen Tränen von meinem Gesicht weg.

“ Hey, ich bin immer für dich da”.
Ich blickte ihn mit traurigen Hundeaugen an, bis mein Blick über seine Schulter streift und an meinem Vater hängen blieb. Er kam genau auf uns zu mit seinem zehnten Kaffee oder so.

Es zerrüttete mir innerlich erneut das Herz, wenn ich ihn so niedergeschlagen sah. Seine Augen weit aufgerissen beschleunigte er seine Schritte und lief weiter auf uns bzw. meinen besten Freund zu.

Herzlich nahmen sich die beiden Männer in die Arme. Schon immer gehörte Louis zu meiner engen Familie, deswegen sieht ihn mein Vater auch irgendwie als Sohn und ich als Bruder.

Nach einem kurzen Gespräch lud mein Vater ihn zum Essen ein und ich nickte zustimmend. Schlapp und ausgelaugt gingen wir alle langsam zu uns nach Hause.

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𝗛𝘂𝗵𝗵𝘂....𝗺𝗲𝗶𝗻 𝗲𝗿𝘀𝘁𝗲𝘀 𝗞𝗮𝗽𝗶𝘁𝗲𝗹 𝘃𝗼𝗻 𝗺𝗲𝗶𝗻𝗲𝗺 𝗲𝗿𝘀𝘁𝗲𝗻 𝗕𝘂𝗰𝗵 𝗶𝘀𝘁 𝗱𝗿𝗮𝘂ß𝗲𝗻. 𝗜𝗰𝗵 𝗵𝗼𝗳𝗳𝗲 𝗲𝘀 𝗴𝗲𝗳ä𝗹𝗹𝘁 𝗲𝘂𝗰𝗵. 𝗪𝗲𝗻𝗻 𝗻𝗶𝗰𝗵𝘁, 𝘀𝗰𝗵𝗿𝗲𝗶𝗯𝘁 𝗺𝗶𝗿 𝗴𝗲𝗿𝗻𝗲 𝗳ü𝗿 𝗸𝗼𝗻𝘀𝘁𝗿𝘂𝗸𝘁𝗶𝘃𝗲 𝗞𝗿𝗶𝘁𝗶𝗸 𝗲𝘁𝗰. 𝗛𝗲𝘂𝘁𝗲 𝘃𝗲𝗿ö𝗳𝗳𝗲𝗻𝘁𝗹𝗶𝗰𝗵𝗲 𝗶𝗰𝗵 𝗮𝘂𝗰𝗵 𝗻𝗼𝗰𝗵 𝘃𝗶𝗲𝗿 𝘄𝗲𝗶𝘁𝗲𝗿𝗲...𝗥𝗲𝗴𝗲𝗹𝗺äß𝗶𝗴𝗲 𝗨𝗽𝗱𝗮𝘁𝗲𝘀 𝘄𝗲𝗿𝗱𝗲𝗻 𝘄ö𝗰𝗵𝗲𝗻𝘁𝗹𝗶𝗰𝗵 𝗸𝗼𝗺𝗺𝗲𝗻. 𝗛𝗮𝗯 𝗲𝘂𝗰𝗵 𝗹𝗶𝗲𝗯, 𝗠𝗮𝗿𝗹𝗲𝗻𝗲♡♡♡♡♡

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