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Ich brauche eine ganze Weile um nicht doch noch in Schappatmung zu fallen und umzukippen. Diego hingegen stand die ganze Zeit wie angewurzelt da, packt schließlich grob meine Hand und zerrt mich wieder in Richtung meines Raumes: „Du wirst ihn nicht mehr sehen. Und solltest du ihn über den Weg laufen redest du gefälligst nicht mit ihm. Verstanden?"
„Sonst geht es dir schon noch gut, oder was? Du hast mir gar nichts zu befühlen!", ich blicke ihn entgeistert an. Da ist wohl jemand sehr eifersüchtig auf seinen Bruder.
Diego schubst mich in mein Schlafgemach, knallt die Türe zu und kommt dabei aggressiv auf mich zu: „Du bist verdammt mich mal mir versprochen und nicht ihm. Und solltest du dich mir nicht unterordnen und meine Befehle missachten werde ich dir ganz schnell Manieren beibringen. Du garstiges Weibsstück!" Bei seinen letzen Satz hebt er bedrohlich die Hand und will andeuten mich zu schlagen.
Und in diesem Moment absoluter Respektlosigkeit hat er das Feuer in mir angeschürt: „Fang doch an zu heulen, Prinzessin. Ich mache was ich will und ich werde mir schon gar nichts von dir kleinen Witzfigur sagen lassen!" Damit habe ich volle Kanne auf den roten Knopf geschlagen. Diego schnaubt, Holt kräftig aus und will mir eine Scheuern.
Doch so leicht hat er es nicht mit mir. Ich fange den Schlag mit der einen Hand ab und nutze die Energie darin um ihm eben jenen Arm zu verdrehen und ihn gleich mehrere Male mit dem Gesicht auf den nahegelegenen Schminktisch knallen zu lassen. Der hat gesessen. Drei Parfums und eine Puderdose fallen scheppernd und staubend auf den Boden.
Ich beuge mich über Diego's Ohr und flüstere ihm boshaft zu: „Versuch nie wieder mich anzufassen." Dann knalle ich seinen Oberkörper ein letztes Mal gegen den Tisch und lasse ihn schließlich los. Als er sich aufrichtet muss ich schon sagen dass mein Schlag gesessen hat. Aus seiner Nase fließt Blut und über seiner Augenbraue klebt die Scherbe eines wohl zersprungenen Fläschchens Parfum. Insgesamt bin ich stolz auf mich. Doch das ändert sich als Diego sich die Scherbe aus der Haut zieht und erbost darauf Blickt. Seine Augen strahlen eine Mischung aus Ekel und Unglauben aus. Toll. Ich hab ihn also nur sauer gemacht. Ich hätte doch fester zuschlagen sollen.
„Was glaubst du eigentlich, du dreckiges Miststück. Gegen einen Mann einzustehen?", seine Nasenflügel neben vor Wut als er sich das Blut grob weg wischt. Ja, was dachte ich mir dabei nur? Es ist ja schließlich absolut die Schuld der Frau wenn der Mann übergriffig wird. Aber was denke ich denn? Emanzipation ist hier ja schließlich auch kein Begriff. Dumme Mittelalter-Hobbits!
Diego setzt tatsächlich nochmal zu einem Angriff an, jedoch zieht er dieses Mal das Schwert an seinem Gürtel und will damit nach mir Schlagen. Ich weiche aus. Einmal. Zweimal. Das dritte mal streift er mich an der Schulter. Ich ziehe scharf die Luft ein und blicke kurz auf meine verwundete Stelle. In dem Moment wirft er irgendetwas. Ich glaube es ist eine leere Wasserkaraffe. Sie trifft mich und lässt mich mit diesen grausamen hohen Schuhen nach hinten stolpern. Ich lande auf meinem Hintern und robbe zurück. Diego jedoch kommt weiterhin auf mich zu und hebt das Schwert bedrohlich über meinem Kopf.
„Ich werde dir beibringen wie du deinen zukünftigen Mann zu behandeln hast", ich kann schon fast seinen Atem riechen. In dem Moment kommt mir der Gedanke. Er wollte mich nie gehen lassen. Sein Plan war von Anfang an mich einzusperren und zu zwingen ihn zu heiraten. Selbst wenn ich mich dagegen entschieden hätte. Und er macht mich absolut sauer. Hätte ich jetzt auch ein Schwert würde ich ihn grün und blau schlagen.
Diego spannt seinen Körper an. Die Klinge saust auf mich nieder. Ich halte schützend meine Hände über mein Gesicht. Und in diesem Moment überkommt es mich. Die Luft um Diego wird dünner und lässt ihn nicht zu Atem kommen. Er stockt und würgt. Fasst sich an den Hals und lässt die Klinge nieder. Dann stolpert er nach hinten. Ich spüre wie die Luft sich ihm entzieht und in die andern Ecken des Raumes gesogen wird. Das ist unmöglich. Ich sollte keine Kontrolle darüber haben! Ich lasse meinen Angreifer würgen und keuchen. Die Kraft zu sprechen entziehe ich ihm. Ich habe die Luft in meiner Gewalt. Schließlich gibt er einen letzten Keucher von sich und kippt dann geschlagen nach hinten um. Und genau so schnell wie die Gabe der Luft in mich hinein fuhr geht sie auch wieder.
Überrascht blicke ich auf meine Hände. Ich muss rausfinden was das zu bedeuten hat. Luft und Erde sollten nicht meine Gaben sein. Aber zuerst muss ich hier raus. Wenn sie rausfinden dass ich ihren Prinzen K.O gewürgt habe werden sie mir weiß Gott was antun. Ich stürme also aus der Zimmertür, die Diego in seiner Wut nicht verschlossen hat und mache mich daransetzen schnell wie möglich aus diesem Schloss zu entkommen. Nach einer Ewigkeit habe ich mir den Weg zum großen Schlosstor gebannt als mich ein kräftiger Schlag im Nacken trifft.
„Wo willst du denn hin?", höre ich noch eine hämische Stimme, als ich ohnmächtig in mich zusammen sinke und auf dem kalten Pflasterboden lande. Das ist ja gut gelaufen.
Ich komme in einer mit altem Stroh gepolsterten Zelle wieder zu mir. Rings um mich sind Eisenstäbe und meine Hände sind in Ketten gelegt.
„Na auch wieder wach?", eine fremde Stimme lässt mich zusammen Zucken, „Diego hat uns schon von eurer kleinen Rebellenaktion berichtet. Beeindruckend. Die Luft konnte seit tausenden Jahren keiner mehr kontrollieren."
Ich fasse mir an meinen Schmerzenden Kopf und blicke den Spitzbart fragend an: „Wer zum Teufel seid ihr?"
„Nennt mich Lord Miraz. Und ihr werdet noch bis zum Ende eurer Tage unser Gast sein. Melanie, Herrin der Luft und der Erde!"

Die Rückkehr der RetterWo Geschichten leben. Entdecke jetzt