Soaring

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Hicks bewegte seinen Kopf zur Seite und gab einen erleichterten Laut von sich, als das Knacken in seinem Nacken ihn teilweise von den Schmerzen erlöste. Kopfschüttelnd setzte er seinen Kohlestift wieder an.

Drei Wochen waren vergangen, seit er zum Oberhaupt geworden war. Drei Wochen seit dem Tod seines Vaters.

Gedankenverloren blickte Hicks auf den Stapel an Blättern und Büchern, die er in seinem Arbeitszimmer entdeckt hatte und die nun seine Aufgabe waren. Nach einem Schneesturm vor einigen Tagen mussten die Schäden repariert werden, zudem war es Zeit für eine Bestandsaufnahme.

Wie viele Bewohner hatte Berk? Wie viele Drachen? Bei den Bewohnern war die Sache relativ klar, mit den Drachen hingegen musste man sich einige Zeit rumschlagen, da während der Zählung immer einige fehlten.

Hicks hatte Ohnezahn um Hilfe gebeten, der als Alpha alle Drachen zusammengetrieben hatte. Trotzdem war der größte Teil seines Tages auf die Angelegenheit draufgegangen.

Ein Krachen außerhalb seiner Hütte ließ das Oberhaupt aufblicken. Verwundert stand er auf und öffnete die Eingangstür. Dort entdeckte er Raffnuss und Taffnuss auf ihrem Drachen. Sie beide hielten Schilde in den Händen und schlugen mit ihren Hammern dagegen.

"Raff! Taff! Was mach ihr?" Verwundert, aber nicht sonderlich überrascht, lehnte Hicks sich an den Türrahmen und zog fragend seine Augenbrauen hoch.

"Wir holen dich aus deiner düsteren Hütte, was sonst?" "Ja, würden wir etwa einfach so auf unsere Schilde einhämmern?" "Absolut.", antwortete Hicks, was die Zwillinge geflissentlich ignorierten.

Nun landeten auch seine anderen Freunde mit ihren Drachen. "Oh, haben sie dich aus deiner Hütte bekommen? Ich habe doch gesagt, man braucht nur die Zwillinge schicken, dann wird er schon alarmiert genug sein." Rotzbacke stützte sich auf den Hörnern seines Drachens ab.

"Jeder, dem sein Leben etwas bedeutet, wäre alarmiert, wenn die Zwillinge plötzlich vor seinem Haus auftauchen und mit ihren Hammern schlagen würden.", entgegnete Fischbein. "Da hat er nicht Unrecht.", stimmte Astrid zu.

"Ignorieren die gerade unsere Präsenz und reden, als wären wir nicht hier?", fragte Taffnuss. "Ich glaube, genau das tun sie.", antwortete Raffnuss ihrem Bruder und warf dem Rest einen vorwurfsvollen Blick zu.

"Wo ist Ohnezahn?", fragte Fischbein. Hicks stieß sich vom Türrahmen ab und blickte durch das Dorf. "Weiß ich nicht. Moment." Er stieß einen schrillen Pfiff aus, der Hakenzahn so sehr überraschte, dass dieser Rotzbacke von sich ward. "Vielen Dank auch. Was war das bitte für ein Pfiff?", beschwerte er sich vom Boden aus.

Aus der Ferne ertönte das Gebrüll eines Nachtschattens. "Ohnezahn ist auf dem Weg.", verkündete Hicks. "Aber was macht ihr hier?"

"Wir wollen ein Wettfliegen veranstalten. Ohne dich ist es langweilig und außerdem brauchst du eine Pause." "Fischbein, für dich ist jedes Wettfliegen langweilig, weil du immer Letzter bist. Aber ja, er hat schon irgendwo Recht, ohne dich ist es wirklich etwas langweilig. Also, was sagst du?" Rotzbacke schwang sich wieder in seinen Sattel.

Hicks fuhr sich durchs Haar und blickte zurück in die Hütte. "Ich weiß nicht..." In dem Moment sprang Ohnezahn in hohem Boden mitten in die Versammlung. "Was sagst du, mein Freund? Lust auf ein Wettfliegen?" Ohnezahn gab ein freudiges Geräusch von sich und sprang aufgeregt umher. "Natürlich hast du das. Na gut, dann los. Wo starten wir?"

Sie flogen zu den großen Felsen im Meer, wo sie gewöhnlich ihre Wettfliegen abhielten. Im Licht der untergehenden Sonne schimmerte das Meer orange.

"Also gut. Folgende Strecke: Zwischen diesen Felsen hindurch, einmal rund um Berk, dabei auch um diese Felsen an der Nordseite und schließlich treffen wir uns wieder hier." Astrid fuhr mit ihrem Finger die reichlich lange Strecke auf der Karte nach und schwang sich dann auf Sturmpfeil. "Bereit?"

"Jederzeit.", antwortete Rotzbacke. Die Freunde gingen in Startposition. Hicks klinkte seine Prothese in die Vorrichtung ein und kraulte Ohnezahn am Kopf.

"3...2....1... LOS!" Blitzschnell schossen die Drachen davon. Hicks, der mit Ohnezahn relativ weit vorne war und seine Freunde schnell hinter sich ließ -was auch daran liegen könnte, dass die beiden schon bald die vorgesehene Strecke verließen-, manövrierte durch die Felsen hindurch und flog bald darauf über das Meer.

Hicks streckte seine Arme nach oben. "Du glaubst mir nicht, wie sehr ich das vermisst habe, mein Freund.", sagte er und kraulte Ohnezahn mit einer Hand. Der gab einen Laut von sich, den Hicks leicht deutete.

"Okay, hast ja Recht, du verstehst mich wahrscheinlich bestens. Schließlich kommst du ohne mich auch nicht all zu weit. Sicher, dass du nicht doch lieber-"

Bevor er den Satz beenden konnte, schlug Ohnezahn mit einem seiner Fortsätze nach ihm. "Schon gut, verstanden. Wie du meinst."

Hicks lehnte sich zurück und blickte in den mit einzelnen Wolken durchzogenen Himmel. Als Oberhaupt sollte er sich Gedanken über die anstehende Hagelsaison machen.

Als Drachenreiter aber genoss er den Ausblick und den Wind, der durch die Schnelligkeit seines Drachens lautstark seine Haare verwüstete.

Manchmal zweifelte Hicks noch immer an seiner Eignung zum Stammesoberhaupt. Noch wenige Jahre zuvor hat er sich niemals in dieser Position vorstellen können.

Allerdings hatte Berk noch wenige Jahre zuvor Krieg gegen die Drachen geführt. Eine Rivalität über viele Generationen.

Wann immer Hicks sich in einer scheinbar auswegslosen Situation wiederfand oder vor Frustration einen weiteren Stift zu zerbrechen drohte, dachte er daran, wie viel er mittlerweile verändert hatte.

Und dann nahm er sich vor, den Bewohnern von Berk -ob Mensch oder Drache- ein noch besseres Leben zu ermöglichen.

Sollte das mal nicht ausreichen, hatte er noch immer Menschen, an die er sich wenden konnte. Seine Mutter und Grobian. Astrid und seine Freunde. Gothi und all die Bewohner Berks, die ihn sein Leben lang kannten und ihm vertrauten.

Nicht zu vergessen Ohnezahn und all die anderen Drachen.
Manchmal musste er sich einfach nur vor Augen führen, wie vieles es in seinem Leben gab, was er zu schätzen wusste.

Hicks setzte sich auf. "Weißt du, Ohnezahn, du musst mich einfach jeden Abend aus meiner Hütte raus zerren. Mit Zähnen und Klauen, wenn nötig. Wenn ich darüber nachdenke, sieht von hier oben alles schon viel besser aus."

Ohnezahn schnurrte und schoss eine Plasmasalve ab, die die dunkle Meeresoberfläche erhellte.
"Zeit, zurückzukehren, huh? Na dann, mein Freund, auf nach Hause!"

Sie wendeten und nahmen Kurs auf ihre Heimat.
Die Insel Berk leuchtete im Schein ihrer vielen Fackeln wie ein Stern im dunklen Nachthimmel.

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An alle meine hart arbeitenden Leser da draußen: Take a break. Stay hydrated. Eat your meals. Watch your health.
Manchmal muss man sich eine Pause erlauben, um mit neuer Energie arbeiten zu können. Vergesst eure Freunde und Familie nicht, bleibt gesund und gebt auf euch Acht. Vor allem aber: Selbst, wenn ihr euch mal in einem slump befindet, werdet ihr wieder zurückfinden. Ruft euch in Erinnerung, wie weit ihr bisher gekommen seid und gönnt euch die Pausen, die ihr braucht und verdient. Keep fighting! Es gibt immer jemanden, der an euch glaubt.
Silver_Shadow_09, over & out!

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 07, 2021 ⏰

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