Dagurs Flucht und Neuanfang

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Ich sah mich um. Niemand war zu sehen. "Die Luft ist frei. Los geht's." Leise schlich ich durch die Gänge, bedacht darauf niemandem zu begegnen.  Ich öffnete die Tür zum Nebenraum. Drei kleine Boote erstreckten sich vor mir, eines davon noch recht gut in Takt. Möglichst schnell, aber dennoch vorsichtig versuchte ich, ein Boot ins Wasser zu ziehen. Endlich hatte ich es geschafft. Im Wasser begann ich zu rudern. Die Drachenfänger mussten ohne mich auskommen. Sie benutzten mich eh nur. Hauptsache es geht Heidrun gut. Meine Schwester hasst mich wahrscheinlich,  aber ich gebe die Hoffnung nicht auf. Die ganze Nacht ruderte ich. Erst am Morgen tauchte eine Insel am Horizont auf. Erleichtert legte ich dort an und bestieg die Insel. Sie schien mir der perfekte Zufluchtsort zu sein. Es gab Bäume, ein Wasserfall, Flüsse, Beeren, Blumen und und und.
Noch an diesem Tag baute ich mir ein Unterschlupf. Mit meinem Messer übte ich Werfen. Ein Lagerfeuer ließ mich warm bleiben und auch Essen hatte ich genug. Ich legte mich hin und schloss die Augen.

"Seht mal wie süß sie ist. Meine kleine süße Heidrun! "  "aber Mama. Was ist mit mir?"
"Du bist auch mein Süßer kleiner Dagur. "
"Nein! Ich bin nicht klein. Ich bin groß!"
"Natürlich mein Schatz."

Langsam öffnete ich meine Augen. Diese Erinnerung hatte ich noch.  Das war einige Wochen bevor ich meine eigene Schwester auf dem Meer ausgesetzt hatte. Besser gesagt auf eine andere Insel geschickt. Meine Eltern haben einen tiefen Schock erlitten und von dort an waren sie noch weniger um mich besorgt. Und heute weiß ich: es war ein Fehler. Ich hätte meine Schwester nicht einfach aus Eifersucht wegschicken sollen. Und auch weil sie von einigen großen Jungs bedroht wurde, und es mir peinlich war auf sie aufzupassen.
"Es tut mir leid Heidrun. Wirklich leid.",murmelte ich in den Himmel. Die Sterne funkelten und es schien tiefe Nacht zu sein. Seufzend legte ich mich wieder hin.

Tage vergingen. Ich baute mir einen richtigen Unterschlupf und baute mir eine Feuerstelle. Sogar einen Topf habe ich auftreiben können. Händler Johann hat ihn gegen ein seltenes Fell getauscht. Und auch eine Angel habe ich von ihm bekommen. Mit der versuchte ich jetzt mir mein Mittagessen zu angeln. Ein paar Fische hatte ich bereits. Nach einer halben Stunde kam ich zu dem Entschluss, dass das reichen sollte. Also ging ich zurück zu meiner Feuerstelle und röstete den Fisch. Mit etwas Glück würde Händler Johann in einer Woche mit meiner Bestellung wiederkommen. Ich brauchte ein paar von den Wasserflaschen. Ich aß meinen Fisch auf und nahm ein Schluck von dem Wasser aus dem Wasserfall. Diese Insel kannte ich mittlerweile gut und wusste, dass die Drachenfänger diese zwar von ihren Schiffen sahen, aber nie hier her kamen. Auch zur Basis der Drachenreiter ist es von hier nicht weit. Doch auch sie habe ich bisher noch nicht gesehen. Hier war ich komplett ungestört und hatte Zeit. Zeit wofür? Zeit zum Nachdenken. Zeit zum Ändern meiner Sichtweisen. Zeit zum Ändern meines Lebens. Zeit zum Ändern meiner Selbst. Zum Besseren. 
Ich habe meine Fehler eingesehen. Ich hätte die Drachenreiter nicht bekämpfen sollen, sondern ihnen helfen. Ich hätte meinen Bruder nicht immer quälen sollen sondern mich mit ihm anfreunden. Ich hätte meine Schwester besser beschützen sollen. Und auf sie aufpassen. Ich vergrub meinen Kopf in den Händen und seufzte. So viele Fehler. So viele Missverständnisse. Wieso war ich so...so. ..so durchgeknallt? Was kann ich jetzt ändern?
Entschlossen ballte ich die Fäuste. Ich kann alles ändern! Besser spät als nie! Schließlich habe ich das auch gelernt. Hicks hatte es geschafft Frieden zwischen Drachen und Wikinger zu bringen, die Berserker schafften es mir zu gehorchen, Heidrun schaffte es mich zu finden, sich als Drachenjägern auszugeben,  ich schaffte es einen Skrill zu fangen, von den Drachenjägern zu fliehen. So vieles ist machbar.

Ich saß am Boden und sah zu einem Baum. Dort schienen leckere Früchte zu wachsen. Kurzerhand zog ich mein Messer hervor und fixierte mein Ziel an. Doch noch bevor ich es werfen konnte, hörte ich einen Aufschrei. Nein ein Brüllen. Und hinterher einen besorgten Ruf. Ehe ich mich versah sauste ein schwarzer Schatten über mein Kopf. Ich erblickte ein Nachtschatten. Ja, es war eindeutig Ohnezahn. Und auf ihm saß ein besorgter Hicks. Sie flogen, besser gesagt stürzten in die Baumkronen. Ohnezahns Schwanzflosse war heile also verstand ich es nicht. Mein Blick wanderte zum Strand.
Schiffe steuerten auf die Insel zu. Viggos Drachenfänger!  Jetzt verstand ich das Problem. Ohnezahn muss von einem Drachenwurzpfeil getroffen wurden sein! Ich rang kurz mit mir selbst. Nein. Ich muss den beiden HELFEN! Ein schmerzvoller Schrei wehte zu mir rüber. Hicks muss dem Drachen den Pfeil rausgezogen haben.  Das erste Schiff legte an. Einige Jäger eilten raus.

Ich versteckte mich hinter einem Gebüsch und wartete. Nur wenig später kam auch schon der Erste vorbei. Ich sprang hervor und zog ihm eine über. Bewusstlos fiel der Typ zu Boden und ich schliff ihn in ein nahegelegenes Gebüsch.
Mit den anderen verfuhr ich genauso.
Nach einiger Zeit entdeckte mich auch schon Hicks. Besser gesagt ich ließ mich entdecken...

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