Die Sonne erhob sich gerade über den Wipfeln der Bäume, als der Engel vor das Haus trat. Den Blick in die Ferne gerichtet, während das erste Licht sich in den braunen Flügeln fing und ihnen einen roten Schimmer verlieh. Es war das gleiche Licht, wie am Morgen, als das Dorf angegriffen wurde.
"Du versprichst, dass du wiederkommst?" Marya zupfte vorsichtig an den untersten Federn, was Thea dazu bewog zu dem Mädchen zu sehen.
"Ich verspreche es.", antwortete sie lächelnd und beugte sich zu ihr hinunter. "Und du versprichst mir, dass du fleißig lernst, damit du meine Geschichten aufschreiben kannst, ja?" Spielerisch stupste sie mit dem Finger an die Nase des Kindes, das darauf eilig nickte, jedoch auch traurig wirkte. Trotzdem ließ es sich nicht nehmen, dem Engel um den Hals zu fallen und sie zu umarmen.
"Ich werde dich auch vermissen, Kleine.", flüsterte Thea direkt neben ihrem Ohr und versuchte, die winzige Träne zu verstecken. Keine nachvollziehbare Reaktion ihres Körpers, da sie genau wusste, dass die Trennung zur zeitweilig sein würde.Fragend sah sie auf, das Mädchen noch immer im Arm, und zu den beiden anderen Menschen. Laya tupfte sich mit einem Tuch um die Augen, der Magier beobachtete die Szene nur stumm.
"Abschiede fallen stets schwer.", bemerkte er jedoch, trat vor und legte die Hand auf Maryas Schulter. "Gerade ein Abschied, der ein Wiedersehen verspricht."
Sie nickte und löste die Umklammerung des Mädchens vorsichtig. "Ich komme wieder.", wiederholte sie noch einmal und lächelte, während sie aufstand und nun die Mutter in die Arme schloss. "Passt gut auf euch auf. Überanstrenge dich nicht.", bat sie leise, damit der Magier es nicht hörte. Es war keine Bitte, ihm nicht zu helfen. Sie vertraute dem Alten zwar, doch die Gefahr bestand, dass die Frau zu viel tat.
"Natürlich." Mehr brachte sie mit vor Trauer gebrochener Stimme nicht hervor. Dazu war die Frau seltsam steif, als wehre sie sich gegen die Nähe des Engels.
Thea machte sich schon Vorwürfe, dass sie nicht weiter versucht hatte, die Erlebnisse der Freundin zu verstehen oder sie dazu zu bringen, ihr die Dinge zu schildern, die nach der Flucht geschehen waren."Geh' ruhig. Wir schaffen das schon." Laya löste die Umarmung und mit noch immer feucht glänzenden Augen lächelte sie. Es war ein ehrliches und aufmunterndes Lächeln, das jedoch nicht die wahren Gefühle und Gedanken der Frau preisgab. Dinge, von denen sich der Engel wünschte, sie würde ihr davon erzählen um ihr helfen zu können.
Doch vielleicht brauchte sie noch einige Zeit dafür und konnte sich öffnen, wenn Thea zurück kam.Langsam trat Thea einen Schritt zurück und wandte den Blick wieder zum Himmel. Die Sonne stand nun schon zu einem großen Teil über dem Bäumen, der Tag schritt voran und stahl ihr die Zeit, um bis zum Abend weit zu kommen.
"Du solltest los. Die Berge sind kein nahes Ziel.", erinnerte der Magier. "Zu Fuß braucht man einen Monat."
"Ich weiß. Darum fliege ich auch." Sie lächelte und schüttelte die Federn aus. "Ich bin vorsichtig und bleibe versteckt. Die Menschen sollen nichts von mir wissen.", wiederholte sie den Plan, den sie mit dem Magier besprochen hatte. Ein solcher, negativer Zusammenstoß wie mit den Dorfbewohnern sollte sich nicht wiederholen. Vielleicht war sie schon in wenigen Tagen an ihrem Ziel und konnte sich von dort aus durch die Wälder schlagen, die noch nicht von den Menschen durchbrochen wurden. Zumindest die Feen und Nauvia schienen direkt beieinander zu liegen und keine menschlichen Siedlungen dazwischen."Mach dir keine Sorgen. Wie gesagt, kam hierher noch nie ein Fremder, der nicht vertrauenswürdig war." Der Mann lächelte und schien wesentlich gefasster als Mutter und Kind. "Wir werden trotzdem gut aufeinander aufpassen." Er hob die Hand und legte sie auf seine Brust. "Wenn einer der beiden etwas passiert will ich tot umfallen, werter Engel."
Thea nickte als Zeichen, dass sie ihn verstanden hatte und breitete die Flügel aus. Eine Hand ruhte auf der braunen Tasche, in der sicher verstaut Bücher und Stifte waren, mit denen sie ihre Aufzeichnungen erweitern würde."Ich danke Euch sehr, Magier." Thea wiederholte die Geste des Mannes und beugte leicht den Kopf.
Er nickte, dann jedoch sah er den Engel einen Moment erschrocken an, bevor er herzlich lachte. Dieses Verhalten verwirrte Thea kurz und auch Laya und Marya sahen irritier zu dem Mann.
"Das hatte ich fast vergessen.", erklärte er sich knapp. "Warte noch eine Sekunde, Thea."Sie reagierte nicht, während er zurück ins Haus trat und dort einen Moment ungesehen verweilte. Die Frauen starrten einfach nur stumm auf die Tür, hinter der die Irrlichter fröhlich glühten, bis der Mann wieder herauskam, in der Hand einen großen Wasserschlauch.
"Dies hier ist noch für dich. Einst gehörte es einem anderen deines Volkes, dem Wettstreiter." Er reichte ihr den Behälter. Feste Fasern bildeten ihn, während eine einzelne Feder sich aus dunkleren dieser Fasern abhob. "Dieser Wasserschlauch wurde einst von eurer Schöpferin gefertigt, einen für jeden Wettstreiter. Ich weiß zwar nicht wie er in den Besitz des ersten Magiers gekommen ist, doch er wurde sicher nicht gestohlen." Der Magier zog die Mundwinkel ein wenig nach oben. "Der Zauber hält seit dieser Zeit. Er füllt sich stets wieder auf, wenn er leer ist.""Danke. Das wird mir sicher sehr helfen." Sie hängte ihn sich über die Brust, der Gurt der ihn hielt, auf dem Rücken. Es war, als würde er nichts wiegen, trotzdem war er prall gefüllt. Geradezu bedächtig strich sie einmal über das Bild der Feder. "Nun sollte ich aber aufbrechen. Ich möchte noch ein gutes Stück schaffen, bevor ich vom Himmel falle."
Winkend breitete sie wieder die Flügel aus, stieß sich jedoch endlich ab. Der Wind griff schnell und trug sie höher, während sie den Menschen am Boden winkte und einen Kreis um die Spitze des Turms flog.Es fiel ihr immer noch schwer, sie zurück zu lassen, was sich in den wenigen Tränen ausdrückte, die ihr während des Flugs aus den Augen kullerten. Doch das Vertrauen in das Versprechen des Magiers, dass die Frauen sicher bei ihm waren gab ihr Kraft. Damit lenkte sie in den Nordosten ein und hielt auf die noch nicht erkennbaren Berge zu.
Das erste Ziel ihrer Reise.
So, das war der erste Schwung. Es geht weiter sobald ich die Kapitel getrennt, sortiert und nummeriert habe. Mal sehen, ob wir da von einem Monat oder einem Jahr sprechen...
Hatte ich schon erwähnt, dass nur der erste und fünfte Teil richtig fertig sind?
Zum Status der anderen:
2. Abschnitt: weitestgehend geschrieben, muss getrennt werden
3. Abschnitt: weitestgehend geschrieben, müssen noch größere Lücken gefüllt werden
4. Abschnitt: Ich habe die Idee - Jetzt muss ich es nur noch ausarbeiten...
5. Abschnitt: fertig - bringt nur nichts
Wenn ich das so lese habe ich leise die Hoffnung, dass ich nicht die einzige Hobby-Schreiberling bin, die mit Anfang und Ende weniger Probleme hat, als dem Mittelteil...
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THEA - Der Traum der Göttin [Teil 1]
FantasyIn einer Kultur der Reinheit und Perfektion, wird falsches ausgesiebt. So passiert es Thea, die als einzige der Generation mit braunen Flügeln schlüpft. Verstoßen von ihrem Volk verlässt sie die fliegenden Inseln, auf der Suche nach einem neuen Lebe...